Das Grundproblem: Immer mehr Leuten wird klar, wie schön dieser Sport ist. Immer mehr wollen diesen Sport deswegen auch betreiben (oder Geld damit verdienen). Bislang gab es eine natürliche Selektion durch Fitness, fahrtechnisches Können, Material. Seit geraumer Zeit erleben wir, dass durch bessere Technik am Rad, durch shuttlen, durch Seilbahnen oder durch Motorunterstützung die trails immer voller werden, was zu Konflikten und auch zu Sperrungen (zumindest an den hotspots) führt. Also muss wieder eine Selektion her. Nur nach welchen Kriterien? Wie fair ist die Forderung, dass nur die fitten Typen die trails genießen dürfen? Muss vor dem flow immer erst der Schweiß fließen? Oder darf man den Schweiß ersetzen durch den Griff in die Geldbörse (für den Shuttledienst, für die Seilbahn, für das e-bike)? Wer bestimmt das?
Keiner! Oder alle!
Die Technisierung am MTB ist nicht mehr zurückzudrehen (dafür wird zuviel Geld damit verdient und der e-bike-Markt ist zu verlockend, als dass man ihn brachliegen lassen könnte). Also nehmen die Dinge ihren Lauf. Immer mehr trails werden gesperrt. Teilweise werden schon Federwege limitiert. Mancherorts wird es sicherlich auch e-bike-Verbote geben. Oder man untersagt das shuttlen. Oder es gibt "permits" für bestimmte trails, wie beim Bergsteigen...Da wird jede Region für sich eine angepasste Regelung finden müssen.
Es ist halt die Frage, ob die Dinge zwangsläufig "ihren Lauf nehmen müssen". Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man sich gewisse Erlebnisse durch körperliche Leistung erarbeiten sollte. Im Sport gibt es immer eine "Selektion" (böses Wort). Letzlich macht das ja auch zum Teil den Reiz der Sache aus. Die eigenen körperlichen Grenzen durch Training verschieben, aber auch letztlich die eigenen Grenzen akzeptieren.
Beispiel: Ich würde auch gerne die Eiger Nordwand besteigen, bin aber dazu körperlich wohl nicht in der Lage. Wenn morgen jemand eine mechanische Steighilfe auf den Markt bringen würde mit der man die Wand durchsteigen könnte, würde ich das trotzdem nicht machen. Es wäre einfach nicht meine Leistung.
Bevor jetzt wieder ein Aufschrei kommt. Damit meine ich nicht, dass ich offiziellen Bike-Parks die Lifte oder Shuttles verboten werden sollen. Dort macht dies Sinn. Und ja, ich habe in den Alpen auch schon Mal einen Shuttle genutzt.
Ich habe da eher die schönen Trails abseits der komerziellen bzw. organisierten Angebote im Blick. Hier wird es mit Sicherheit mehr Probleme geben, wenn es keine Regelungen gibt. Ein E-Bike mit 250 Watt ist da kein großer Unterschied zum normalen MTB. Wenn die Bikes aber mal 1500 oder mehr Watt haben, dann gute Nacht. Dann wird es genug Hirnis geben, die damit die Trails und Wanderwege umpflügen.
Ich denke mal, dass der Gesetzgeber irgendwann die potenten E-Bikes (mehr als 250 oder 400 Watt) den Mototrädern gleichsetzen wird. Dann braucht man einen Führerschein, Zulassung, Nummernschild und TüV für die Dinger und der Wald ist für sie tabu.
Und noch was Grundsätzliches: Den Trend "den Schweiß durch den Griff in die Geldbörse zu ersetzten" halte ich für einen sehr fragwürdige Entwicklung. Gerade mit Blick auf die Jugendarbeit im Sport werden hier mal wieder falsche Signale gesetzt. Die Kids sollten die Erfahrung machen, dass man sich gewisse Dinge hart erarbeiten muss und nicht immer einfach eine bequeme "Abkürzung" nehmen kann.