Trotzdem hier einige Postings schon sehr eigenartig sind, habe ich den Thread bislang mit großem Interesse gelesen und möchte nur zu ein paar Dingen meine Anmerkungen machen:
@exilhesse: du sagst "Richtig einer muss die Entwicklungsarbeit machen, Rotwild tuts aber nicht, das sind nunmal die Rahmenhersteller, wie schon gesagt." ...
Dies ist für ROTWILD bzw. die dahinter stehende Firma ADP Engineering nun einfach nicht richtig - der seit 2004 verbaute Rohrsatz in den ROTWILD Bikes ist von ADP in seinen Bemaßungen und Konifizierungen eigenständig entwickelt worden und wird vom Rohrhersteller exklusiv für die Rotwild-Rahmen gezogen. Ob das nun besser als ein zugekauftes Rohr (Easton etc.) ist oder nicht vermag ich nicht zu beurteilen. Hintergrund gerade dieser Rohrsatzentwicklung bei ADP war aber der Wunsch, sich unabhängig zu machen von den Entwicklungen, die die wenigen Top-Hersteller von Scandium o.a. vorgeben.
@Hugo: Seit der Modellpalette 2004 werden die Rahmen in Taiwan geschweisst - Entwicklung, Montage der Komplettbikes sowie Qualitätsmanagement erfolgt nach wie vor in Dietzebach (Nähe Frankfurt/M.).
Insgesamt interessant finde ich die Diskussion um den Begriff "Innovation" und was darunter alles verstanden wird. Was mich an einigen kleinen Bikeschmieden (darunter Nicolai,
Rotwild, Fusion etc.) fasziniert, ist schlicht und ergreifend die Tatsache, dass die Macher dahinter ihre eigenen Vorstellungen eines Bikes verfolgen - und das ist vor dem Hintergrund der relativ kleinen Stückzahlen dieser Unternehmen allein aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht einfach. Es ist in der Branche wohl unbestritten, dass z.B. Specialized eine Top-Entwicklungsabteilung hat, umso spannender aber, wenn kleine Firmen auch in der Lage sind, eigenständige Konzepte zu verwirklichen.
Dass in der Bikebranche, speziell in der deutschen, nur wenig Geld verdient wird, dürfte jedem klar sein, der sich mal mit den Verantwortlichen unterhält. Und schwerwiegender noch, vor allem für die kleinen Hersteller ist es enorm schwierig, Zugang zu den weltbesten Zulieferern (zu wettbewerbsfähigen Preisen) zu bekommen - und dabei ihr eigenes Konzept weiterzuentwickeln.
Und nochmals zum Thema "Innovation": es ist rein ingenieursseitig enorm aufwändig, wenn z.B. Kalle sein G-Box System versucht um 500-800 g leichter zu machen, gleiches gilt für einen Komplettrahmen, denn auch dort sind 50 g schon ein enormer Fortschritt. Seit Einführung des EU-Produkthaftungsgesetzes sind die Hersteller zudem in zusätzlicher Verantwortung für den Nachweis der Haltbarkeit - und Prüfstandtestläufe sind alles andere als billig.
Und abschließend zur Info: Für die Modellpalette 2004 hatte Rotwild allein ca. 25 unterschiedliche Röhren und ca. 130 Frästeile neu entwickelt - wer sich in diesem Metier auskennt, weiss welche Kosten dahinterstehen.
Mein persönliches Fazit: Was jedem sein Hobby oder seine Leidenschaft wert ist, mag jeder selbst entscheiden - der Bikemarkt bietet ausreichend Alternativen.
In diesem Sinne,
ride on