Greift Ammoniak rohes Carbon an?

lieber_Schollie

isn alter Sack
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Hallo Leute

Ein Arbeitskollege hat sich ein gebrauchtes Specialized Carbon Hardtail gekauft.
Unglücklicherweise war eine Alu-Sattelstütze verbaut (original Specialized!) welche sich nun keinen Millimeter mehr bewegen lässt (Alu-Korrosion)

Nun hat er mich um Hilfe gebeten weil er was gelesen hat von "Stütze in Schraubstock und Rahmen mit Gewalt hin und her drehen bis die Stütze raus ist..."
Naja mal lieber nicht mit Carbon.

Kriechöle, Rostlöser & Co haben bisher keinerlei Wirkung gezeigt.

Selbst mehrer Bike-Läden haben abgewunken und konnten/wollten nicht helfen.

Habe aber auf einer englischen Seite gelesen das Ammoniak bzw Ammoniakhaltige Reiniger die Alu-Korrosion lösen soll.

Nun nur meine Frage: kann Ammoniak (auch verdünntes) das rohe Carbon im inneren des Rahmen schädigen/angreifen?

Bin mir da nicht so wirklich sicher. Finde auch im WWW nicht wirklich was dazu.

Kann einer dazu was hilfreiches sagen?
 
Expoxidharz und Ammoniak ist in vielen Fällen nicht so gut.
Ich persönlich würde mit Vereiserspray und einem Heißluftfön arbeiten.
 
Kohlefasern sind chemisch sehr inert.
Ich würde den Einsatz einfach probieren.
Es ist natürlich sinnvoll, erst einmal eine unkritische Stelle zu benetzen
und zu sehen, ob sich die Oberfläche verändert.
Aber mit Aluminiumkorrosion an der Sattelstütze habe ich ganz
schlechte Erfahrungen gemacht. Wäre hilfreich zu wissen, ob dein
Mittel es wirklich schafft.
 
Das die Kohlefasern chemisch recht inert sind, kann sein. Aber nicht das Trägermaterial, das Epoxidharz, wie Vidar schon geschrieben hat.
 
Rohe Kraft... und Reibahle heißt das Zauberwort.

Du wirst dabei lernen zu hassen :D
 
Naja, das mit dem Ammoniak hängt vom konkreten System ab. Das kann problemlos sein, aber auch mal zu nur bedingter Beständigkeit neigen. Kurze Einwirkzeiten werden nicht so das Problem sein, niedrige Konzentrationen auch nicht, aber man muss es jetzt nicht riskieren, es ewig einzulegen in höher konzentriertem Ammoniak.

Man sollte halt auch keine Alustützen in Kohlerahmen verbauen oder umgekehrt. Wenn Hersteller immer noch so deppert sind, ist das tragisch, aber das gehört einfach nicht zusammen. Hatte das auch mal, Kohlestütze in Kohlerahmen, aber mit Aluhülse (im Rahmen eingeklebt an der Stelle). Lief halt auf allerroheste Gewalt raus (ein glück ein völlig überdimensionierter Rahmen) und auf eine neue Sattelstütze. Und: Ja, man lernt dabei zu hassen :D
 
Jetzt ist 25%ige Ammoniaklösung nicht soooo niedrig konzentriert. Okay, 10 Minuten, aber wie weit soll das Salmiakwasser da rein ziehen? Ist doch auf Press dank Korrosion. Ich würd's erstmal mit sehr kalt und viel Gewalt versuchen.
 
Absägen und zerspanen könnte klappen....aber vorsicht^^

[nomedia="http://www.youtube.com/watch?v=FaMWxLCGY0U"]Gallium Induced Structural Failure of a Coke Can - YouTube[/nomedia]

Oder Ihr zerstört das Alu mit Gallium und bröckelt es dann raus (schwer gitige Sache)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Sattelrohr könnte man auch zur Hälfte zusammenquetschen. Dann könnte man es vielleicht leichter heraushebeln.
 
Die absenkbaren Sattelstützen sind eigentlich auch aus Alu. Muss man da ein ähnliches Festfressen im Carbonrahmen befürchten? Ist das schon mal passiert?

Wie liesse sich das verhindern?
 
Stütze Quetschen ist sogar eine saublöde Idee, die wird nämlich 90° zur Quetschrichtung breiter, und klemmt sich erst richtig fest...
Salzsäure ist von quasi nix der Freund, so kleine Ionen, nicht gut. Geht überall rein und wütet.
 
Salzsäure ist von quasi nix der Freund, so kleine Ionen, nicht gut. Geht überall rein und wütet.

???
Die Größe von Oxoniumionen ist bei allen Säuren gleich.
De facto hängt sie von der Hydrat-Hülle ab.
Salzsäure ist quasi die harmloseste starke Säure, weil sie außer "sauer zu sein" (* keine weiteren besonderen Eigenschaften hat.

