Heute, früh(er) los, im Regen, unter 10°. Nur durch beständiges Gehen halte ich meine Gleichgewichtstemperatur aufrecht, fast keine Bilder.
Man kann in diesen Bergen nur entweder so kleine Stichwanderungen machen oder wirklich grosse Runden.
Das eine Wegstück gefällt dem Rübezahl in mir sehr gut. Grosse Felsen, zum Weg geschlichtet, tückisch zu gehen bei Nässe.
Man sieht, dass es oben tatsächlich schneit.
An dem Löffel-Gabel-Symbolhaus am See oben ist Touri-Remmidemmi mit Verkaufsbuden für Fleecejacken, Mützen, etc. und Klimbim. Innen in dem Hotel mit Kantinenartigem Wirtsraum spielt die Musik. Zwei Combos, die sich abwechseln: Mund- und Ziehharmonika mit Gesang, in den alle einstimmen, lauthals und hemmungslos, die andere haben Geige, Bass und nochmal Ziehharmonika. Es ist permanent Gesang und die Geige spielt immer so knapp daneben, kommt mir vor, oder es gehört so. Im Vorraum auf einer Bank lasse ich meine Jacke trocknen und esse zwei Gebäckstücke, überraschenderweise mit Nutella gefüllt, die ich im Laden unten gekauft habe. Dieser kleine Laden ist das einzigste, was irgendwie keinen Tourismus-Schaden davongetragen hat wie sonst der ganze Rest. Zwei Frauen schmeissen ihn. Als ich ankomme, rauchen beide vor der Türe. Die eine setzt sich an die Kasse, die andere fragt mich etwas und zeigt auf den Stock. Krkonoš, sage ich. Innen räume ich durch eine unbedachte Drehung eine ausgestellt Plastikwasserflasche von der Ecke einer Ausstellungsinsel. Rucksack zu gross, ich bekomme einen Blick und Text aus der Kassenrichtung. Als ich bezahle, kommt die Frau von draussen rein und kriegt sich kaum ein, Krkonoš, sagt sie, Krkonoš...
Aus dem Hotel habe ich mir nicht nur Tee mitgebracht, sondern auch meine Siggflasche mit heissen Wasser gefüllt und in das Hotelhandtuch eingewickelt. Es ist angenehm warm. So mache ich Brotzeit, beschallt, im Durchgang und studiere meine Optionen: entweder ganz grosse Runde oder Stich zu einem anderen See hoch oder einfach wieder umdrehen.
Wasserfall direkt an dem See oben.
Es handelt sich bei allen Seen hier oben um Gletscherseen, die dem letzten abgeschmolzenen grossen Eisbatzen des jeweiligen Eiszeitgletschers entsprechen. Weil es hier so hoch ist, gibt es recht viele von diesen Seen. Immer schön quer im Talausgang die Endmoräne wie im Erdkundebuch, die immer ganz malerisch bewachsen ist, dann links und rechts steil hoch, das frühere Gletscherbett.
Aus dem Trubel am See komme ich hier nicht sinnvoll raus, also drehe ich einfach um, gehe eine kleine Variante zum Hinweg.
An der Weggabelung zwischen den Varianten treffe ich ein Ehepaar mit halbwüchsigem Sohn, der schon so gelangweilt dakauert und abwartet. Alle haben sie tiefrote Turnschuhe an. Die Frau möchte ganz genau wissen, wie welcher Weg ist. Ich sage: obenrum schön und durchaus schwierig, untenrum weniger schön und leicht. Matschig sind alle Wege... Vorteil des Rübezahl, mir glaubt sie, so wie ihr Mann schaut, hatte er genau das gleiche auch schon gesagt gehabt. Drama am Berg, unauflösbar.
Das ist keine Gegend für mich. Auf dieser Tour möchte ich Berge bfeahren, das Wandern im Regen oder Schnee morgen zu wiederholen, ich weiss nicht.
Mein Nachmittag ist dann mit sehr regelmässigem Atmen gefüllt, die gute Bergluft eben und morgen gehts raus aus diesem Tollhaus, Wind um die Nase, sowas halt. Die schönen Seen warten sicherlich auf mich, wenn ich mal nur zum Wandern wieder herkommen mag. Vermutlich dann von der polnischen Seite her, das Štrbské Pleso, also ich weiss ja nicht
Achja: allerliebster Bach mal wieder.