Und wieso kanns das nicht sein? Würde mich wirklich interessieren.
Wird doch praktisch von allen Herstellen so praktiziert? Oder haben eure 2-Kolbenbremssättel Nehmerkolben die kleiner sind als der Bremsscheibenreibring?
Hatte ich ja
@Dahigez auch schon gefragt, warum dadurch "Bremsleistung verschenkt wird". Leider keine Antwort bekommen.
Da kann dir geholfen werden.
Erstens hab ich nirgends davon gesprochen, dass man Bremsleistung verschenkt respektive weniger Reibungskraft erzeugt, wenn der Kolben größer ist als der Bremsbelag. Mein Punkt war immer, dass je weiter außen der Angriffspunkt der Kraft liegt, umso größer ist das verzögernde Drehmoment, weil eben der Hebel größer ist (bei gleicher Kraft, versteht sich). Das war ein rein theoretisches Argument auf eine seltsame Frage, praktische Anwendungen hatte ich da nie im Blick. Die Intention war da ironischer Natur.
Da ganzen praktischen Argumente kamen erst irgendwann später, wobei da entweder das rein physikalische Argument übersehen wurde oder übersehen werden wollte, um die vorher fälschlich gebrachten Einwände zu kaschieren. Ist mir persönlich aber egal.
Klar, wenn die Mittelpunkte der Kolben in gleicher Entfernung der Drehachse sind, dann ist auch das verzögernde Moment gleich, sofern die Kolben dieselbe Kraft aufbringen. Dafür braucht aber die Lösung mit zwei Kolben eben Kolben mit größerem Radius als die vier Kolben der Vierkolbenbremse. Wenn man dann den Reibring auf die Vierkolbenlösung hin optimiert, dann wird der Kolben der Zweikolbenbremse oben und unten über den Bremsbelag überstehen. Das hat nun folgende Konsequenzen:
1) Der Kolben sollte zweckmäßiger Weise oben und unten überstehen, sonst ist die Verteilung des Anpressdrucks am Bremsbelag nicht symmetrisch und folglich nicht gleichmäßig, der Bremsbelag würde sich also ungleichmäßig abschleifen. Das wäre jedenfalls suboptimal.
2) Da die Länge, die ein Bremsbelag in Drehrichtung über den Kolben übersteht, möglichst gering sein sollte wegen des Verkippens des Bremsbelags durch die Drehung (Reinziehen), ist die mögliche Fläche des Bremsbelags bei der Zweikolbenbremse deutlich geringer als bei der Vierkolbenbremse (der Ausgleich oben und unten ist ja wegen der speziellen Lösung mit Überstehen nicht möglich). Das bewirkt aber bedeutende technische Nachteile wegen der dann deutlich höheren Kraft pro Fläche, insbesondere natürlich größerer Verschleiß und mehr Probleme mit Überhitzung.
3) Abrieb vom Bremsbelag gelangt leichter zum Kolben, wenn der Kolben über den Bremsbelag übersteht, was zu einer stärkeren Verdreckung der Kolbenaufnahme und folglich zu mehr Problemen mit gleichmäßigem Ausfahren der Kolben führen kann.
Insgesamt erkauft man sich also mit einer Lösung, die das zugrunde liegende Problem (das mit dem Hebel) umgeht und mit einer Zweikolbenbremse die gleiche Bremswirkung wie mit einer Vierkolbenbremse realisieren will, durch einige technische Nachteile. Kann man machen. Ob das durch die Vorteile des Zweikolbensystems (insbesondere billiger) gerechtfertigt ist, muss jeder selbst entscheiden.