Die Saison 2009 des Julien Absalon begann mit einem 2. Platz hinter Jose Hermida beim Weltcupauftakt im Glutofen von Pietermaritzburg. Zu den Besonderheiten dieses Saisonstarts gehörte sicherlich die erstaunliche Bescheidenheit des Seriensiegers Absalon, der mit diesem Ergebnis offensichtlich höchst zufrieden war.
Kurzen Prozess mit der Konkurrenz machte er dagegen beim deutschen Weltcup. Bei seinem Hattrick in Offenburg zog er seinen Mitstreitern diesmal schon in Runde drei auf und davon. Dem Mann ist durchaus zuzutrauen, dass er etwa an der gleichen Stelle wie im Vorjahr die Flucht nach vorne ergriffen hat, nur eben eine Runde früher. Irgendwo im Anstieg hoch zum Northshore habe er sich zu einer finalen Attacke entschlossen, gab der im Ziel völlig entspannte Olympiasieger zu Protokoll. Zu diesem Zeitpunkt war er in einem Pulk mehrer Fahrer unterwegs. Da eine solche unübersichtliche Rennsituation immer gewisse unbeeinflussbare Gefahren berge habe er sich diesmal schon sehr früh dazu entschlossen, die Dinge in die Hand zu nehmen.
Der Moment, in dem Absalon auf nimmer Wiedersehen verschwand
Die Weltmeisterstreifen sind nicht genug: Absalon´s Sidi Dragon 2 Carbon Olympia Spezial Edition
Das Phänomen Julien Absalon: Mal wieder hatte er ¾ der Saison unglaublich überlegen gestaltet und seine Konkurrenz klar im Griff gehabt. Seine Rennen bestritt er stets mit einer unfassbaren Präzision und einer scheinbar grandiosen Leichtigkeit. Es hatte den Anschein, dass immer wenn er dies wollte, er mit einer einzigen Attacke ein Rennen für sich entscheiden konnte. Dabei spielte es keine Rolle, auf welcher Strecke oder unter welchen äuÃeren Bedingungen die Rennen stattfanden. Man konnte in diesen Rennsituationen stets den Eindruck gewinnen, dass er immer alles unter Kontrolle hatte und seine Mitstreiter machtlos sein Entschwinden mit ansehen mussten. Seine Konkurrenten akzeptierten in den meisten Fällen voller Respekt und Anerkennung vor ihm, dass sie nichts dagegen tun konnten.
Schönes Beispiel hierfür: der Weltcup in Houffalize.
Wie schon in Offenburg waren es wieder Julien Absalon, Ralph Näf und Wolfram Kurschat, die den Ereignissen ihren Stempel aufdrücken sollten. Während sich Näf, zunächst auch noch Jean-Christophe Péraud sowie Jose Hermida an der Spitze abwechselten â den Olympiasieger aus Frankreich stets in Lauerstellung im Nacken â musste Wolfman wie gehabt nach moderatem Start wieder von etwas weiter hinten die Hatz durch´s Feld starten. Doch erneut war gegen Absalon kein Kraut gewachsen. Nach einer neuerlichen Tempoverschärfung des Franzosen blieb lediglich noch der Schweizer Ralph Näf an dessen Hinterrad. Da der Eidgenosse den kurzen Abstand nur unter Mobilisierung allerletzter Reserven aufrecht erhalten konnte war es kein Wunder, dass er â O-Ton Näf im Ziel â in der letzten Runde âregelrecht explodierteâ.
Sieger in Madrid, wer sonst und mal wieder: Julien Absalon. Doch bei keinem seiner Siege in dieser Saison wurde er dermaÃen herausgefordert wie diesmal durch Ralph Näf. In einem packenden Thriller bot der dem Franzosen als Einziger die Stirn und konnte über 5 von 6 Runden eine knappe Führung behaupten, diese sogar im vorletzten Umlauf auf 10 Sekunden ausbauen. Doch bei diesem Kraftakt hatte der Schweizer - wie schon zuvor in Houffalize - zu viel Energie verbraucht und hatte dem energischen Konter von Absalon in der letzten Runde nichts mehr entgegenzusetzen.
