Hab mir ne Marzocchi MX Pro 85mm 2007 gegönnt und heute eingestellt.
Die gewonnenen Erkenntnisse wollte ich doch gerne mal etwas ausführlicher an alle Federungs-Newbies weitergeben. Die alten Hasen finden hier leider keinen neuen Stein der Weisen
Ihr braucht: Gabelpumpe, 21er Schlüssel oder Nuss, 10ml Spritze aus der Apotheke (Kanüle/Nadel braucht man keine), Kabelbinder mit 4mm Breite und einen Zollstock/Maßband/Lineal/Geodreieck
1. Richtigen Luftdruck herausfinden.
Den Kabelbinder um eines der beiden Standrohre ziehen. Er sollte so fest sitzen, dass er seine Position auf dem Standrohr sicher hält, aber locker genug, dass es keiner großen Kraft bedarf um ihn zu verschieben
Mit der Gabelpumpe soviel (oder wenig) Luft in beide Beine pumpen, dass die Gabel um 15% einsackt, wenn man sich im Stand auf das Bike setzt. Beide Seiten müssen auf den gleichen Druck eingestellt sein.
85mm mal 0,15 ergibt rund 13mm, so tief muss die Gabel einsacken
Um das zu messen wird der Kabelbinder bis runter zur Dichtung geschoben. Dann auf das Fahrrad hocken, Füße hoch und wieder absteigen. Zollstock nehmen und die Distanz vom oberen Ende der Dichtung bis zur unteren Kante des Kabelbinders messen.
Den Luftdruck, bei dem die Gabel um den richtigen Wert eintaucht, notieren.
2. Richtigen Ölstand herausfinden
Setzt euch aufs Bike und schmeißt euch mit eurem ganzen Gewicht auf den Lenker. Der Kabelbinder wird dabei ziemlich weit nach oben geschoben. Messt den Abstand von der unteren Kante des Kabelbinders bis zum unteren Ende der Gabelkrone. Er sollte -je nach Fahrweise- mind. 10% des Federwegs betragen. Bei XC mit kleinen Hüpfern 10% und je härte die Fahrweise und Sprünge desto mehr. Ist es weniger als 10% muss Öl rein, ist es mehr, muss Öl raus.
Dazu Luft ablassen, die Ventile abschrauben und mit der Spritze in 3-5ml Schritten Öl rausnehmen oder dazugeben. Auf beiden Seiten immer gleich viel Öl dazugeben oder entfernen. Dann beide Beine mit dem vorhin ermittelten Luftdruck aufpumpen, aufs Bike und wieder auf den Lenker schmeissen.
Diesen Schritt wiederholt ihr so oft bis der Abstand (euer nicht genutzter Federweg) besagte 10%+X erreicht
3. Raus und testen!
Der Kabelbinder bleibt am Standrohr und ihr schwingt euch aufs Rad. Fahrt so hart und heftig wie ihr maximal fahrt, ruhig auch mal einen kleinen Hüpfer machen, falls das eurem Fahrstil entspricht.
Wieder daheim muss zwischen oberer Kante des Kabelbinders und unterer Kante der Gabelkrone noch ein Millimeter Luft sein. Liegt der Kabelbinder an der Gabelkrone an, muss etwas mehr Öl in die Gabel.
Ist der Millimeter Luft noch da, seid ihr fertig und könnt den Kabelbinder ab machen. Ihr habt jetzt bei eurer bisher härtesten Fahrweise noch mindestens 5mm Federweg zur Sicherheit, bis die Gabel durchschlägt.
Die Dämpfungsgeschwindigkeit an der Schraube am rechten Federbein könnt ihr so einstellen, wie es euch angenehm erscheint. Ist die Gabel zu träge dann weniger Dämpfung (zum minus drehen), ist sie zu hippelig mehr (zum plus drehen).
Wenn ihr euch demnächst doch mehr traut als bisher, müsst ihr nicht gleich wieder an der Gabel rumstellen. Falls ihr allerdings deutlich an Gewicht zulegt, geht das Spielchen von vorne los. Fahrt ihr mit der Zeit einfach nur mutiger und es kommt doch zu einem Durchschlag, müssen wieder ein paar Milliliter Öl mehr in die Gabel, der Luftdruck bleibt gleich.