Spiralix - Annapurnaspirale mit Extras

Sorry wegen der kleinen Posting-Verzögerung. Glaube alle Satellitenschüsseln von Manang sind gestern Abend und über Nacht im Neuschnee versunken. Derzeit läuft nur das Nepal Telecom Edge Handynetz mit 300 Byte pro Sekunde, das macht den Bericht etwas langwieriger als üblich... aber ich bemühe mich!
 
08.05. 09:35 Thorong La, 5420m

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Doppelt akklimatisierten hilft, bin dieses Mal fast eine Stunde schneller mit der Schieberei als bei der ersten Überquerung vor zwölf Tagen. Allerdings werd ich unterwegs ein wenig von zwei dicken schwarzen Zöpfen aus Hongkong ausgebremst, eine Picknick-Einladung zu Tibetbrot und Yak-Käse darf man im einsamen Himalaya nicht ausschlagen. Ausser uns beiden geht heute niemand sonst in der verkehrten Richtung auf den Thorong La.

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Die Gletscher an den Seiten sind immer noch toll... und überhaupt schlaucht mich der Uphill erst auf den letzten hundert Höhenmetern ein bisserl. Das war letztes Mal noch deutlich anstrengender.

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Hab mit snow spy girl vom Tilichosee heut ein kleines Zweiseiten-Rennen zum Thorong La veranstaltet: Biker aus Westen mit Start in Muktinath Phedi (4130m) gegen Fußgängerin aus Osten mit Start in Thorong Phedi (4450m). Wir kommen bei gleicher Startzeit mit nur fünf Minuten Abstand oben an: Perfektes Timing fürs Gipfelfoto.

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Der lustige Nepali-Chef vom Thorong-La-Teehaus hat heute auch wieder seinen Spaß: Als die meisten Trekker schon lange auf dem Runterweg und das Teegeschäft für heute beendet ist, radlt er Runde um Runde auf dem kleinen Platz vor den Gebetsfähnchen. Ich lass mir auch viel Zeit am Pass und fahr erst los, als alle anderen weg sind. Ist einfach viel zu schön hier oben... sonnig... warm... und wahrscheinlich das letzte Mal für einige Zeit auf großer Höhe. Irgendwie traurig... will gar nicht runter.

An dieser vielleicht schönsten Stelle der Annapurnarunde noch kurz was zum diskutierten Thema "spezielle Tour", "verrückte Tour", "beste Tour" usw: Für mich war der Mesokanto La durchaus sehr speziell und sehr verrückt, auf seine ganz eigene Art und Weise. Nicht unbedingt nur wegen der grusligen Abkletterei, das hatte ich früher auch schon ab und zu. Aber das ganze Adrenalin in Kombination mit dem endlos langen Anstieg durch dünne Luft, eine gefühlte Ewigkeit deutlich über 5000m, drumherum die einsame und riesige Gletscherwelt der Siebeneinhalbtausender, das alles zusammen war schon relativ einzigartig. Und am Ende natürlich der fantastische und endlose Zweieinhalbtausendtiefenmeterflowtrail hinab nach Jomsom, wo ich erst völlig erschlagen losgerollt bin und dann mit jeder Minute gespürt hab, wie zunächst die Lebensgeister und dann der fette Bikespaß zurückkehren... einfach nur noch genial. Jedenfalls werd ich mich noch sehr lange an diesen Tag erinnern.
 
08.05. 09:35 Thorong La, 5420m
Ich lass mir auch viel Zeit am Pass und fahr erst los, als alle anderen weg sind. Ist einfach viel zu schön hier oben... sonnig... warm... und wahrscheinlich das letzte Mal für einige Zeit auf großer Höhe. Irgendwie traurig... will gar nicht runter.

Kann ich mir gut vorstellen, das Gefühl muß unbeschreiblich sein.

... Und am Ende natürlich der fantastische und endlose Zweieinhalbtausendtiefenmeterflowtrail hinab nach Jomsom, wo ich erst völlig erschlagen losgerollt bin und dann mit jeder Minute gespürt hab, wie zunächst die Lebensgeister und dann der fette Bikespaß zurückkehren... einfach nur noch genial. Jedenfalls werd ich mich noch sehr lange an diesen Tag erinnern.

Das denke ich mir - und die ganzen Fotos tragen zur Erinnerung bei.

Weiterhin alles Gute Stefan - es geht wohl langsam/schnell dem Ende dieser AnnapurnaRunde(n) entgegen - Schade.
 
Moin Stuntzi,

deine Beschreibung von deiner Passüberquerung kann ich nachvollziehen, besonders das mit dem Adrenalin!
Konntest du die Nacht überhaupt schlafen?
Als ich meine "härteste und Adrenalinreichste" Tour auf deinen Spuren gemacht habe, konnte ich die folgende Nacht kaum schlafen, weil ich noch so aufgepusht war, dabei ging es auf Madeira nur 2km durch den höchsten Berg...

