Rahmen zu groß? Anpassung oder Neukauf?

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Hallo Forumsmitglieder,

im Voraus schonmal besten Dank für eure Hilfe und Unterstützung. Ich wende mich an euch, da ich folgendes Problem habe:

Vor drei Jahren habe ich mir ein Cyclocross zugelegt. Vorher hatte ich lediglich ein normales Trekkingrad und somit keine Erfahrung in diesem Bereich, was Sitzposition etc. angeht. Bei der Beratung wurde mir ein 60er Rahmen empfohlen. Seit Beginn an habe ich jedoch das Gefühl beim Fahren sehr gestreckt zu sitzen. Anfangs dachte ich das sei normal und man müsse sich erst an die deutlich sportlichere Position gewöhnen. Aktuell bin ich der Meinung der Rahmen ist mir eigentlich zu groß. Beim Fahren fällt mir auf, dass ich selten an die Bremsgriffe greife, fahren am Unterlenker vermeide ich. Den Lenker greife ich so weit wie möglich hinten (Richtung Steuersatz). Für mich stellt sich deshalb die Frage, ob Anpassungen am Rad mein Problem beheben, oder ob ich mir direkt ein neues Rad kaufe... Für eine bessere Einschätzung benötige ich eure Erfahrungen.

Zunächst habe ich einige Anpassungen am Rad mit geringem Aufwand vorgenommen. Ich habe den Lenker etwas steiler gestellt um die Bremsgriffe einfacher zu erreichen. Weiterhin habe ich mittels Wasserwaage überprüft, ob der Sattel horizontal eingestellt ist und habe den Sattel so weit wie möglich nach vorne gestellt.
Diese Einstellung haben meine Sitzposition zwar etwas verbessert, richtig zufrieden bin ich aber nicht. Habe mich mal auf das Rad gesetzt und ein Lot von der Kniescheibe nach unten fallen lassen. Das Lot ist ca. 1-2cm vor dem Schwerpunkt des Pedals. Das sollte ja nicht so sein, auch wenn ich derzeit keine Probleme mit Knieschmerzen habe. Demzufolge müsste der Sattel eigentlich wieder zurückgestellt werden, was aber wieder zur Folge hat, dass ich gestreckter sitze.

Ich habe mich und mein Rad deshalb mal vermessen. (https://www.roadbike.de/rennrad-tra...e-und-optimale-sitzposition-fuer-ihr-rennrad/):

Persönliche Maße:
Innenbein-/Schrittlänge 91cm
Körperlänge 151cm
Rumpflänge 60cm
Armlänge 68cm

Hieraus habe ich folgende folgende Werte ermittelt:
Rahmenhöhe RH =S x 0,66 = 91cm x 0,66 = 60,1cm
Oberrohrlänge O = (R+A)xH-V = (60cm + 68cm) x 0,52 - 10cm = 56,6cm (mit V=Vorbaulänge und H=0,52 für entspannte Sitzposition)
Sattelhöhe SH = S x 0,855 = 91cm x 0,885 = 80,5cm

Diese Werte habe ich mit der Rahmengeometrie meines Rades abgeglichen:
Rahmenhöhe RH = 65cm > 60,1cm
Oberohrlänge O = 58cm > 56,6cm
Sattelhöhe SH = 79cm < 80,5cm

Hieraus geht hervor, dass insbesondere Rahmenhöhe und Oberrohrlänge von den ermittelten Maßen abweichen und mein Gefühl bestätigen. Für mich stellt sich deshalb die eingangs erwähnte Frage, ob Anpassungen am Rad (beispielsweise neuer Vorbau, aktuell sind 100mm drauf) mein Problem beheben könnten. Ich bin gerne für Tipps offen und hoffe auf eure Hilfe. Sollten noch Infos zur besseren Beurteillung erforderlich sein, reiche ich die gerne nach.

Nach folgender Anleitung habe ich noch einige Abmessungen meines Rades ermittelt, die unter Umständen noch zur besseren Bewertung herangezogen werden können. (https://www.tour-magazin.de/service/werkstatt/rennrad-richtig-vermessen/a16215.html):

Sattelhöhe 104cm
Sitzhöhe 79cm
Lenkerhöhe 100cm
Sattelspitze bis Mitte Bremsgriff 65cm
Sattelspitze bis Mitte Oberlenker 54cm
Sattelspitze bis Tretlagermitte 9cm
Oberrohrlänge 58cm
Stack 61cm
Reach 40cm
Stack/Reach 1,53
Sattel-Lenker Überhöhung 4cm


Vielen Dank für eure Unterstützung.

