Hier wie angekündigt Teil 1 der Hommage an Julien Absalon - Den vermutlich besten Mountainbiker aller Zeiten!
Im Jahr 2008 durchlebte der Franzose ein Wechselbad der Gefühle. Absalon begann die Saison mit der Erfüllung eines Traumes: in der Kathedrale des Mountainbikens, beim Ardennenklassiker in Houffalize, konnte er den so sehr gewünschten und in seinen Palmarès noch fehlenden Sieg verwirklichen und diesen Triumph als letzte noch fehlende Kerbe im Oberrohr seines
Orbea-Hardtails verewigen.
In Offenburg demütigte er ähnlich wie bei der Premiere ein Jahr zuvor die versammelte Weltelite. Nach etwa der Hälfte des Rennen entschloss er sich zu einer Tempoverschärfung am Anstieg zum Northshore, der keiner seiner Kontrahenten zu folgen im Stande war.
In Madrid blieb nach einem regelrechten Ausscheidungsrennen lediglich Lokalmatador Jose Hermida übrig, der Absalon bis (fast) zum Ende des Rennens Paroli bieten konnte. Zum Leidwesen seiner Landsleute musste er den Franzosen jedoch nach einem Fahrfehler etwa einen Kilometer vor dem Ziel ziehen lassen und dessen Ausnahmestellung anerkennen. Aus tausenden von Kehlen war ein enttäuschtes Aufstöhnen zu vernehmen, als der Weltcup-Spitzenreiter mit einem Vorsprung von 12 Sekunden auf der Videowall im Zielbereich erschien.
Ende Mai 2008 reiste er mit einem komfortablen Vorsprung in der Weltcup-Gesamtwertung zum Rennen nach Vallnord in Andorra. Dort geschah das Unfassbare: der Mann mit der überragendsten Fahrtechnik im Weltcup-Zirkus, der so extrem selten stürzt, hatte einen kapitalen Abstieg, in dessen Folge sich nicht nur Rückenprobleme, sondern auch mentale Schwierigkeiten einschlichen (was der Ãffentlichkeit jedoch verborgen blieb). Nach dem 11. Platz und dem Auslassen des Weltcups in Fort William verlor er auch die Führung in der Gesamtwertung an Christoph Sauser.
Es ist der 22. Juni 2008, die vorletzte Runde bei der Hitzeschlacht im WM-Rennen in Val Di Sole. Einer der schwärzesten Tage in der Karriere des Julien Absalon. Christoph Sauser führt überlegen vor Landsmann Florian Vogel. Absalon hat soeben Fredrik Kessiakoff überholt und arbeitet sich zäh an die beiden Führenden heran. Man sieht, wie der Franzose leidet und sich schwer atmend den Hang hinauf kämpft. In einem menschlichen Moment gröÃter Erschöpfung gleitet der groÃe Favorit hier an diesem gnadenlosesten Anstieg des WM-Kurses völlig ausgelaugt vom Rad, als ihm schwarz vor Augen wird. Als er zur Seite fällt, sich unter Mobilisierung allerletzter Kraftreserven wieder aufrappelt und die letzten zermürbenden Meter schieben muss wird klar, dass Absalon dieses Rennen vorzeitig beenden muss. Zu den Folgen der Verletzung in Vallnord kam ein weiterer Sturz auf´s Knie im WM-Training hinzu. Anfängliche Probleme mit der Kette hatten ihn aus dem Konzept gebracht und er versäumte es, ausreichend zu trinken. Bei der erbarmungslosen Hitze an diesen Tag ein fatales Versäumnis.
Weltmeister Absalon wartet seltsam angespannt und ungewohnt nachdenklich, in sich gekehrt, auf den Start. Ahnte er hier - angesichts der Vorgeschichte - bereits Ungutes?
Absalon am brutalsten Uphill der Strecke, der zu seinem Schicksalsberg werden sollte.
Als Absalon sich von hinten dem drittplatzierten Kessiakoff nähert, scheint noch alles in Ordnung zu sein.
Die Leiden des Julien Absalonâ¦.
â¦.. gipfeln in der Aufgabe in der vorletzten Runde
[ame="http://www.youtube.com/watch?v=XeWSyJ7ZPlg"]YouTube- the ko of julien absalon at the mtb world championship 2008[/ame]
Nach dem WM-Drama zog sich der entthronte Weltmeister erst einmal aus der Ãffentlichkeit zurück. Zur Stärkung der angeknacksten mentalen Verfassung nahm er dann doch die Reisestrapazen zu den Ãbersee-Rennen in Kanada auf sich. Diese sollten eigentlich den Vorbereitungen auf den absoluten Jahreshöhepunkt, Olympia in Peking, zum Opfer fallen. Doch Absalon wollte nicht ohne einen vorherigen Vergleich mit der internationalen Konkurrenz nach China reisen. Absalon zeigte sich in Mont St. Anne erstmals nach Jahren nicht in der Kluft des amtierenden Weltmeisters im Regenbogentrikot oder im weiÃen Jersey des Leaders im Gesamtklassement, sondern im ungewohnten Outfit des frisch gekürten französischen Meisters. Gut erholt von den Ereignissen in Italien und zurück zu alter Stärke, wie es schien, denn er dominierte in beiden Rennen das Geschehen nach Belieben und deklassierte die Konkurrenz klar. Mit seinen Weltcupsiegen 16 und 17 stellte er die Bestmarke von Mountainbikelegende Thomas Frischknecht ein und legte den Grundstein für seinen dritten Weltcupgesamtsieg in Folge und den vierten insgesamt.
Exzellent vorbereitet und mit groÃem Selbstvertrauen ausgestattet stand er dann in Peking an der Startlinie. Mit einer unwiderstehlichen Attacke schon früh im Rennen lieà er der zögernden Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance und fuhr zu seinem zweiten Olympiasieg nach Athen 2004.
Die Ergebnisse beim vorletzten Weltcup in Canberra, auf den Absalon verzichtete, führten dazu, dass der Doppelolympiasieger in der Gesamtwertung nicht mehr einzuholen war. Entsprechend entspannt ging Absalon in Schladming zu Werke und holte sich dort erneut die gläserne Trophäe des Weltcupgesamtsiegers ab.
Teil 2 folgt demnächst!