Hallo zusammen,
wie von schon viele vor mir, stellt mich der Einstieg ins Mountainbiken unerwartet vor scheinbar unüberwindbare Hindernisse. Kurz vielleicht zu mir: Das ganze fing ziemlich harmlos mit der Idee an, doch zwischendurch mal mit dem Rad zu Arbeit zu fahren. Nachdem mich der Verkehr, beim Pendeln, ziemlich schnell auf die Waldautobahnen des vorderen Odenwalds (zwischen Weinheim und Bensheim) verdrängt hatte, dauerte es nicht lange, bis die Neugier mich auf den einen oder anderen Pfad abseits der Schotterpisten geführt hat. Nun, ca. 1 ½ Jahre später, meldet mir mein Rad ziemlich unmissverständlich zurück, dass es den ganzen Sch… nicht mehr mitmacht. Berufliches und Spass müssen also getrennt werden, es fragt sich bloß wie.
Zum Fahrprofil: Vorderer Odenwald (alles was grob zwischen Auerbach, Weinheim und Führt liegt ist gut erreichbar). Der Spass bewegt sich zu ca. 10% auf Asphalt, 30% – 40% auf Waldwegen und den Rest der Zeit auf Trails die überwiegend flach, ab und an auch mal steiler sind, also nichts dramatisch wildes bislang (selten etwas, das im Netz mal als S2 bezeichnet wird). Man muss halt rein in den Odenwald und das bedeutet i.d.R. erstmal die Weinberge hoch, bevor es losgehen kann. Ein erster Technikkurs steht an.
Daten Daten Daten:
Bei 184 cm, 78 kg und einer 87er Schrittlänge.
Budget zwischen 1700,- und 2500,- €
Inzwischen habe ich ein gutes halbes Jahr in diesem Forum mitgelesen, in der Hoffnung, über die perfekte Antwort zu stolpern. Räder wurden ausprobiert. Zahlreiche Bikeshops in der Umgebung ich regelmäßig mit dem Gefühl verlassen, dass man dort a) wenig über die Räder weiss, die man verkauft, b) von der Rahmengröße M bis XL alles „passt“ was halt gerade noch im Laden steht und c) die Räder bei der Proberunde auf keinen Fall den Asphalt verlassen dürfen. Ich habe also entweder immer die falschen Händler aufgesucht, oder es ist mit den oft gepriesenen Vorteilen des Fahrradkaufs beim Fachhändler nicht mehr allzuweit her.
Trotz allem bin ich zu den folgenden Ergebnissen gekommen:
De Gretchenfrage Fully oder Hardtail ist schwerer zu beantworten als gedacht.
Mit ziemlicher Sicherheit ist ein Trailhardtail die nächsten Jahre völlig ausreichend, geeignet und hat zudem noch ordentlich Luft nach oben, wenn ich hinterherkomme. Trotzdem und vielleicht auch gerade weil ich mich als weitgehender Anfänger, vor dem bestehenden Angebot an Rädern, fühle wie als Kind vor dem Spielzeugladen, ziehen die glitzernden vollgefederten Gefährte irgendwie die Blicke auf sich.
Fully:
Das Herz schlägt für das Ibis Ripley. Nach der ersten Fahrt sowohl optisch als auch von Fahrgefühl klasse. Gewissermaßen Liebe auf den ersten Sitz. Für den geplanten Einsatz immernoch mehr als ausreichend und es verspricht auch in ruhigeren Gewässern noch einigen Fahrspass (so zumindest die Aussage des Händlers. Diverse Rezensionen und Reviews lassen mich zumindest darauf schließen, dass das stimmt). Die Vernunft schiebt dem allerdings ganz klar einen Riegel vor, insofern also die Suche nach einer Alternative.
Nach einiger Zeit lief mir das neue
Orbea Occam (H20 Alu immer mal wieder um die 2400,- € im Angebot) über den Weg. Optisch mein Ding, der Rahmen wird, soweit ich das nachvollziehen konnte, in Europa hergestellt, das Preis-Leistungsverhältnis scheint aus meiner Sicht zu stimmen und auch die Firmenphilosophie ist mir erstmal symphatisch.
Insgesamt aber von fast allem etwas mehr als das Ibis. Etwas länger, etwas mehr Federweg, etwas schwerer.
Hier, ebenfalls eine kurze Probefahrt später (leider nur Indoor auf dem Testparcour aber immerhin) fühlt es sich zwar ebenfalls sehr gut an, aber es bleibt die Frage, ist es am Ende nicht doch zu viel?
Nach allem was man liest, gehört es eher zu den „leichten“ und verspielten Vertretern seiner Art. Aber reicht das, um dort Spass zu haben, wo das Rad die meiste Zeit seines Daseins fristen wird? Diverse Seiten, Fahrtrainer und, der Vollständigkeit halber, auch Fachhändler, empfehlen ein Fully, solange man keine Rennen fahren will. Drei Fachhändler erklärten mir sogar, dass sie unter 140, eher 150 mm Federweg nichts empfehlen könnten und daher auch nichts in der Richtung hätten.
So verlockend das Occam auch aussieht, ich fänd es schade, wenn ich mich damit am Ende durch den Wald schleppe. Eine Testfahrt im natürlichen Lebensraum war bisher leider nicht möglich. Vielleicht gibt es ja jemanden, der mit dem Rad in der Gegend unterwegs ist und damit entweder viel Freude hat und es uneingeschränkt empfiehlt oder jemanden der es in der Garage stehen hat und im Odenwald lieber mit dem 2. Rad unterwegs ist.
Hardtail:
Wenn die einhellige Meinung/Überzeugung/Rückmeldung nun die ist, dass das Occam vor Ort in erster Linie unterfordert ist, dann bin ich, gemeinsam mit der Vernunft, beim Hardtail.
Die von mir aufgesuchten Fachhändler, waren hier wieder weniger hilfreich. Trailhardtails gibt es offenbar gar nicht, weil → "unter 140 mm Federweg macht das eh alles keinen Sinn und das will auch eh keiner kaufen."
Im Rennen sind zur Zeit für mich das Laufey H-LTD, das Whyte 905 oder aber der/die/das Radon Cragger 8.0. Alle um die 2000,- €. Die Geo scheint mir in meinem naiven Wahnsinn einigermaßen vergleichbar, ich lasse mich aber gerne noch aufklären.
Bei meinen bisherigen Tests muss ich sagen, habe ich mit
SRAM NX bisher die wenigste Freude. Hebel, Schaltvorgang usw. fühlte sich bei
Shimano wesentlich besser an. Daher liegt das Whyte eher am Ende der Liste. Das Laufey sieht ausstattungsmäßig soweit ganz gut aus, über die Laufräder konnte ich nun absolut nichts herausfinden. Der/die/das Cragger liegt bezüglich der Ausstattung, soweit ich das beurteilen kann, ein (gutes?) Stück weit vorne.
Mir stellt sich also die Frage, wenn Hardtail, und wenn die Geometrie der 3 Kandidaten vergleichbar ist, gibt es objektive Gründe, eher das Laufey oder das Whyte 905 zu wählen, statt des Radons?
Beste Grüße und gute Fahrt
Orly