von den Bildern sieht es so aus, als wäre dieser Stoneman traillastiger als der Dolomiti
Da würde ich mich nicht festlegen wollen, welcher traillastiger ist. Fand den Dolomiten-Stoneman schon auch sehr trailig.
Landschaftlich ist die Runde sensationell (insbesondere wegen des Aletschgletschers), wenngleich die Streckenführung für mich ein paar "logische Fehler " enthält, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.
Neben den tollen Bildern der Landschaft werden mir allerdings in Erinnerung bleiben, die Anstrengungen der langen Auffahrten. Von Fiesch rauf zur Bergstation Kühboden ist schon ein ziemlich langer
Schlauch, der nochmals am Tag drauf mit der monotonen Auffahrt Richtung Breithorn getoppt wird. 1600 Hm am Stück ohne wirklich eine Erholungspassage erfordert doch einiges an Durchhaltewillen. Unverständlich für uns, dass dann ausgerechnet vom höchsten Punkt der Tour die fast ebensolange Abfahrt ins Saflischtal komplett auf Forststraße abgeritten wird. Da ich Karten lesen kann, habe ich mich dem natürlich verweigert und zwei von uns haben einen inoffiziellen Trail bergab genommen. Ich denke, da wird man nachbessern müssen, denn der vorhandene Trail wird sicher nicht lange ein Geheimtipp bleiben.
Dieser Stoneman wird gegen den Uhrzeigersinn gefahren, hat aber zwei Extraschleifen (Gletscherstube und Moosfluh) eingebaut, die im Uhrzeigersinn zusätzliche Fleissaufgaben darstellen, die einen in Fahrtrichtung aber nicht wirklich weiterbringen. In beiden Fällen begründet aber das Panorama ausreichend die Einrichtung einer abgelegenen Stempelstelle.
Problematisch wird dieser Gedanke allerdings, wenn wie in unserem Fall bei dem Moosfluh-Schlenker (oberhalb Riederalp) das Wetter gar nicht mitspielen möchte: Temperatursturz und Regen lassen einen am Abzweig "Schene Bodu" schon sehr daran zweifeln, ob man sich die Aufstiegstortur zur Moosfluh-Bergstation wirklich antun möchte - und das nur wegen des Stempelnachweises, denn die Aussicht auf den Gletscher war in diesem Moment eher nachrangig. Ich halte es auch aus alpinen Sicherheitsgründen für etwas unglücklich, Biker wegen des Streckennachweises nochmals 300 Höhenmeter auf hammerharten Steigungen bergauf zu schicken. Bei tollem Wetter sicher kein Drama, bei schlechtem hingegen schon eine Aufforderung zur Fahrlässigkeit... Bis zum Restaurant Chuestall kann man das noch unter größter Willensanstrengung hochdrücken, danach ist dann Schluß mit lustig und man schiebt. Der Inhaber des Bikeshops in Fiesch, Kurt Schweizer, hat uns empfohlen, die Moosfluh-Schleife nach der Stempelstelle nicht korrekt im Uhrzeigersinn zu beenden, sondern auf dem Anfahrtstrail zurückzufahren, da seiner Meinung nach der Weiterweg komplett unfahrbar wäre und man nur Gefahr laufen würde Schaltwerk,
Felgen und Pedale zu zertrümmern. Sein Wort war uns Gebot. Der Mann hinterließ auf mich einen kompetenten Eindruck.
Auch die erste Schleife ab der Bergstation Fiescheralp (Station Kühboden) Richtung Gletscherstube Märjela ist unlogisch, da sie einen von der eigentlichen Bewegungsrichtung entfernt. Den Aletschgletscher bekommt man da nicht zu sehen, außer man unternimmt eine Extrawanderung an der Gletscherstube (und zurück). Der Tunneldurchstich durch den Berg (1 km) ist nicht so mein Highlight gewesen (kalt und nass), die Landschaft hinter dem Tälligrat jedoch sehr schön und die Blicke auf den Fiescher Gletscher atemberaubend. Der Rückweg auf der östlichen Spange hat einige ausgesetzte Absturzpassagen, die aber immerhin mustergültig beschildert sind. Wer sich da dennoch zu fahren traut, weiß hoffentlich, was er tut. Für meine Frau war's ne längere Wanderung mit Bike (wie so manch andere Passage auch).
Dem Dolomiti-Stoneman haftete noch der Charme des mittels Stoanamandln improvisierten Guerilla-Signpostings an - davon ist der Glaciara meilenweit entfernt: Stempelstellen und Wegweisung sind auf einem Professionalisierungsgrad, der sich keine Mühe macht, die dahinter steckenden wirtschaftlichen Interessen zu verstecken. Damit muss man infolge des Erfolgs der Idee natürlich leben. Etwas nervig fanden wir die Suche nach den in den Ortschaften befindlichen Stempelstellen: In Bellwald, Binn und Reckingen weiß (noch) kein Mensch, wo sich diese genau befinden und wenn man nicht gerade drüberstolpert (so wie wir nicht), dann verliert man Zeit durch die Suche. In allen drei Fällen nicht unbedingt unser Fehler gewesen: in Bellwald und Reckingen liegen sie nicht direkt an der Strecke und in Binn hat ein Bauer mittels Stromgatter ungefragt eine "Umleitung" gemacht.
Aber ich schweife ab: Die Frage war ja nach Trails. Natürlich, es gibt sie und sie sind auch alles andere als leicht. Überrascht war ich, wie man sich zeitlich auch bergab so verschätzen kann: Die Abfahrt von der Riederalp nach Mörel kostete uns 2 Stunden! Schiebepassagen bergab wegen Unfahrbarkeit inbegriffen, kurze Gegenanstiege, erneut kaum zu bewältigende Trails Richtung Gleich und so fort. Der Glaciara fordert einen auch in den Flachpassagen.
Unser letzter Tag, die "flache" Etappe von Mühlebach über Reckingen und Bellwald, fällt von den Eindrücken dann doch etwas ab. Man ist die meiste Zeit knapp oberhalb des Talgrunds und hat nicht mehr diese grandiosen adlerhaften Ausblicke. Ein munterer Wechsel an Forststraßen, Radwegen und Singletrails, aber es fehlen ein wenig Harmonie und Dramaturgie.
Wie gesagt: meckern auf hohem Niveau.
Den Dolomiti fand ich von der Streckenführung "runder", den Glaciara dafür "imposanter" - Westalpen halt ;-)
Hab den Track mal auf die
Schweizer Landeskarte eingepflegt, die ist informativer als die
GoogleMap des Veranstalters, die dafür mit Unterkünften und Shops aufwartet.