Wir hatten vor ein paar Jahren den glorreichen Plan gefasst, mit den Bikes am Berg zu übernachten, unter der Woche - also am frühen Abend auf den Gipfel tragen, oben ein nettes Platzerl finden, um mit Bier und Speckjausn und Sternderlschauen einen bro-mantischen Abend zu verbringen. In der Früh dann, mit den ersten Sonnenstrahlen, fantastisch epische Abfahrt über 1600hm ins Tal, Dreck abklopfen und ins Büro fahren zum relaxen, ich meine arbeiten. Ziel war einer der höheren Gipfel bei uns in Oberösterreich, auf knapp 2400m.
Wettervorhersage war perfekt, stabiles Sommerwetter, angenehme Temperatur am Berg sogar in der Nacht, alles paletti. Also alles eingepackt, Jause und Bier, Schlafsack, Isomatte, Biwaksack und was man halt noch so braucht. Aufbruch um 16 Uhr, noch ein Bierchen auf der Hütte, dann Abmarsch zu nochmal knapp 1000hm tragen mit Stirnlampe zum Gipfel.
Beim Rauftragen dann, mit den allerletzten Sonnenstrahlen in der Abenddämmerung - weit am Horizont entferntes Wetterleuchten. Nach kurzer Beratung wurde entschieden - na, des tut uns nix, ist ja irgendwo weit weg, Vorhersage ist super und am Wetterradar vorhin war auch nichts zu sehen. Also weiter zum ausgewählten Lagerplatz, kurz unterhalb des Gipfels, Bikes werden abgelegt, Isomatten verteilt, Bierdosen geopfert.
Kurz später, ca. 23 Uhr, wir alle gemütlich eingewickelt in den Schlafsack: Wind kommt auf, zuerst nur ein wenig böig, dann richtig heftig Sturm, eine fette Wolke rauscht über den Grat, erste dicke Regentropfen. Donner ist zu hören, und zwar laut und nahe. Ein Kumpel ist geistesgegenwärtig genug, um die Bikes in eine Mulde ein paar Meter weiter weg zu schaffen - und dann gehts richtig los: Sturm, Wolkenbruch, Blitz und Donner, und wir mittendrin und voll exponiert dort oben. Wir kauern uns, in alles gewickelt was wir mithaben, in ein paar Felsnischen, Blitze zucken rundum, Höllenlärm und Sturzbäche rinnen den Berg runter - und es hört und hört nicht auf. Jedesmal wenn der Wind oder der Regen ein wenig schwächer wird, kommt die nächste Walze über den Berg und hüllt uns ein. Keine Chance irgendetwas an unserer Lage zu ändern.
Um 1 Uhr früh dann ungefähr, es regnet noch immer in Strömen, aber Gewitter und Sturm beruhigen sich ein wenig, daß wir den Plan fassen: wir müssen jetzt runter vom Berg. Also packen wir alles zusammen, was der Sturm nicht mitgenommen hat - zerfetzte Biwaksäcke, tropfnasse Schlafsäcke und sonstiges Zeug, schnappen uns die Radln und fahren im strömenden Regen, in stockdunkler Nacht, nur mit dem schwachen Stirnlampen 1600hm auf technischem, alpinen Trail ins Tal. Zugegebenmaßen haben wir einiges geschoben, die Motivation ging zu dem Zeitpunkt eher in Richtung Überleben. Irgendwann in der Früh kommen wir bei den Autos unten an, einigermaßen fertig und nass bis auf die Unterhose - aber trotzdem steht allen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, daß alle unten sind und nichts passiert ist. Ich bin aber sogar im Anschluss noch ins Büro gefahren - war dann aber wohl nicht der produktivste Tag.
Insgesamt war die Tour also eher so mittelprächtig. Zumindest haben wir alle aber wertvolle Erkenntnisse über die Risikobewertung am Berg und die Vorgänge im Inneren eines Gewitters gewonnen. Und wir wissen jetzt, daß man zu dritt in einen 1-Personen-Biwacksack hineinpasst.
![Big Grin :D :D](/forum/styles/legacy/smilies/biggrin.gif)