Ich hätt da ja mal einen anderen Ansatz...
Wir schaffen die gesetzliche Krankenversicherung ab (das ist nämlich bevormundend, und zwar viel mehr als Helmpflicht). Und dann gehn wir hin und deregulieren noch ein bisschen die privaten Versicherer. So dass die hingehen können und gewisse Verhaltensweisen vorschreiben können. Wenn ich mein Auto nehme und einen Backstein aufs Gas lege und von der Klippe rollen lasse, zahlt das ja auch nicht die Vollkaskoversicherung, weil: Vorsatz. Sieht bei grober Fahrlässigkeit ja wohl auch nicht besser aus.
Und genau so läuft das dann auch bei den Krankenversicherungen. Eine vernünftige Versicherung zahlt dann einen Zuschuss zum Helm, und wenn du den nicht trägst, und dir das Hirn anhaust, dann wird das echt mal richtig schnell teuer. Und nach der zweiten Kopfplatzwunde mangels Belehrbarkeit (wird mit den zarten Klapsen durch den Bordstein ja meist nicht besser...) werfen die dich dann dankbar raus. Es muss ja einen Grund haben, warum das ganze Health and Safety Gehampel in den USA so beliebt ist.
Die Solidargemeinschaft, die die Krankenversicherung darstellt, sollte meiner Meinung nach vor Unglücksfällen schützen. So wie Krankheit, Ungeschicklichkeit, Unfällen, und so weiter. Aber nicht vor Blödheit. Vielleicht gibts dann ja auch Zusatzversicherungen für Helmmuffel, das wäre dann ja wieder völlig OK. Dass ich die zig hunderttausend Euro, die so ein Wachkomapatient so kostet bis er stirbt, mit bezahlen soll, nur weil der Ochse (oder die Ochsin) nicht in der Lage war, seine Schädelkavität mit einem völlig ausreichenden 30â¬-Helm zu bedecken.
Besonders auf 180 bringen mich dann solche Leute wie die Mutti die ich aus dem Bus raus beobachten durfte. Offensichtlich aufwändige Steckfrisur, natürlich kein Helm, mit einem Kleinkind (<2 Jahre) auf dem Kindersitz. Und dann auch noch wackelig unterwegs. Kind natürlich auch ohne Helm. Da bedankt sich dann der Schädel der Blage. Schliesslich wachsen die Schädelteile erst nach einigen Lebensjahren endgültig zusammen und sind auch noch sehr weich und verletzlich. Naja, vermutlich wars wenigstens der eigene Nachwuchs, da funktioniert dann wenigstens noch mittelbar die natürliche Selektion.
Helme als störend abzutun finde ich auch interessant. Das war ja bei Sicherheitsgurten auch nicht anders. Das hat auch niemand eingesehen. Und es war eine schreckliche Bevormundung. Und was, wenn das Auto brennt während gleichzeitig das Gurtschloss durch den Unfall beschädigt wurde und nicht auf geht? Eigentümlich dass man an der Front seit 20 Jahren nichts mehr gehört hat. Was wäre, wenn die schreckliche Bevormundung eines Helms auf dem Rad am Ende genau so eine Luftnummer wäre?
Genial find ich auch immer Kommentare wie "Ich fahr ja nicht aggressiv" oder "nur auf Forstautobahnen". Die eigene Fehlbarkeit auf die Art und Weise zu verleugnen ist der sichere Weg!
Darwin wird das schon hinbiegen. Also lieber keine Helmpflicht. Nur bitte dann auch gleich während man die abgerissenen Arterien im Schädel wieder anflickt auch gleiche eine Vasektomie durchführen, wenn der Proband dann schonmal da rum liegt. Nicht dass da noch der Natur ins Handwerk gepfuscht wird
Es sollten zuerst ordentliche (!) Radwege gebaut werden, mindestens in der Breite einer Autospur. Die gesamte Verkehrsplanung sollte vor allem Radfahrer und deren Sicherheit im Blick haben.
Dann bräuchte man meiner Meinung nach keine Diskussion über eine Helmpflicht, wenn man nur mal um die Ecke radeln möchte.
Aber die Frage der Verkehrssicherheit einfach auf die Radfahrer allein abzuschieben, finde ich nicht ok.
Das ist völlig richtig. Gängiger Konsens bei Sicherheitsfragen ist aber, dass
alle alles unternehmen müssen. Und dass das Nichthandeln anderer moralisch nicht zum eigenen Nichthandeln berechtigt. Es wäre ja auch widersinnig, wenn man aus politischen oder philosophischen Erwägungen heraus auf einer schlecht ausgebauten LandstraÃe ohne Helm fährt (gleiches Sicherheitsniveau bei allen...?) und dafür auf der FahrradstraÃe mit Helm.
Damit es zu einem Unfall kommen kann, müssen immer jede Menge Faktoren zusammenkommen. Hier steht die Realität in krassem Gegensatz zu z.B. der geltenden Rechtsordnung. Im Gegensatz zu z.B. der Strassenverkehrsordnung kennt die Realität nämlich keinen Alleinschuldigen. Auch wenn es seine Macken hat, kann man nur immer wieder auf das Käsescheibenmodell verweisen (
http://en.wikipedia.org/wiki/Swiss_cheese_model). Hätte Frau A. einen Helm getragen
oder hätte Herr B. nicht gerade telefoniert als er die Autotür öffnete
oder wäre Frau A. nicht so schnell den Berg runter gefahren
oder wäre sie nicht so dicht an den parkenden Autos vorbei gefahren
oder hätte die Stadt den geplanten Radweg nicht wegen dem Budget aufs Folgejahr verschoben
oder hätte der Mechaniker bei der lokalen Fahrradklitsche nicht noch so einen dicken Schädel vom Vorabend gehabt, und vergessen die Bremsbeläge von Frau A. im Frühjahr zu überprüfen
oder hätte Herr C. auf dem Rücksitz mit auf die Verkehrssituation geachtet dann wäre Frau A.'s Gehirn nicht über Herrn B.'s Tür verteilt. Und jeder hätte es verhindern können, oder sogar müssen.
Es gibt keinen Unfall der nur durch eine Person oder eine einzige Sache verursacht wurde. Man muss nur genau genug hinsehen und sich die Mühe machen, in Kategorien ausserhalb von Schuld und Unschuld zu denken. Wenn der Unfall dadurch nämlich verhindert wurde, macht die Schuld-Unschuld-Kategorisierung keinen Sinn mehr.
Wenn man das im Hinterkopf (den Frau A. leider nicht mehr hat) behält, dann finde ich das Urteil, dass hier vor einiger Zeit so heftig diskutiert wurde, und das einer Frau in vergleichbarer Situation eine 20%ige (?) Mitschuld an eben diesem Unfall zugesprochen hat, durchaus richtig und nachvollziehbar. Die alleinige Verantwortung (im Vorfeld) einem einzigen zuzuschieben macht zwar das Begreifen der eigenen Pflicht viel einfacher (ich guck nur nach rechts!), aber zerstört auch sinnlos die Sicherheitsnetze, die wir jeden Tag brauchen, um zu überleben. Nur weil man dann nicht so viel denken muss. Das ist aber auch anstrengend, diese dauernde Denkerei. (Was den Bogen zum Ursprungsthema schliesst - nach dem Sturz ohne Helm ist das nämlich kein Problem mehr! Zum liegen und sabbern reicht das Rückenmark nämlich völlig aus.)