Freundliche Grüße

Axelic
 
Einfach einen kürzeren Vorbau montieren...günstig und einfach...keine Wissenschaft. Ich würde mal 80mm probieren...
 
Mahlzeit Axel :D

Hmm vll checkst Du erstmal noch einen Teil Deiner Angaben :D
Koerperlaenge 151cm stimmt sicher nicht, soll vermutlich 191cm sein, aber ich kann nur raetseln (waere die einzige Groesse wo RH 60 halbwegs dazu passen wuerde).
Dann wurde Dir ein 60er Rahmen empfohlen, offensichtlich hast Du den jetzt auch, aber dann schreibst Du 65cm.

Die Oberrohrlaenge ist bei Aufbauten mit Dropbar der eigentliche 'Killer', und da koennte Dein Rad tatsaechlich eine Nummer zu gross sein mit 58cm statt errechneten 56.6cm.
Ich nehme immer im Zweifelsfalle lieber eine Nummer kleiner und dann einen laengeren Vorbau. Kuerzerer Vorbau ist IMHO eher suboptimal.
 
Einfach einen kürzeren Vorbau montieren...günstig und einfach...keine Wissenschaft. Ich würde mal 80mm probieren...

Das hatte ich auch überlegt in der Hoffnung, dass sich das Fahrverhalten nicht nachteilig ändert. Ist aber definitiv die wohl günstigste Möglichkeit das auszuprobieren.

Mahlzeit Axel :D

Hmm vll checkst Du erstmal noch einen Teil Deiner Angaben :D
Koerperlaenge 151cm stimmt sicher nicht, soll vermutlich 191cm sein, aber ich kann nur raetseln (waere die einzige Groesse wo RH 60 halbwegs dazu passen wuerde).
Dann wurde Dir ein 60er Rahmen empfohlen, offensichtlich hast Du den jetzt auch, aber dann schreibst Du 65cm.

Die Oberrohrlaenge ist bei Aufbauten mit Dropbar der eigentliche 'Killer', und da koennte Dein Rad tatsaechlich eine Nummer zu gross sein mit 58cm statt errechneten 56.6cm.
Ich nehme immer im Zweifelsfalle lieber eine Nummer kleiner und dann einen laengeren Vorbau. Kuerzerer Vorbau ist IMHO eher suboptimal.

Die Körperlänge ist per Definition das Maß vom Fußboden zum Brustbein (nicht zu verwechseln mit Körpergröße!).
Der Rahmen ist ein 60er gemäß Angabe des Herstellers. Gemessen wird das von Tretlagermitte bis dort, wo der Sattel in den Rahmen gesteckt wird. Nicht zu Verwechseln ist dies mit der Rahmengröße aus dem von mir zitierten Link zur Vermessung. Dort wird die Rahmengröße anders ermittelt!
Von daher gehe ich aktuell davon aus, dass die von mir angegeben Maße stimmen.
 
Lange Frage (Fotos hätten das abgekürzt) , kurze Antwort:
Ja. Zu gross.
Kürzerer Vorbau, Lenker mit weniger Reach können helfen.
Bleibt aber für artgerechten Einsatz zu gross / lang.
 
Ja gut, diese Messung bei der 65cm rauskommen ist etwas fragwuerdig. Um nicht zu sagen komplett falsch :D

Ich hab mal die klassische Geometrie in cyan eingezeichnet, und zwar so, wie sie 'wirklich aussah'.
Man hatte damals Vorbauten mit Schaft, die auch nach oben rausgingen. Ich komme also vorne (am Lenker) genau da an, wo die jetzt auch ankommen, aber das horizontale Oberrohr ist eben nicht ausschliesslich weiter oben, sondern vorne ist es weiter unten als das geslopte.
Die Oberrohrlaenge ist korrekt, die aendert sich dadurch nicht.
Allerdings ist die Rahmenhoehe nach klassischer Messung eben in Wahrheit nicht ganz so gross wie die von Dir (anhand der irrefuehrenden Grafik) ermittelten 65cm.

rahmenhoehe.png


Vergleichsbild reales Klassik-Rennrad:

1024px-Old_Colnago_bike.jpg


Im Endeffekt nimmt sich das aber alles nix, wenn Du mit der Hau-Ruck-Anpassung per kurzem Vorbau nicht gluecklich wirst, dann auf eine Nummer kleiner umsteigen.
 
hallo,
ich hatte auch ein ähnliches problem, umbau von einem mtb rahmen auf rennradlenker.
neben den empfohlenen änderungen, würde ich eine sattelstütze mit 0mm versatz empfehlen. bei mir wars eine große hilfe.
 