Gruß
Christian
 
Einfach nur Genial! Da genieße ich den Augenblick - wird lange Zeit das letzte Bild über 5.000 Meter sein, dass ich zu sehen bekomme ;-)
Viel Spaß noch weiterhin und genieße noch jeden Augenblick!
@Goldkettle: Wann sehen wir Dich zusammen mit Stuntzi denn mal wieder? - Arbeite nicht so viel! :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Letztes Jahr ging es Stuntzi auf diesem Abschnitt ja nicht so gut. Da ging es ja dann eher in Talnähe weiter. Vermutlich wird nun eine höher liegende Variante ausprobiert.
 
@stuntzi
Gratuliere!
bzgl. "spezielle Tour". Bedenke, dass wir aus Sicht der frohen Leser schreiben. :) Die Tour ist natürlich extrem speziell! Keine Frage! Dennoch fand ich (als Leser) Touren interessanter, die durch abwechslungsreiche Gegenden, völlige Planlosigkeit, interessane Begegnungen, coole Schlafplätze draußen usw ziemlich packend zu lesen waren. Die hier ist auch mega geil, absolut und ich würd's sofort nachmachen wollen. :) happy Heimreise!
 
Irgendwie traurig... will gar nicht runter.
An dieser vielleicht schönsten Stelle der Annapurnarunde noch kurz was zum diskutierten Thema "spezielle Tour", "verrückte Tour", "beste Tour" usw: Für mich war der Mesokanto La durchaus sehr speziell und sehr verrückt, auf seine ganz eigene Art und Weise. Nicht unbedingt nur wegen der grusligen Abkletterei, das hatte ich früher auch schon ab und zu. Aber das ganze Adrenalin in Kombination mit dem endlos langen Anstieg durch dünne Luft, eine gefühlte Ewigkeit deutlich über 5000m, drumherum die einsame und riesige Gletscherwelt der Siebeneinhalbtausender, das alles zusammen war schon relativ einzigartig. Und am Ende natürlich der fantastische und endlose Zweieinhalbtausendtiefenmeterflowtrail hinab nach Jomsom, wo ich erst völlig erschlagen losgerollt bin und dann mit jeder Minute gespürt hab, wie zunächst die Lebensgeister und dann der fette Bikespaß zurückkehren... einfach nur noch genial. Jedenfalls werd ich mich noch sehr lange an diesen Tag erinnern.

Schönes Vorfazit @stuntzi !! Kann ich auch nachvollziehen - nur das ich (wie es auch sicher bei jedem individuell ist) eine andere "Auslöseschwelle" für einbrenndende Erinnerungen/Adrenalin-Schübe habe.
In meinem (Mittelgebirgsbewohner-)Fall z.Bsp.:
- das plötzlich aufziehende, heftige April-Gewitter nachdem ich mich über Eis-/Schneereste auf den kahlen Feldberg hochgekämpft hatte...
- mein erstes! (von an diesem Tag gut 2 Dutzend Murmeltieren) auf dem Brennergrenzkamm und den anschließenden 1000 Hömes-Abfahrts-Trail auf dem "1er" nach Gossensass...
- die Gänsehaut am ganzen Körper, wenn man nach 7 Tagen kurz nach dem Tennosee, um die Ecke biegt und "den Lago" zu Füßen des Altissimo sieht...
...vergisst man nicht mehr.
 
@stuntzi : da wäre doch noch ein kleiner Pass mit dem lauschigen Namen Namun Bhanjyang... von Timang nach Syange... nimmst du den noch mit ? (habe aber keine Ahnung ob der "fahrbar" ist)
 
08.05. 14:14 Auf dem Thorong-La-Manang-Trail, 3850m

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Abfahrt vom Thorong La nach Manang, die zweite.

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Dieses Mal begnüge ich mich mit ein paar "handlebar-shots", Selfies gab's ja vor zwei Wochen schon zur Genüge.

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Es ist einfach der Wahnsinn, in diesen Höhen einen derart flowigen Trail fahren zu dürfen.

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Ohne Worte, nur genießen.

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Gegenverkehr? Da wartet man doch gern.

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Noch mehr Gegenverkehr? Macht auch nix, gibt nette Gespräche. Je untauglicher das Equipment, desto spannender die Stories: http://english.onlinekhabar.com/thi...-to-make-women-feel-confident-and-secure.html

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Heute nehm ich mir Zeit, auf eine Zimtrolle in der Viereinhalbtausendmeterbar am Thorong Pedi Basecamp vorbeizuschauen. Die Mucke leistet... und Barkeeper Michung Gurung ist einfach ne coole Sau.

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Zopf ist echt, hab gefragt.

