7. Tag
"Poooonaaale, ooohooo..."
20.08.2013
Riva - Ponale - Lago di Ledro - Tremalzo - und zurück nach Riva
68 km, 1760 hm , 6,25 h
Höhenprofil Tag 7
Heute möchte Schnecke mit mir den Tremalzo über den Lago di Ledro und natürlich die Ponale rauf.
Das Wetter zeigt sich warm, aber wolkig. Also los, klingt ja nach einem prima Pl....
Haaaalt!
Erst mal muss sich der in den letzten Tagen zum Opa mutierte Kharma die Knie und den Daumen eincremen, was nun zusätzlich noch zum Gesäß schmieren zur Morgenroutine gehören wird.
Wie wird das erst, wenn ich alt werde...
Jetzt aber...
Tasten schrubben...
...und ab!
Poooonaaale, ooohooo...
Es ist durchaus schon betriebsam auf der Ponale.
Komische Straße, finde ich. Die Mitte ist mit ´ner Absperrung versehen, sodass eine Hälfte des Weges eher glatt und die andere Hälfte eher sandig und hügelig ist. Mmh...
Oh, immer wenn viele Hobbinauten aufeinander treffen, benötigt es wohl Regularien. Nun gut, hier also die Trailrules (mit Blut unterschrieben ^^):
Also, die GLASFLÄCHE haben wir nicht überfahren, weil nicht gefunden

(siehe Punkt 3)
Das ist meine Lieblings-Verbots-/Gebotstafel überhaupt.
Ein Lesevergnügen schon ab Punkt 1: "Das Mountainbike ist erfunden worden, um Emotionen und angenehme Abenteuer zu schenken, nicht als Mittel zur Suche des Unmögliche oder - schlimmer noch - als eine mechanische Waffe, um die Gesetze der Schwerkraft herauszuforden."
Die Ponale wird dann irgendwann zur breiten Straße.
Vor uns fährt eine Gruppe, die sich wohl einen Guide geleistet hat. Kraftstrotzende Testosteron-Ritter, die auf teurem Material auch eine Novizin unter sich aufgenommen haben.
Da wir eine Weile denselben Weg fahren, werden wir Zeugen des kleinen alltäglichen Sexismus, indem die Frau sich natürlich ständig "lustige" Kommentare der Männer anhören darf. Aber, sie kann sich durchaus auch wehren.
Die Gruppe teilt sich irgendwann auf verschiedenen Wegen auf und wir entscheiden, den Rest zu überholen.
Der Weg an sich ist nicht so spannend. Wir erreichen den Lago di Ledro und nutzen ihn für eine kleine Mampfpause.
Lago di Ledro:
Und mein Ledrosee
:
Je höher wir uns schrauben, desto kühler wird es, was aber auch an den wieder aufkommenden Wolken liegt. Das bedeutet, wieder einmal ist Klamotten wechseln angesagt:
Schnecke hat Spaaaaß
Meter für Meter schrauben wir uns voran und ich schau mir von Zeit zu Zeit die Serpentinen an, die wir schon durchfahren sind.
Cool, ich wollte immer schon mal wissen, wie sich das anfühlt, wenn man so zurückblickt.
Fühlt sich guuut an.
Inzwischen gefällt mir auch die Landschaft wieder besser, trotz des wiedergekehrten Schotters.

Die Vegetation, die Steinformationen... einfach herrlich.
Je höher wir fahren, desto dichter wird der Nebel und inzwischen habe ich das Gefühl, das Schotter wohl hier erfunden wurde.
Leider nimmt uns der Nebel bald die schöne Aussicht.
Höher... Höher... ich kämpfe mich jeden Meter voran. Ist die Strecke am Anfang eher langweilig, ändert sich der Anspruch mit der zurückgelegten Distanz. Der Schotter variiert und die Steigungen tun es ihm gleich.
Die Sicht wird schlechter, mein Magen leerer und Schweiß bahnt sich seinen Weg durch meine Funktionswäsche.
Ich bekomme diesen berühmten Tunnelblick, den ich wie in Trance durchfahre. Die Landschaft verschmilzt, Geräusche verwässern. Doch ich sehe ein Licht.
Was sich wohl am Ende des Tunnels in dem Licht befindet?
Uuuuund?
Pssst, ich verrate euch jetzt ein Geheimnis des Lebens!
Am Ende des Tunnels befindet sich...
Ding!