hallo,
ich hatte auch ein ähnliches problem, umbau von einem mtb rahmen auf rennradlenker.
neben den empfohlenen änderungen, würde ich eine sattelstütze mit 0mm versatz empfehlen. bei mir wars eine große hilfe.
Ganz schlechter Tipp, sagen die Knie. ;)
Habe mich mal auf das Rad gesetzt und ein Lot von der Kniescheibe nach unten fallen lassen. Das Lot ist ca. 1-2cm vor dem Schwerpunkt des Pedals. Das sollte ja nicht so sein, auch wenn ich derzeit keine Probleme mit Knieschmerzen habe. Demzufolge müsste der Sattel eigentlich wieder zurückgestellt werden, was aber wieder zur Folge hat, dass ich gestreckter sitze.
Da machst Du einen Fehler: Das Knielot fällt man inzwischen nicht mehr von der Kniescheibe, sondern von der Kniemitte. Die Kniemitte sollte über über der Pedalachse liegen, aber nur, wenn die Kurbel nach vorn zeigt und Deine Ferse oberhalb des Pedals liegt. Beim Pedallieren sollte die Ferse immer höher als das Pedal sein. Wenn wir im Stand das Knielot fällen, halten wir häufig den Fuß falsch (zu tief, anders, als während der Fahrt).
Aber ob das Knielot (von der Kniemitte) unbedingt genau durch die Pedalachse fallen soll, ist übrigens garnicht in Stein gemeißelt, wenn nicht gar strittig. Knielot (Kniemitte) über Pedalachse ist aber schon ein zu empfehlender Startwert.
Die Sattelhöhe ist nicht bei 0.885 x Schrittlänge festgeschrieben. Die verschiedenen Autoren sind sich jedoch relativ einig darüber, dass die nackt gemessene Schritlänge x 0,885 ein niedriger unter den geeigneten Werten ist. Zu niedriger Sattel ist schlechter, als ein bischen zu hoher. Aber es gibt große Ungenauigkeiten bei diesen "Trockenmessungen": Die Schritthöhe müsste eigentlich mit Schuhen gemessen werden, deren Ferse genau so hoch baut, wie die Sohle auf dem Pedal und die Sattelhöhe müsste so gemessen werden, als wenn er durch den Fahrer belastet wird (weicher/flexibler Sattel sinkt unter Belastung ab/ein)... Naja, man kann das wohl nur mit einer Videoanalyse durch einen kompetenden Bikefitter vernünftig feststellen.

Stell Dir erstmal den Sattel geeignet ein und kümmere Dich nicht um die Rahmenlänge. Wenn der Sattel für Deine Knie passt, dann fahre mal 'ne Stunde an Deiner Leistungsgrenze, Wenn Du dann ein bischen erschöpft bist, und allein auf einer ebenen geraden Strecke fährst, greif den Lenker doch mal so, wie die Länge sich gut anfühlt. Vielleicht hast Du Glück und Lenker ist zu weit von Dir entfernt, dann greifst Du ein paar Zentimeter hinter den Bremsgriffen (also Pfoten näher an Deinem Sattel). Dass da ein Unterschied ist, ist schon in Ordnung, aber nur ein Zentimeterchen. Wenn es mehrere Zentimeter sind, musst Du einen entsprechend kürzeren Vorbau montieren. Ob das Auswirkungen auf das Lenkverhalten hat, oder sich komisch anfühlt musst Du ausprobieren und selbst beurteilen.

Die Vorbaulänge ist nicht aussagekräftig, weil die Positionierung der STIs auf dem Lenker auch mehr als einen Zentimeter Unterschied bewirkt und die unterschiedlichen Lenker unterschiedlichen Reach haben. Ein 60mm Vorbau kann in Kombination mit einem Lenker mit viel Reach und/oder einer tieferen Position der STIs zum selben Griffabstand führen, wie ein 100mm Vorbau mit anderem Lenker und anderer STI-Positionierung. Also bitte häng' Dich nicht an der Vorbaulänge auf. Da die Summe aus allem relevant ist, muss die Vorbaulänge gar keine Rolle spielen.

Wichtig ist auch die Körperhaltung auf dem Rad. Rundrücken ist ein deutliches Indiz für andere Probleme (falscher Sattel zum Beispiel).

Die Geschichten mit den Formeln in der Fahrrad-Ergonomie ist so eine Sache. Jeder Autor beschreibt die Dinge anders und widerspricht sich gleichzeitig bewusst und explizit selbst. Dass es für manches Formeln gibt, ist eher irreführend, oder nur zur Findung einer Basiseinstellung (= Startpunkt einer Abstimmungsorgie) geeignet.
 