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Und so fliege ich weiter meinem Ziel in Manang entgegen, von Thorong La satte zweitausend Tiefenmeter und fast fünfundzwanzig Kilometer Flowtrail entfernt. Kaum Gegenanstiege, kein Geholper, wenig bremsen, einfach laufen lassen, stundenlang. Allein wegen dieser Wahnsinnsabfahrt würde ich allen zukünftigen Annapurnakringlern ans Herz legen, gegen den Strom zu schwimmen und die Runde so wie ich dieses Mal im Uhrzeigersinn zu fahren. Der Aufstieg zum Pass ist zwar von der steileren Muktinath-Seite etwas schwerer und mit weniger Übernachtungsmöglichkeiten versehen, dafür hat man hinterher als Belohnung eine der längsten und besten Abfahrten der Gegend... und wahrscheinlich überhaupt auf diesem Planeten.

PS, den Doppelkringel über den Mesokanto-La dürft ihr dabei auslassen :).
 
Zuletzt bearbeitet:
(...) im Uhrzeigersinn zu fahren (...)
Damit wäre auch meine Frage beantwortet welche ich eigentlich erst am Ende stellen wollte. Danke dafür:)

In der Hoffnung, dass noch ein paar schöne Trails kommen, weiter unten seid ihr letztes Jahr ja "nur" die Piste hochgedemmelt. Es bleibt spannend.
 
09.05. 07:40 Hotel Yeti in Manang, 3540m

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Gestern Abend ging's schon los mit Sturm und Regen, heute früh überrascht mich dann die Dachterrasse meines Lieblingshotels in Manang mit einem weiß angezuckerten Blick auf das Marsyangdi Tal und die umliegenden Berge. Hübsch anzusehen ist's schon, aber nur wenn man sein Programm auf den hohen Pässen schon hinter sich hat. Perfektes Timing würde ich sagen: der sicher reichlich gefallene Neuschnee zweitausend Meter über mir juckt mich jetzt nicht mehr die Bohne. Die armen Schweine, die jetzt oben im High Camp feststecken, können einem allerdings schon ein bisserl leid tun.

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Ich tu mir auch ein bisserl leid, bestelle ich doch meinen endgültig letzten Cappuccino im Hotel Yeti. Aus die Maus... aber mit dem Wetter hab ich mal echt Schwein gehabt!
 
Wieso Schwein gehabt? Vor einer Woche bist du selbst von Neuschnee ausgebremst worden. So viel sieht es auch nicht aus. Wenn's keinen generellen Wetterumschwung gibt, ist das doch schnell wieder weg.

Ob andere Berichte abwechslungsreicher waren, überlass ich mal anderen.
Dieser war auf jeden Fall recht spaßig, durch die immer wiederkehrenden Besuche gewisser Örtlichkeiten (Tilicho Camp, Manang, Thorong La), die du eigentlich schon verlassen hattest :daumen:
 
Wieso Schwein gehabt? Vor einer Woche bist du selbst von Neuschnee ausgebremst worden. So viel sieht es auch nicht aus. Wenn's keinen generellen Wetterumschwung gibt, ist das doch schnell wieder weg.
Ok... dann hab ich eher "Zeit gehabt" als "Schwein gehabt". Kommt auch intelligenter rüber... :)

Aber schnell wieder weg? Du vergisst, dass die Musik der Pässe hier noch satte zweitausend Meter über Manang spielt. Der Mesokanto etwa ist jetzt sicher wieder für 4-5 Tage hinüber. Und dann kommt der Monsun...

Aber egal... ich will ja eh nimmer rauf. Bin doch nicht balla...
 
09.05. 11:11 Trail bei Ghyaru, 3760m

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Na dann... richte ich Specki's Nase eben talauswärts. Irgendwann musste der Moment ja kommen, kann schließlich nicht ewig über die Fünftausenderpässe kringeln.

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"Talauswärts" bedeutet hier im oberen Marsyangdi-Tal allerdings immer noch...

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... ausgesprochen geil.

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"Talauswärts" bedeutet auch, je nach Lust und Laune mal ein paar neu in den Hang geschnittene Pisten zu probieren: steil aber geht.

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Dorfszene in Ngawal auf der "Upper Route" der Annapurnarunde. Vormittags liegt in den Dörfern der sprichwörtliche Hunde begraben: Die Trekker vom letzten Tag sind schon weg, die von heute noch nicht da. Abgesehen davon ist jetzt auch die Frühlings-Saison bald zu Ende, dann machen hier fast alle Lodges dicht. Zur Monsunzeit ab Mitte Mai wandert hier keiner mehr.

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Aber noch werden hungrigen Wanderer und Radler mit frischem Gebäck am Wegesrand verwöhnt.

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Tiefblick gepaart mit Bergblick: Mit der Annapurna II (7937m) verschwindet der letzte hohe Gipfel dieser Tour in den Wolken. Schnüff.

ghyaru-trail1.jpg

Dann genießen wir nochmal schnell einen der letzten Trails des Spiralix: die Serpentinen von Ghyaru. Suppengut, wie alles hier oben. Leider gehen trotzdem bald die Lichter aus, die Tour liegt in den letzten Zügen.
 
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