4. Tag
"Lass die Sonne in dein Herz"
oder
"Eternal Sunshine of the Spotless Mind"
17.09.2013
Langfenn - Bozen - Trento - Vigolo - Vattaro - Rif. Maranza - Trento
125 km, 1136 hm, 7 h, Kosten: 30 €
Höhenprofil Tag 4
Hach... erster persönlicher Rekord. Ich bin noch nie vier Tage am Stück gefahren.
(Ehrlich!)
Wie auch immer... Im Bunker aufzuwachen sorgt für ein eher gemischtes Gefühl, da wir nicht hinausschauen können. Bestimmt ist's verregnet und bewölkt.
Nun ja, aufgestanden und den neuen Tag begrüßt, der kann ja nichts dafür.
Wir ziehen uns an und gehen zum Frühstück, in einen...
sonnendurchfluteten Restaurantbereich!
Heißa!
Also, alles schön und wir können unsere Siebensachen wieder auf den Rücken schnallen und...
Haaaalt!
Erst noch eine kurze Geschichte anhören:
"Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich von einem Unwetter in der Nacht geweckt worden bin!", erzählt uns eine Wanderin, die die Nacht auch in Langfenn verbracht hat.
Wir schauen uns an: Wie meint sie das denn jetzt? Ach, es hat heftig gestürmt die Nacht? Haben wir nicht gemerkt, wir waren ja im Bunker.
Die junge Frau wandert übrigens zusammen mit ihrer Begleitung von Oberstdorf nach Bozen. Immer den E5 lang. Letzter Tag heute für sie. Bozen ist ihr Ziel. Also gleich da.
Nach Bozen wollen wir auch. Und dann sehen wir weiter.
Um es vorweg zu nehmen, das Wetter wird für uns so schön bleiben.
Renn.Schnecke gibt sich nun auch gnädig und kündigt an, heute etwas ruhiger fahren zu wollen.
Renn.Schnecke: Heute machen wir mal ruhig.
Das kommt mir sehr gelegen, da mein Knie sowie mein Daumen im Heilungsprozess wieder einen Gang zurückgeschaltet zu haben scheinen.
Abwarten... erst mal Abfahrt:
Leuchtendes Frühlingsgrün! Das Himmelsblau siegt über die graue Wolkenfront! So kann und wird es heute bleiben!
Der Kampf zwischen Italienern und Südtirolern treibt die eine oder andere Stilblüte:
Auch auf den noch folgenden Fahrradwegen von und nach Bozen werden wir fordernden Graffitis wie "Südtirol bleibt Österreich" (Zitat) begegnen, die teilweise auch wieder durchgestrichen wurden.
Auch hier gibt es immer wieder spannende Wegvarianten zu befahren. Die Wege sind vom Regen noch aufgeweicht und lassen ihre Bestandteile an unsere Unterrohre klatschen.
Allgegenwärtig und immer schön anzusehen... äh, beides auf dem Foto.
Handgeflochtene Zäune sieht man auch nicht allzu häufig, oder? Also Fotopause!
Kantige Variationen in grün und blau.
Ich kann gar nicht sagen, ob das nun von Menschenhand so angelegt wurde oder durch den Druck des Steines entstand. Nun, es ist Kunst in freier Natur und mir ein Foto wert.
Den Weg dorthin zu finden ist allerdings auch eine Kunst, da der auf der Karte aufgezeichnete Weg sich schlichtweg nicht finden lässt.
Aber dank meines unermüdlichen Forscherdrangs finde ich schließlich dieses Kuriosum.
Ab nach Bozen runter!
Diese romantische Brücke bemerken wir nicht mal, da das Gebüsch vorher und drumherum doch recht dicht ist. Nur ein zufälliger Blick zurück offenbart dieses kleine verträumte Überbrückungsbauwerk.
Renn.schnecke: Kharma macht ein Foto von mir an einem Punkt, an dem man auch mal gefahrlos halten konnte, ohne selbst abzustürzen oder dem anderen im Weg zu stehen.
Ja, mag nicht so wirken, aber diese Abfahrt hatte es in sich und war doch recht tückisch.
Die Strecke fordert dann auch ihren Tribut: Renn.Schnecke stürzt und reißt sich fast die Hand ab, wie man hier sieht. Ach was sage ich, fast den ganzen Arm^^.
Dafür sieht ihr Oberschenkel Tage später umso interessanter aus und konkurriert farblich mit meinem Daumen.
Renn.Schnecke: Das deutsche Wanderpärchen gestern auf dem Urlesteig hat es uns ja prophezeit!: Genickbruch über Bozen!
(Und so lustig, wie es auch klingen mag; es war zu steil, zu schmal, zu bockig und ein zu tiefer Fall im Falle eines Falles. Den ersten Abgang konnte ich gerade noch abfangen. Ich weiß nicht, ob ich das nochmal fahren würde. Wenn, dann mindestens mit einem abgesenkten Sattel!)
Das "Sicherungsseil" besteht nur aus einem, mmh, Stromkabel aus dem, puh, Haushalt?! Auf jeden Fall ist auch dieses Gefälle nicht ohne.
Renn.Schnecke: Nach dem kleinen Kampf mit Gefälle, Treppen, engen Kehren und Seilschaften sowie dem Gefühl, nie mehr aus dem Wald auf den abschüssigen Hängen herauszukommen, landen wir zum Mittag dann doch im Tal.
Wir durchqueren Bozen und... Ach ja, wohin wollen wir jetzt? Wenn ich mir so unsere Auswahl an Landkarten anschaue, eingeschränkt durch die aufgeflogene Planung, schlage ich vor, bis Trento auf dem Flussradweg (Adige-Radweg) zu fahren.
