Was alles so schief gehen kann …
Nach dem Jahresurlaub gab es hier noch ein paar Likes (Danke schön!) und da habe ich mir meinen Bericht nochmal durchgelesen.
Da scheint ja wirklich alles wie am Schnürchen geklappt zu haben – oder doch nicht?
Dass bei so einem komplexen Projekt alles reibungslos läuft, ist doch eher unwahrscheinlich. Hier also eine Aufarbeitung von „Pleiten, Pech und Pannen“.
Wachskern
Der erste Bug war ein Fehler mit Ansage. Für die Wachskerne hatte ich mir eine neue Strategie auf die Fahne geschrieben: Wachsformen aus dem 3D-Drucker. Da sind so einige Pannen passiert und als ich den Workflow endlich im Griff hatte, hatte das Thema Schwindung einfach keine Priorität.
Im Ergebnis waren die Wachskerne wie zu erwarten etwas zu klein. Hier liegt der Wachskern in der gefrästen Form und man sieht den umlaufenden Spalt.
Das hat beim Rahmen zu einem Mehrgewicht von fast 300g geführt. Für den Prototyp nicht schlimm, aber das kratzt an der Ehre. Mit den gesammelten Erfahrungen wurden neue Wachsformen gedruckt und beim 2. Rahmen habe ich das Zielgewicht von 3,2 kg eingehalten.
Schwingenverbinder
Wie der Name sagt, verbindet das Teil die beiden Schwingenteile und leitet die Kräfte über eine Umlenkplatte an den Dämpfer weiter. Die Kräfte werden dabei über umlaufende Rovings aufgenommen – allerdings hat hier der Querkraftschub erbarmungslos zugeschlagen und es hat sich ein Riss gebildet:
Hätte ich über die FEM-Berechnung auch vorher wissen können – wenn ich die richtigen Fragen gestellt hätte …
Mit einem geänderten Laminataufbau hat das Teil erst einmal gehalten.
Nadellager
Aber es gab noch eine andere Schwierigkeit. Bei meinen Bikes verwende ich seit Jahren erfolgreich Nadellager. Dieses Mal hatte ich jedoch statt Massiv-Nadellagern sogenannte „Nadelhülsen“ eingesetzt. Der Außenring ist dabei eine recht dünnwandige Hülse mit einer Wandstärke von ca. 0,5mm.
Und hier liegt das Problem: die Presspassung im CFK kann zwar alle Kräfte solide aufnehmen, aber für eine lokale hohe Beanspruchung in Dickenrichtung (ich vermute bei einem Crash) fehlt die notwendige Oberflächenhärte. Die Nadelhülse hat sich verformt. Nicht viel, es geht hier vielleicht um 1/10 mm – aber das ist als Spiel im Hinterbau deutlich zu spüren.
Das war dann doch eine größere Baustelle. Nadelhülsen wurden durch Massiv-Nadellager ersetzt und beim Schwingenverbinder bin ich doch von CFK auf Aluminium gewechselt:
An dieser Stelle ein herzliches „Danke schön“ an Simon von ActoFive. Er hat mir die neuen Schwingenverbinder aus Aluminium gefräst.
Zug-Klemmung
Ein nicht ganz so kritisches Detail ist die Zug-Klemmung am Steuerrohr. Um ein Klappen der Züge im Rahmen zu vermeiden wurden die Züge durch ein 3D-Druck-Teil aus PLA geklemmt. Das hat auch gut funktioniert – bis die Bikes bei sommerlichen Temperaturen längere Zeit im Transporter standen. Hohe Vorspannung und Temperatur, da ist PLA dann doch überfordert und die Teile haben sich verformt. Also schnell mal einen Ersatz aus Aluminium gefertigt:
Kettenstrebenschutz
Nicht wirklich eine Panne, nennen wir es „Erfahrungswerte“. Beim Kettenstrebenschutz habe ich verschiedene Varianten ausprobiert und letztlich hat sich eine einfache Lösung bewährt:
Oben auf der Strebe ist ein 5mm-Moosgummi aufgeklebt, um Kettenschläge zu dämpfen. Für die Verschleißfestigkeit ist darüber ein 1mm-Vollgummi geklebt. Das funktioniert bisher sehr gut.