(* bedeutet präzise: einen extrem großen pKS-Wert zu haben
 
Lange her, Chemie bei mir. Ich hatte irgendwas wegen der Cl- im Kopf, die sind ja dann doch eher kleiner, als was sonst so z.B. an organischen Säuren als Rest bleibt. Aber gut, schädigen tut halt das H+, oder?
Naja, Epoxy ist jedenfalls ziemlich beständig, die Faser eh, aber wenn man mit irgendwelchen konzentrierten aggressiven Sachen ran geht, naja, ist nicht immer sooo toll. Müsste man vorher wissen, was das System eben konkret ab kann, und das ist für die meisten Epoxy-Systeme, die nicht für Einsatz in entsprechenden Umgebungen konzipiert sind, vermutlich schwer rauszufinden ohne eigene Versuche :D.
 
Lange her, Chemie bei mir. Ich hatte irgendwas wegen der Cl- im Kopf, die sind ja dann doch eher kleiner, als was sonst so z.B. an organischen Säuren als Rest bleibt. Aber gut, schädigen tut halt das H+, oder?
Naja, Epoxy ist jedenfalls ziemlich beständig, die Faser eh, aber wenn man mit irgendwelchen konzentrierten aggressiven Sachen ran geht, naja, ist nicht immer sooo toll. Müsste man vorher wissen, was das System eben konkret ab kann, und das ist für die meisten Epoxy-Systeme, die nicht für Einsatz in entsprechenden Umgebungen konzipiert sind, vermutlich schwer rauszufinden ohne eigene Versuche :D.
Die Ionen kann man bei Kunststoffen i.a. vergessen, bei Carbonfaser sowieso. Die Abteilung Attacke muss, wenn sie wirken soll, stark oxidierend sein. Wir haben dazu früher im Labor Chromschwefelsäure genommen. :mad:
 
Bitte daran denken, dass Aluminium und eine basische Lösung wie z. B. KOH in Wasser stark exotherm reagieren können. Ich bin mir nicht sicher, wie es sich bei einer 20 %igen Ammoniaklösung verhält. Im Zweifelsfall erstmal mit etwas Alufolie in einem geeigneten Behältnis und an einem sicheren Platz testen.

Edit: Hab es getestet und es ist nichts passiert... Wen es interessiert:

http://www.eurammon.com/download/eurammon10dt.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mich heute mal an eine Firma hier in der Stadt gewandt die Carbon Prototypenbau betreibt für Fahrzeughersteller.
Die haben mir davon abgeraten dem Carbon mit Chemie zu Leibe zu rücken.
Die Carbonfaser selber hält zwar einiges aus nur der Harz zieht in jedem Fall den kürzen und somit am Ende auch der Rahmen bzw dessen Form :(

Einzig dem Alu kann man mit Kälte zusetzen.
Dem Carbon ist übrigens (laut der Firma) Kälte und Wärme relativ wurscht... da bewegt man sich im hundertstel/tausendstel Bereich was Ausdehnung usw angeht.

Wir werden nun als erstes Vereisungsspray probieren um damit die Stütze etwas schrumpfen zu lassen und dann mit Schmackes dran drehen/ziehen bis irgend etwas nachgibt (hoffe nicht der Rahmen).
Wenn die Sprays nix bringen (gehen max bis -57C°) dann testen wir was anderes flüssiges um die Stütze kalt zu machen :D

denke aber mal das Flüssgstickstoff zu heavy wäre...
 
Sind aber ganz schön arge Allgemeinplätzchen, die noch dazu gar nicht alle so stimmen, die diese Firma da von sich gibt... Die Beständigkeit von Epoxy an sich ist schon sehr gut, auch gegen ganz viele Chemikalien, es kommt halt immer ein bisschen drauf an, mit was man so ran gehen will. Und CF-EP kann schon durchaus hohe thermische Ausdehnungskoeffizienten haben, das kommt ganz auf die Richtung an, und auf die Faser... Quer in einer UD-Schicht sogar mehr als Alu, bei Bedarf.
 
Zuletzt bearbeitet:
die können auch nur recht allgemein Sache "raten" da die den Rahmen nie gesehen haben, oder selber gebaut haben und auch nicht wissen was alles genau in dem Carbon-Material des Rahmens steckt.
ich selber kenne mich mit dem Werkstoff nur soweit aus das man es kaufen kann...

Daher bin ich auf Aussagen eines "Profis" angewiesen.

Egal. Wir werden es erst einmal mit Kälte probieren.
 
Wie gesagt, du kannst das Ding auch mit Weihwasser besprühen ( wobei ich dabei nicht genau weiß wie sich die geweihten Ionen mit der esotherischen Matrix verhalten soll, da könnte von Wiedergeburt bis unbefleckter Empfängnis alles drinnen sein ), ich bezweifle jedoch stark, dass sich das Ding überhaupt bewegen lässt.

Auf die Tricks mit Flüssigstickstoff sind schon ganz andere gekommen, was auch bei Carbonrahmen-Carbonstütze, Carbon-Alu, Scandium-Carbon bzw rumgedreht gilt. Auch parallel zur Kühlung mit nem Heißluftfön draufhalten, wird da wenig weiterhelfen.

Vielleicht mag die Theoretikerfraktion mal etwas unterstützendes / sinnvolles zur Härte von Aluminiumoxid sagen, dann sollte sich schnell klarstellen, dass du deinem Freund ein Wendeeisen samt verstellbarer Reibahle in die Hand drücken kannst.

Achja mach ein Filmchen beim ausahlen zur allgemeinen Belustigung :lol:
 
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