Für alle jene von euch, die den Weltcupkurs in Madrid nicht kennen (und das werden vermutlich die meisten sein), will ich mal kurz erläutern, was dort abgeht:
Das Rennen findet im Casa De Campo, einem der Stadtparks von Madrid, statt. Dieser Stadtpark ist die âgrüne Lungeâ Madrids und umfasst eine Gesamtfläche von rund 1800 Hektar Fläche. Am Rande von Madrid gelegen bietet er Tausenden von Einwohnern einen Zufluchtsort, um sich von den Strapazen der Millionenstadt zu erholen und ein wenig frische Luft zu atmen.
Einmal im Jahr, wenn der Weltcuptross in Madrid einfällt, verwandelt sich diese Grünanlage sprichwörtlich in eine Stierkampfarena. Dann tobt der Casa de Campo, weil 20000 radsportverrückte spanische Fans in den Park strömen und die Meute der Radprofis zu Höchstleistungen antreiben. Unter dem frenetischen Jubel der Massen überträgt sich die Hektik auf das Geschehen auf der Strecke, deren Charakteristik ihren Teil zu der wilden Hetzjagd beiträgt. Schnell und eng geht es zur Sache, und wegen der wenigen ernst zu nehmenden Anstiege des Weltcupkurses gehen die Profis mit einem entsprechend hohen Maà an Aggressivität zu Werke. Hauptanziehungspunkt ist der Subida Infernal. Ein kleiner, aber gemeiner und giftiger Anstieg. Die Anstrengungen der Fahrerinnen und Fahrer werden hier begleitet von dicht an dicht stehenden tobenden Fans, die das Treiben auf der Strecke durch ihr infernalisches Gebrüll mit der gebührenden Atmosphäre zu würdigen wissen.
Die Streckenbedingungen lassen ein dauerhaft hohes Tempo zu und fordern den Athleten ein Höchstmaà an Konzentration ab. Wer hier den Anschluss nicht verlieren will muss nicht nur kompromisslos starten, sondern auch jede Attacke der Spitzengruppe gnadenlos mitgehen können. Mit einer irrwitzigen Geschwindigkeit nehmen die Profis die staubige Piste unter ihre Räder und immer wieder fordert der Kurs seinen Tribut in Form vieler Stürze und Ausfälle.
Im vergangenen Jahr kam bei den Frauen erschwerend hinzu, dass die Strecke durch heftige Regenfälle am Vortag und in der Nacht im Rennen an vielen Stellen aufgeweicht war und mit schwierigen Bodenverhältnissen aufwartete.
Der körperliche Zustand der Fahrerinnen, die es ins Ziel geschafft hatten, war dementsprechend:
Während Siegerin Marga Fullana noch lachen kann kommt hinter ihr Lene Byberg ins Ziel, die sich völlig verausgabt und schwer gelitten hat
Lisi Osl kommt als 6. ins Ziel â die Bilder sprechen für sich. Später habe ich sie am Flughafen getroffen und sie sagte mir, dass sie erleichtert darüber gewesen sei, dass das Rennen nur vier Runden gedauert hat!
Maja Wloszczowska (9. Platz), Eva Lechner (7.) und Teamkollegin Nathalie Schneitter (8.)
Julie Krasniak und Tereza Hurikova gezeichnet im Ziel und anschlieÃend wohlumsorgt
Maria Osl, Schwester von Lisi, muss sich völlig entkräftet am Absperrgitter abstützen
Trotz besserer Bodenverhältnisse ein paar Stunden später beim Rennen der Männer, die Anstrengungen waren die gleichen:
Sieger Absalon wird von Gattin Emily ins âPflegezeltâ geleitet, die Waschutensilien hat sie schon zur Hand
Moritz Milatz und Physio Oliver Wrobel feiern den dritten Platz des jungen Deutschen. Im Hintergrund sackt Marco Aurelio Fontana von seinem Cannondale Scalpel
Und freut sich trotz totaler Erschöpfung über sein bestes jemals erzieltes Resultat (4. Platz) bei einem Weltcuprennen
Seine Teamkollegen Roel Paulissen und Martin Gujan haben offensichtlich noch keine Kraft oder neugewonnene Energie, um sich mit ihm freuen zu können
Ralph Näf würde nach seinem 2. Platz hinter Absalon sicherlich gerne entspannter in die Kamera schauen, geht im Moment aber wohl noch nicht
Zu meinem groÃen Bedauern findet in diesem Jahr kein Weltcup in Madrid statt. Ein Tipp von mir: sollte dies 2011 wieder der Fall sein, fahrt hin, verbindet den Tripp dorthin mit einer Städtetour und erlebt ein Spektakel, welches euch in seinen Bann ziehen wird â garantiert!!!