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WIESBADEN*
Demnächst wird die Bob-Bahn inspiziert
11.11.2010 - WIESBADEN
Von Cornelia Diergardt
MOUNTAINBIKESTRECKE Sportamt koordiniert Treffen
Vor Weihnachten will Carsten Schütze in Sachen Mountainbikestrecke ein Stück weiter sein und einen Besichtigungstermin an der âHohen Wurzelâ koordinieren. Noch fehlt dem Leiter des städtischen Sportamts jedoch das Startsignal, nämlich der schriftliche Beschluss des Sportausschusses. âIn wenigen Tagenâ rechnet Schütze mit dem Schreiben des Gremiums, das sich positiv zu einem künftig legalen Trainingsstrecke auf der ehemaligen Schlitten- und Bobbahn äuÃerte.
Für- und Widersacher des Projekts Mountainbikestrecke, das ebenso wie ein (auch vom Umweltausschuss befürworteter) Runder Tisch unter der Federführung des Magistrats steht, begutachten voraussichtlich im Dezember das Waldgebiet zwischen âWinterbruchâ, âHeidekopfâ und âSchläferskopfâ. Zu den Inspektoren zählen Mitglieder des Sport- und Umweltausschusses, des Jugendparlaments, des BUND, des Radsportvereins, der âGravity-Pilotsâ aus Eltville mit ihrem engagierten Vorsitzenden Sebastian Kammerer sowie Vertreter der Forstämter.
Das Pro und Contra für das sportliche Radeln im Wald wird also auf breiter Ebene diskutiert. Und weil sich eine Route sowohl über das Gebiet des staatlichen als auch des städtischen Forstamts erstreckt, sind auch Vertreter der beiden Behörden involviert. Mit von der Partie sind Sabine Rippelbeck, Leiterin der städtischen Forstbehörde, und ihr Ehemann Jochen, der beim staatlichen Forstamt arbeitet.
Allen Beteiligten ist klar: Ein solches Projekt erfordert einen langen Atem. In rund zwei Jahren gelang es beispielsweise der Stadt Boppard, einen Mountainbike-Trial zu errichten. âNach Beschwerden von einigen Jagdpächtern und vielen Diskussionen in den städtischen Gremienâ, wie sich der dortige Leiter des Forstamts, Gerd Loskant, erinnert. Doch der 58-Jährige, der natürlich, ebenso wie in Wiesbaden, das Vorhaben unter naturschutzrechtlichen und forstrechtlichen Aspekten abklopfen musste, ist überzeugt: âWo ein Wille ist, ist auch ein Wegâ.
In der Weinstadt Boppard gelang es letztendlich, sowohl die Jäger als auch die Naturschutzbehörde von der Mountainbikestrecke zu überzeugen. Installiert wurde nämlich der Trial entlang des touristisch frequentierten Vierseen-Gebiets. Dabei handelt es sich zugleich um einen Niederwald-Bereich, der âin der forstlichen Nutzung nicht beeinträchtigt wirdâ, sowie um ein Natura 2000-Gebiet, für das AusgleichsmaÃnahmen geschaffen wurden. Loskant, selbst Vater von sechs Kindern und mit jugendlichen Bedürfnissen âbestens vertrautâ, gelang auch folgender Coup: Die Mountainbike-Strecke mutierte zum offiziellen Projekt, da ihre Errichtung mit EU-Fördermitteln für strukturschwache, ländliche Räume unterstützt wurde.
Umweltkriterien spielten in der öffentlichen Diskussion weniger eine Rolle, wozu letztendlich auch das im Vergleich zu Hessen nicht so strikte und in 2000 aktualisierte rheinland-pfälzische Waldbetretungsrecht beitrug. Nach dem Motto âWas halst sich die Kommune mit der nicht ungefährlichen Sportart auf?â löste stattdessen die Verkehrssicherungspflicht der Stadt wesentlich mehr Kontroversen aus. Die von den Jugendlichen selbst gebaute Anlage wurde von einem Ingenieur, zugleich Mitglied des Bundes deutscher Radfahrer, abgenommen. Sein Gutachten, so Gerd Loskant, reicht im Falle von Ansprüchen an die Haftpflichtversicherung der Stadt aus. Während des sechsjährigen Bestehens der Strecke ist im Ãbrigen laut Loskant âkein einziger schwerer Unfall passiertâ.