carmin schrieb:
@Präsi und die anderen "DIMBos": Um die Frage von Bergaufbremser noch mal aufzugreifen: Stellen Spuren tatsächlich ein irgendein Problem dar? (ausdrücklich nur bezogen auf die seit hunderten von Jahren festgetrampelte Erde auf Wanderwegen, nicht etwa die dünne, klarerweise sehr empfindliche Vegetationsdecke auf der Alb zB). Nicht dass ich das mutwillig machen wollte, nur als Hintergrund. Ihr habt da sicherlich deutlich mehr Infos bei diesen Diskussionen.
Wenn das so einfach wäre
Grundsätzlich fördert jeder Abtrag den vorzeitigen Verschleiß eines Weges. Erosionsschäden durch Reifenspuren oder den Abtrag durch Wanderstiefel entstehen erst durch den Einfluß des Wassers bei (Stark)Regenfällen. Eine aufgeweichte Stelle mit eingetieften Spuren stellt also an sich noch kein Problem dar. Erosionsvorgänge werden in diesen Spuren erst dann ausgelöst, sobald das Wasser eine Möglichkeit zum Abfließen findet. Ein sekundäres Problem ist dabei das Umgehen dieser feuchten Stellen: Während Biker eher mitten durch fahren, weichen Fußgänger auf die weichen Randflächen aus und legen damit den Grundstock für Erosion. Wo viele Wanderer vom Weg abweichen entstehen immer größere Lücken und wieder weicht man aus - ein Teufelskreis.
Neben der Wegeanlage, wenn Wasser in den durch Abtrag entstandenen Rinnen auf abschüssigem Gelände z.B. geradlinig abfließen und seine Erosionskraft voll entfalten kann gilt allgemein: "Erosion durch Wasser ist eine Funktion der Erosivität der Niederschläge und der Erodierbarkeit des Standorts" (AG Bodenkunde, 1982).
Nach WISCHMEIER ist die durchschnittliche Höhe des Abtrages nach folgender Gleichung abschätzbar:
A = R * K * LS * C * P mit
A: jährlicher Bodenabtrag
R: Regenfaktor (kinetische Energie)
K: Bodenerodierbarkeitsfaktor (Bodenart, Humusgehalt, Aggregatgröße, Wasserdurchlässigkeit)
LS: Topographiefaktor (Hanglänge, Hangneigung => bestimmt Geschwindigkeit des abfließenden Wassers)
C: Bodenbedeckungs- und Bearbeitungsfaktor (bei Wegen z.B. Laub oder Nadelstreuauflage)
P: Erosionsschutzfaktor (Funktion der Bodenschutzmaßnahmen)
Im *ungestörten* Untergrund beeinflußt ein Reifenabdruck bzw. Bremsspuren vor allem K (Verdichtung) und C (Zerstörung Vegetation), *auf Wegen* vor allem LS (indirekt durch das Entstehen einer Fließrinne).
Zu Bergaufbremsers und Carmins Frage zurück: Es kommt mal wieder darauf an und grau ist die Theorie. Die alten Wege auf der Alb verkraften die Belastungen durch Wanderer und Biker relativ gut. Die Ursachen hierfür scheinen in der Wegeanlage, dem hohen Verdichtungsgrad, beim Mischwald (Laubauflage), dem teilweise felsigen Untergrund und nicht zuletzt bei den Sanierungsaktionen kritischer Stellen durch den Schwäb.Alb Verein zu liegen (z.B. Rückbau Wegeabschneider durch Wanderer und MTB-Fahranfänger).
Allgemeine Informationen zum Thema Erosionsschäden, Ursachen, Beispiele, Größenordnungen (bitte nicht aus den Augen verlieren) usw. finden sich zu Hauf im Netz, hier nur ein paar Beispiele:
http://www.bvboden.de/downloads/BVB_Gefahrenabwehr_Erosion_13_10_03.pdf
http://www.stz-rottenburg.de/biblio...t_Landschaftsoekologie_I_Irslinger_Teil_1.htm
http://www.lwf.bayern.de/lwfbericht/40/lwfbericht40.pdf
http://www.nationalpark-berchtesgaden.de/html/fb/fb039.html
http://www.sbg.ac.at/geo/agit/papers96/proebst.htm#k4
http://www.smul.sachsen.de/de/wu/aktuell/downloads/1_bericht.pdf
http://www.alva.at/alva2002/tagung/strauss.pdf
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-daten/daten/klimaschutz.htm
usw. (google ist Euer Freund)
Die MTB-spezifischen Studien zu Wegebelastungen mit zahlreichen weiteren Literaturhinweisen liegen der DIMB derzeit leider (noch) nicht digital vor, hier nur ein paar Titel:
CESSFORD, R.G. (1995) Off-Road impacts of mountain bikes. A review and discussion. Science & research series No. 92. Department of Conservation, Wellington, New Zealand.
Internet:
http://www.govt.nz/extern/kennet/po...pacts/index.htm -
[email protected] - Paul Kennet.
=> Vgl.
http://www.mountainbike.co.nz/polit...pacts/index.htm
CESSFORD, R.G. (1995) Mountain Biking Impacts and Rider Preferences. Sciences and Research Division, Department of Conservation, Wellington, in Proceedings New Zealand Recreation Association Conference, Mt Cook, New Zealand.
SENEY, J.P., WILSON, J.P. (1990) Erosional Impact of Hikers, Horses, Off-Road Bicycles and Motorcycles on Mountain Trails. Department of Earth Science, Montana State University, Bozeman, Massachusetts, USA.
WÖHRSTEIN, T. (1993) Ökologische Auswirkungen des Mountainbike-Sports. Diplomarbeit, Geographische Fakultät, Universität des Saarlandes, Saarbrücken.
WÖHRSTEIN, T. (1997) Mountainbiking und Umwelt. Ökologische Auswirkungen und Nutzungskonflikte. Dissertation, Geographische Fakultät, Universität des Saarlandes, Saarbrücken.
=>Vgl.
http://www-2.informatik.umu.se/adfc/fdf/fdf-315.html
Bezug und Leseprobe auch über
http://www.mountainbike-und-umwelt.de
Armin