Ich denke, dass diesem Halbsatz eine Einstellung zugrunde liegt, die eine der Wurzeln des aktuellen Naturnutzungskonflikts ist. Meiner Meinung nach gehört die Natur (als Gesamtheit aller Dinge, Eindrücke und Erfahrungen in unserer Umwelt) erstmal gar niemandem. Und das ist keine sprachliche Spitzfindigkeit, sondern die Grundlage einer gänzlich anderen "Weltanschauung".
In zweiter Linie gehört die Natur ja doch ganz konkret dem jeweiligen Grundbesitzer. Und global gesehen ist es eben nicht so, dass man "Natur" nach gewissen, gleichbleibenden Grundregeln nutzen kann. Die günstige Situation in Bayern oder der Schweiz (Besitzstruktur, Erwerbssituation) kann man eben nicht auf ganz Europa, geschweige denn auf die ganze Welt übertragen. Und ob die "gewissen Grundregeln" auf Dauer auch das Befahren von Singletrails bergauf und zu jeder Tages- und Nachtzeit inkludieren werden, wage ich auch für liberale Gesetzgebungen wie in Süddeutschland zu bezweifeln.
Natürlich ist E-Biken ein Sport. E-Motorbootfahren ist (im besten Fall mit regenerativ erzeugtem Strom) sicher auch ein Sport, wenn man die Ruder ein bisschen eintaucht. Ein kleiner Raupenantrieb (natürlich aus re...) und schon wird die 1800-Höhenmeter Schitour zu einer Vormittagsbeschäftigung für Bewegungslegastheniker. Und eine rucksacktaugliche Selbstseilwinde (regenerativ ...) würde auch schlaffen Softmovern wie mir endlich 9a+-Routen ermöglichen. Der Fantasie und dem Erfindungsreichtum sind hier wie immer keine Grenzen gesetzt. Schon gar nicht, wenn man der Meinung ist, dass die Natur eh "uns" gehört und nur darauf wartet von wirklich allen, immer und zu jeder Zeit, möglichst flächendeckend, zwecks Verbreitung von Freude, seelischer Kraft und körperlicher Selbstbestätigung zur Verfügung zu stehen.
Dieser durchaus nachvollziehbaren Anschauung liegt meiner Meinung nach aber unter anderem der Denkfehler zugrunde, man könnte die Qualität des eigenen Tuns da draußen in erster Linie anhand von zurückgelegten Höhen- und Laufmetern Singletrail oder Pulverschnee oder irgendwelchen Schwierigkeitsgraden bemessen. Dabei, so ist es meine Erfahrung, wird das Gesamterlebnis (wobei auch immer ...) durch einen Hilfsantrieb in genau dem gleichen Ausmaß emotional "entwertet", wie es dadurch erleichtert wird.
Stimmt schon. Nur ist halt nicht alles, was neu ist, auch wirklich zuträglich für das Zusammenleben da draußen. Ich seh die Bruchlinien auch ganz woanders als an den von dir skizzierten Beispielen: Nämlich immer dort, wo es darum ging, eine einigermaßen elitäre Beschäftigung durch den Einsatz von Hilfsmitteln (2-m Bohrhakenabstand, Klettersteige, Seilbahnen, Bau von kinderwagentauglichen Wanderwegen oder "Flowtrails" und jetzt eben die Außenborder) soweit zu trivialisieren, dass sie auch noch der letzte Depp ohne viel Aufwand und Risiko ausüben konnte. Wenn man also nicht der Meinung ist, dass es eine bedingungslos wünschenswerte Entwicklung ist, wenn sich eine möglichst große Anzahl von Menschen da draußen gegenseitig auf die Zehen steigt, kann man einige dieser Neuerungen also durchaus kritisch sehen.