Mit BRouter funktioniert das meines Erachtens sogar besser, als mit gpsies. Da kann man erst einmal grob die Zielpunkte setzen und schaut, was BRouter für eine Route plant und dann zieht man je nach belieben die Strecke auf die Wege, die man fahren möchte. Das hat mit gpsies nicht so einfach funktioniert, wenn man "den Wegen folgen" drin hatte.
Also mein Workflow war in der Regel ein halb-automatischer, folgender: Ich setzte einen Startpunkt, wählte die Fortbewegungsart (MTB, Wandern, ...) und klickte dann auf "Wegen folgen". Ich setzte dann gefühlt alle 5 Kilometer (bitte nicht wörtlich nehmen) einen Trackpunkt auf die gewünschte Stelle und ließ das System den Routenvorschlag berechnen. Bis hier automatisch. Dann hab ich das Ergebnis geprüft (meine Erfahrung und/oder Ortskenntnis) und das Ergebnis entweder so akzeptiert, um dann den nächsten Punkt zu setzen. Oder das Ergebnis nicht akzeptiert: Dann den letzten Punkt rückgängig gemacht und einen anderen gesetzt, bis ich mit dem neuen Vorschlag zufrieden war.
Hört sich jetzt kompliziert und umständlich an, aber ich bin damit relativ flott zu meinen gewünschten Planungen gekommen. Auch komplette Alpenüberquerungen waren da innerhalb einer halben Stunde zu machen. Klar, ich hab viel Erfahrung, das hilft. Bei solchen Aktivitäten ist es meiner Meinung nach ohnehin unerlässlich, dass man sich länger und ausgiebig mit Planung und Routenstudium beschäftigt. Insofern fand ich den Zeitaufwand für die Planung auf Gpsies nie wirklich enorm.
Nie würde ich einem komplett automatisierten Routenvorschlag (komoot) irgendein Vertrauen schenken (und ich kenne genügend Beispiele von Bikern, die auf diese Weise im Nirwana versenkt wurden).
(Ich kann auch gar nicht das Bedürfnis vieler User nachvollziehen, sich per Navi navigieren zu lassen. Das ist doch gerade der Witz einer Outdoor-Aktivität, dass ich mich von technischen Korsetten befreie und die Realität an mich heran lasse. Hinzu kommt, dass Algorhtmen vielleicht für Krezungen und Ampeln funktionieren, aber wohl kaum für technische Ansprüche, Steillagen, umgestürzte Bäume, Muren, etc.)
Gpsies war auch das einzige mir bekannte Portal, wo man Tracks hochladen konnte, die nicht zusammenhängend waren (also aus mehreren Teilstücken bestanden), ohne dass das "System" die Überbrückungsabstände automatisch mit fehlerhaften Geraden verband. Allerdings war der unerwünschte Effekt dann nachträglich da, wenn man versuchte, den hochgeladenen Track nachzubearbeiten. Nachbearbeitete Tracks mussten also (um die Geraden zu verhindern) erst heruntergeladen und gesichert, dann auf Gpsies gelöscht und anschließend neu hochgeladen werden. Sie bekamen dadurch eine neue ID (und die Downloadstatistik war futsch), aber immerhin, es ging.
Gpsies hat nicht fehlerfrei funktioniert (manchmal gab's hartnäckig schlechte Vorschläge), aber mit dem beliebigen Wechsel auf manuelle Trackpunkteingabe oder dem Wechsel der Fortbewegungsart hatte man ausreichend "Ver-Handlungsspielraum". Berüchtigt waren immer die "Wassergräben", also dünne blaue Linien auf der Kartenvorlage, die partout verhinderten, dass die Routenplanung da drüber sprang. Meist in Verbindung mit einem darauf liegenden Buchstaben einer Beschriftung. Dann waren kilometerweite Umwege die Folge. Das war mit manueller Eingabe dann leicht zu lösen. Oft half auch einfach, das Häkchen von Google auf Grashopper Graph zu setzen und siehe da, das Routing flutschte wieder. Wenn man zahlender User war, konnte man auch das Orthofoto nutzen, das in manchen Regionen sehr gut war.
Kann sein, dass es bessere oder gleichwertige Angebote gibt, aber ich bin nie in die Verlegenheit zu kommen, diese zu suchen oder auszuprobieren, da Gpsies für mich nahezu perfekt funktionierte. Jetzt ist das anders und ich werde wohl mal BRouter ausprobieren müssen.
Aber Routenerstellung war ja nicht der einzige Vorteil von Gpsies. Der andere, für mich unschätzbare Vorteil war die Datenverwaltung: wo bitteschön konnte man seine Touren so elegant nach Ländern, Regionen, Sportarten getrennt in Ordnern verwalten? Und bekam daneben auch noch Statistiken geschenkt.
Oder konnte Fotoordner verlinken (bis Google Picasa sterben ließ)?
Oder konnte in einem Userforum (googlegroups) Fragen stellem, Anregungen geben, mit dem Entwickler und der Community in Kontakt treten?
Noch letztes Jahr habe ich Klaus den Wunsch vorgetragen, die Aktivität "Trailrunning" zu implementieren. Zunächst lehte er in einer freundlichen Antwort ab, mit der Begründung, dass das doch eine recht spezielle Betätigungsform wäre, für die es weltweit wohl nicht ausreichend Nutzermasse gäbe, um diesen Aufwand zu rechtfertigen. Ich konnte mit der Ablehnung leben, zumal sie nachvollziehbar begründet und persönlich adressiert war. Nicht schlecht gestaunt habe ich, als ich ein halbes Jahr später plötzlich erneut eine Antwort von ihm bekam, in der stand, dass er es sich nun doch anders überlegt habe und Trailrunning nun aufgenommen würde. Wo bitteschön gibt's das sonst?
Ich kann mich nur wiederholen: bei Gpsies hat einer ganz, ganz, ganz viel richtig gemacht.
Und ich kapier es einfach nicht, wieso die "Konkurrenz" es mit einem Mehr an Manpower nicht schafft, das mindestens auch so gut hinzubekommen. Und da reden wir noch nicht von Bezahlmodellen...