Siegessicher: Julien Absalon am Start vor dem Rennen im Casa De Campo
Im Rennen lieà er seinem Gesichtsausdruck am Start Taten folgen:
Musste sich jedoch erst gegen einen unglaublich starken und hartnäckigen Ralph Näf durchsetzen:
Geschafft: der lästige Verfolger explodiert und endlich abgehängt
Mitte der Saison verlängerte er seinen Vertrag mit dem Team
Orbea bis zu den olympischen Spielen in London 2012. Viele seiner Konkurrenten, deren Teams und Hersteller unternehmen alles Erdenkliche, um mit teuren Innovationen und Entwicklungen ihre Arbeitsgeräte immer leichter und damit vermeintlich schneller zu bekommen. Absalon hingegen scheint sich mit einem nahezu serienmäÃigen und völlig unspektakulären
Orbea Alma Carbon Hardtail begnügen zu können. Und gewinnt trotzdem und dies zumeist in überlegener Manier. AuÃerdem war auch in der vergangenen Saison wieder auffallend, dass der Franzose äuÃerst selten mit einem technischen Defekt oder gar Ausfällen zu kämpfen hatte. Es kommt also doch in erster Linie auf den Fahrer und ein bestens präpariertes Mountainbike an!
Bei den Ãbersee-Weltcups in Kanada das gleiche Bild: vierter Saisonsieg in Folge in Mont St. Anne, 21. Weltcupsieg insgesamt. In Bromont war er auf dem besten Wege zu Saisontriumph Nr. 5 bzw. 22. Weltcupsieg, als ihm in Führung liegend die Kette riss und diese im Schlamm verschwand.
Absalon in Mont St. Anne
Und eine Woche später in Bromont â weniger erfolgreich
Und dennoch: klare Führung in der Gesamtwertung und weiÃes UCI Leader Trikot
Als Topfavorit auf den Weltmeistertitel reiste Julien Absalon nach Canberra. Als er dort das Siegerpodest bestieg, tat er dies mit steinerner Miene. Der vierfache Weltmeister konnte seine Enttäuschung nur schwer verbergen, als er als Zweiter aufgerufen wurde und die Silbermedaille überreicht bekam. Als der neue Weltmeister das oberste Treppchen bestieg musste der Doppelolympiasieger mit ansehen, wie ein anderer, den kaum einer wirklich auf der Rechnung hatte, sich das begehrte Regenbogentrikot überstreifen durfte. Nach einem an Spannung und Dramatik nicht mehr zu steigernden Rennen wurde der Schweizer Nino Schurter jüngster Titelträger in der Geschichte der CC-Weltmeisterschaften. Ganze 3 Sekunden trennten die beiden Kontrahenten nach über 2 Stunden packender Renndauer im Ziel. Vorhergegangen war ein episches Duell, in welchem Schurter und Absalon in jedem (!) Umlauf nahezu identische Rundenzeiten fuhren. Immer wenn es so aussah, als könne der Franzose, der übrigens mit nur einem vorderen Kettenblatt unterwegs war, in bekannter Manier davonziehen, reduzierte der Schweizer den Rückstand im letzten Downhill mit seiner überragenden Fahrtechnik. Zur Seite stand ihm dabei Landsmann Florian Vogel. Während Absalon auf sich alleine gestellt war und sehr viel Führungsarbeit leisten musste, unterstützten sich die beiden Eidgenossen mit ihrer grandiosen Teamarbeit gegenseitig. Lohn der Mühe war neben der Goldmedaille für Schurter der dritte Platz für Vogel vor Jose Antonio Hermida.
Nur eine Woche später konnte er beim vorletzten Weltcup in Champéry trotz der WM-Enttäuschung schon wieder lachen. Kein Wunder, benötigte er doch dank seiner überragenden Vorstellungen bei den vorherigen Rennen nur ein für seine Ansprüche mittelprächtiges Resultat, um sich erneut schon vor dem Finale in Schladming vorab den Gesamtweltcup zu sichern. Gewinnen wollte er in Champéry trotzdem, und so zog er in unnachahmlicher Art und Weise davon und alles sah nach einer erfolgreichen Revanche für Canberra aus. Dann der Einbruch in der vorletzten Runde und Burry Stander konnte den Franzosen zunächst ein- und mit einer finalen Attacke in der letzten Runde schlieÃlich überholen. Seine Frau Emilie musste ihm nach der Zieldurchfahrt zur Seite stehen und ihn unterstützen, weil er offensichtlich sehr erschöpft war. In diversen, eventuell nicht so gut informierten Medien wurde danach schon von einer Wachablösung gesprochen. Dabei war der Grund für Absalon´s schlechte körperliche Verfassung einzig und allein dem Jetlag und den Reisestrapazen geschuldet. Immerhin war der Mann trotzdem Zweiter im Ziel und hatte zum vierten Mal hintereinander den Gesamtweltcup gewonnen.
Gattin Emilie ist stets fürsorglich in der Nähe
Weltcupgesamtsieger 2009: Julien Absalon