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Ganz schlechter Tipp, sagen die Knie. ;)

Da machst Du einen Fehler: Das Knielot fällt man inzwischen nicht mehr von der Kniescheibe, sondern von der Kniemitte. Die Kniemitte sollte über über der Pedalachse liegen, aber nur, wenn die Kurbel nach vorn zeigt und Deine Ferse oberhalb des Pedals liegt. Beim Pedallieren sollte die Ferse immer höher als das Pedal sein. Wenn wir im Stand das Knielot fällen, halten wir häufig den Fuß falsch (zu tief, anders, als während der Fahrt).
Aber ob das Knielot (von der Kniemitte) unbedingt genau durch die Pedalachse fallen soll, ist übrigens garnicht in Stein gemeißelt, wenn nicht gar strittig. Knielot (Kniemitte) über Pedalachse ist aber schon ein zu empfehlender Startwert.
Die Sattelhöhe ist nicht bei 0.885 x Schrittlänge festgeschrieben. Die verschiedenen Autoren sind sich jedoch relativ einig darüber, dass die nackt gemessene Schritlänge x 0,885 ein niedriger unter den geeigneten Werten ist. Zu niedriger Sattel ist schlechter, als ein bischen zu hoher. Aber es gibt große Ungenauigkeiten bei diesen "Trockenmessungen": Die Schritthöhe müsste eigentlich mit Schuhen gemessen werden, deren Ferse genau so hoch baut, wie die Sohle auf dem Pedal und die Sattelhöhe müsste so gemessen werden, als wenn er durch den Fahrer belastet wird (weicher/flexibler Sattel sinkt unter Belastung ab/ein)... Naja, man kann das wohl nur mit einer Videoanalyse durch einen kompetenden Bikefitter vernünftig feststellen.

Stell Dir erstmal den Sattel geeignet ein und kümmere Dich nicht um die Rahmenlänge. Wenn der Sattel für Deine Knie passt, dann fahre mal 'ne Stunde an Deiner Leistungsgrenze, Wenn Du dann ein bischen erschöpft bist, und allein auf einer ebenen geraden Strecke fährst, greif den Lenker doch mal so, wie die Länge sich gut anfühlt. Vielleicht hast Du Glück und Lenker ist zu weit von Dir entfernt, dann greifst Du ein paar Zentimeter hinter den Bremsgriffen (also Pfoten näher an Deinem Sattel). Dass da ein Unterschied ist, ist schon in Ordnung, aber nur ein Zentimeterchen. Wenn es mehrere Zentimeter sind, musst Du einen entsprechend kürzeren Vorbau montieren. Ob das Auswirkungen auf das Lenkverhalten hat, oder sich komisch anfühlt musst Du ausprobieren und selbst beurteilen.

Die Vorbaulänge ist nicht aussagekräftig, weil die Positionierung der STIs auf dem Lenker auch mehr als einen Zentimeter Unterschied bewirkt und die unterschiedlichen Lenker unterschiedlichen Reach haben. Ein 60mm Vorbau kann in Kombination mit einem Lenker mit viel Reach und/oder einer tieferen Position der STIs zum selben Griffabstand führen, wie ein 100mm Vorbau mit anderem Lenker und anderer STI-Positionierung. Also bitte häng' Dich nicht an der Vorbaulänge auf. Da die Summe aus allem relevant ist, muss die Vorbaulänge gar keine Rolle spielen.

Wichtig ist auch die Körperhaltung auf dem Rad. Rundrücken ist ein deutliches Indiz für andere Probleme (falscher Sattel zum Beispiel).

Die Geschichten mit den Formeln in der Fahrrad-Ergonomie ist so eine Sache. Jeder Autor beschreibt die Dinge anders und widerspricht sich gleichzeitig bewusst und explizit selbst. Dass es für manches Formeln gibt, ist eher irreführend, oder nur zur Findung einer Basiseinstellung (= Startpunkt einer Abstimmungsorgie) geeignet.

Guter Punkt mit den Knien. Allerdings habe ich bisher keine Probleme in Knien gehabt, aber ja... Jeder Körper ist anders...


Wo ist die Kniemitte genau?
 
Wo ist die Kniemitte genau?
Die kann man messen, indem man sich vor eine Wand stellt und das Knie etwas anwinkelt bis die Kniescheibe die Wand berührt/sich an der Wand abstützt. Dann misst man wieweit die Kniekehle von der Wand entfernt ist. Bei dem halben Abstand (Kniekehle-Wand) sucht man sich einen Punkt an der Innenseite des Knies und markiert ihn mit einem Klebepunkt oder Stift. Das ist die Kniemitte.
Es ist eine ein Punkt auf der Knieinnenseite auf halbem Abstand zwischen Kniekehle und Kniescheibe bei leicht gebeugtem Knie.
 
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