Jap... eine Kuh!... Wer hätte es gedacht?
Aber gut, weiter im Text:
Geschafft! Der Tunnel durchläuft quasi den Tremalzo.
Abgehakt!
Na, na, na! Nicht so schnell! Was wir tatsächlich sehen, als wir es endlich nach ganz oben und durch den Tunnel geschafft haben, ist das hier:
Was wir hätten sehen sollen, wäre das hier gewesen:
Hat nicht sollen sein. Na, na, na, nicht so traurig gucken!
Im Übrigen: Im Hintergrund sieht man zwei der drei Frauen, die nicht unbedingt den Eindruck von flotten Trailgämsen machten, Als sie uns einige Höhenmeter tiefer während der Mittagspause überholten. Ich dachte mir, das wird nix. Denn teilweise schoben sie bereits. Wie man jedoch sieht: sie waren zum gleichen Zeitpunkt wie wir oben! 
Und nach jedem Aufstieg folgt meistens eine Abfahrt. *freu*
Diese hier beschäftigt uns dann auch wieder gut:
Ist steiler als man denkt!
TurboSchnecke (gab's ja nun auch im Kino^^)
Und schon sind wir wieder zurück am Lago und steuern auf die Ponale zu. Linksseitig des Tals das Ex-Restaurant. Rechts Wasserfall.
Ich maaag Wasserfälle
Ist die Ponale bergauf eher unspektakulär, so hat man doch auf der Rückfahrt richtiiich Spaß. Jetzt versteh ich auch, was der Sand und die Hügel neben der Absperrung soll: Puschen, springen, Spaß haben!
Zitat aus dem Reisetagebuch:
Ponale heimwärts fetzt!!
Revue passierend ist es auch mal spannend, die verschiedenen Altersklassen beim Biken zu beobachten und den einen oder anderen High-Tech Boliden mal aus der Nähe zu betrachten. Und nett sind hier die Fahrer(innen) allemal
Alles in allem also eine feine Sache, die uns, zusammen mit den warmen Temperaturen, zu dem Entschluss führt, hier noch einen zweiten Tag zu verweilen.
Dann soll es aber mit der Bahn nach Sterzing zurück und auf der ursprünglich geplanten (von den vielen geplanten ^^) Route nach Hause gehen.
Dass wir mit der Bahn fahren, ist dem Umstand geschuldet, dass ich dann doch auch bald wieder nach Hause muss, da der eine oder andere Termin sich nicht verschieben lässt. Und wir hatten ja keinen richtigen Zeitplan, ursprünglich.
Aber noch ist es nicht soweit.
Ausklang am Lago di Garda
Und wieder fahren wir erschöpft(eher ich) zum Einkaufen und dann in Richtung Betti. Wär ja schön, wenn wir das Zimmer nun für uns hätten. Naja, und wenn nicht, ist das ja auch nicht so schlimm.
...Denke ich mir...
Nach dem Einkauf also gleich zur Herberge und zu unserem Zimmer.
Ich öffne die Tür und
"
Bamm"
fall fast ohnmächtig wieder in den Flur zurück!
Ein unmenschlicher (oder leider allzu menschlicher) Gestank blockiert den Eingang zu unserem Raum! Da kein schwerer Atemschutz vorhanden ist, kämpfen wir uns todesverachtend in die wabernde Wolke um den oder die Verursacher ausfindig zu machen.
Wir finden...
Socken!
Zwei Paar!
Sowie die dazu passenden Wanderstiefel. Die müssen ununterbrochen vom Himalaja her gewandert sein
Aber mal im Ernst, der Gestank ist so penetrant, dass wir die Socken kurzerhand auf ein Geländer der
Außentreppe hängen, wo sogleich jede Person, die dran vorbeiläuft, sich lautstark über den üblen Geruch äußert und es nicht fassen kann, dass zwei Stücke Stoff solch einen Gestank verbreiten können. Und das ist jetzt keine Übertreibung!
Die Schuhe kommen zwar auf den Flur, aber der Gestank bleibt die Tage im Zimmer stehen. *würg*
Zumindest lenkt dieses Problem von meinen schmerzenden Knien und meinem Daumen ab.
Ein so schöner Tag und ein so, mmh, eindrucksvolles Ende.
Gute Nacht...
Ich muss meine Sinne abschalten.
Und die Schmierung nicht vergessen!:
Opa Kharma auf seinen Alterssitz