Nach der schnellen Sause, jetzt mal eine Pause. Und zwar mit Renn.Schneck'schem Menü: Billig-Toast mit "Preiswert-Tomaten" aus der Tube und Gurken-Imitat "
Zucchrimi".
Mann, Mann, Mann... was uns auf der Tour an wildem Getier so begegnet. Klar habe ich schon mal Raupen gesehen. Die hier aber überqueren zuhauf unseren fast 3 Meter breiten Radweg und sind 10-15 cm lang.
Gut, dass ich eine Federgabel habe.
Renn.Schnecke: Geil. 60 Kilometer nur geradeaus. Und meine Lager im Steuerrohr machen mich fertig. Geradeaus ist das, was sie nicht auf die Reihe kriegen!! Es ist so anstrengend! Das Vorderrad tanzt in Schlängellinien von rechts nach links und ich kann es kaum im Zaum halten. [ein wenig übertriebene Dramatik over]
Nach langer und recht flotter Radwegjagd durch das Tal, vorbei an großen Apfelplantagen und Berghängen (ich erinnere an Schneckes Aussage heute etwas
ruhiger zu machen) erreichen wir die Stadt Trento (Hauptstadt des Trentino) mit seinen Blumenkästenbrücken:
Von hier aus soll es nun bergauf gehen zur Hütte Rif. Maranza. Also schnell noch den internen Futtersilo gefüllt und rauf, Richtung Schlafplatz gehetzt. Nach steiler Anfahrt, erst auf Asphalt, dann Waldweg und zuletzt Schiebepassage, erreichen wir bei Sonnenuntergang die Hütte.
Hübsch und einladend sieht sie aus. Als leer und ausladend entpuppt sie sich: Man kann nämlich gar nicht auf dieser Hütte übernachten, da es nur noch ein Restaurant ist *grummel*.
Diese kurze Information finden wir nur stückweise und mit Ach und Krach heraus, da Englisch in Italien, wie wir an diesem Abend feststellen dürfen, wohl keine Grundlage für den Betrieb von Gaststätten etc. ist.
Trotzdem ist der Mann wirklich nett und bemüht und telefoniert noch die umliegenden Hütten ab. Jedoch ohne Erfolg. So sehen wir uns gezwungen, wieder in die Stadt hinunter zu düsen, bei beginnender Dunkelheit und mit zwei kleinen funzligen Notleuchten (Müsli war wichtiger
).
Renn.Schnecke: In einem Restaurant fragen wir noch nach einem Zimmer. Nein, alles voll. Wir sollen in den nächsten Ort fahren, da gäbe es was. Aber wo zum Geier?? Wir rauschen weiter und weiter. Da! Ein Schild weist auf eine Pension oder so etwas. Noch 600 m. 400, 500, 600.... Hmm... 700... Hast Du was gesehen?? Ja, nee, ich auch nicht. Also wirklich bis ganz runter wieder.
Berge in Flammen
Es wird Nacht in Trento - und wir sind noch nicht unten.
Wir erreichen die Stadt aber ohne Unfälle.
Altstadt erreicht, jetzt fehlt noch die wohlige Wärme eines bequemen Bettchens
Jedoch ist unser Übernachtungsproblem damit noch nicht gelöst. Der Hybrid Renn.Schnecke/Alter.Hase kennt sich natürlich bestens aus und führt uns schnurstracks Richtung Jugendherberge. Gute Idee.
Ist voll!
Renn.Schnecke: Da stehen wir also endlich in dem Hostel. Zwei Leute vor uns kriegen ihre Bettlaken usw. Dann sind wir endlich, endlich dran! "We need two beds, please! " Aber nee, is' nich'. Alles vollkommen voll! Ohne Reservierung läuft hier heut Nacht nix mehr! Verdammt!! Ich geb auf...
Grrr... dann eben zum empfohlenen günstigsten Hotel. Eine Alternative, die Renn.Schnecke eher nicht behagt, aber in Anbetracht der Umstände sich nicht mehr vermeiden lässt.
Renn.Schnecke: Eine kleine Hoffnung gibt es noch: Ein Italiener (der, der das vorletzte Bett bekam) fragt: "Bed'n'Breakfast?" Ja, das brauchen wir. Er heißt uns, ihm auf seinem Radl hinterher zu fahren. Uns ist das nicht geheuer. Können wir ihm vertrauen? Wir rollen ihm auf den Straßen Richtung Zentrum hinterdrein. Und tatsächlich: Bed & Breakfast steht auf einem kleinen Schild neben einem Hauseingang! Er klingelt. Mittlerweile ist es 21 Uhr. Niemand meldet sich durch die Sprechanlage. Eine Telefonnummer steht auf der B'n'B-Plakette. Er ruft für uns an! Aber auch da geht keiner ran. Mist. Also doch zum Hotel Venezia. Boah, ich will nicht!... Oh, nur 80 EUR die Nacht für uns! Mit Ausblick auf den Platz der Plätze von Trento! Super!... Der Ausblick ist uns egal, sagt Kharma auf fachmännischem Englisch. Geht's nicht irgendwie billiger? Ja, für 60 EUR. Warum? Das Zimmer ist fensterlos...
Somit fall ich wieder gut erschöpft nach diesem "ruhigen" Tag in die Federn. Geschaf... *schrchh-schrchh*
Renn.Schnecke: Was denn??... Oh, huch, 125 km... ah, ok, ja, verstehe. ^^
Den Tag noch nicht verdaut, schon die nächste Tour gebaut. ^^