The Snake - von La Palma zum Gardasee

07.05. 23:00 Wüstenhütte von Jamal

für heut abend haben wir uns kurz hinter m´hamid ein strohhüttchen in der
wüste ausgeguckt. bisserl mehr windschutz als gestern kann nicht schaden.
vorher gibt's natürlich tee zum sonnenuntergang, dann gehen wir zusammen
mit unserm gastgeber erst mal zutaten für die tajine einkaufen. später
hängen wir noch bei der familie ab, natürlich bei tee und lustigen
gespräche auf arabisch, französisch, englisch und sogar ein bisserl
deutsch mit der schweizer "adoptiv"-tochter, die hier schon über drei
monate wohnt. bis langsam mal das gemüse geputzt wird, ists bereits halb
elf. wird heut wohl ein mitternachtsdinner unterm sternenhimmel. mahlzeit.


sonnenuntergang in der wueste.
 
Zuletzt bearbeitet:
08.05. 18:00 Quarzazate


Schlafplatz in MHamid.

Der Platz war ein Gluecksgriff. Wenn ihr jemals nach MHamid kommen
solltet, lasst euch von den ganzen Fuzzis im Ort nicht aufhalten und
keinen Bloedsinn erzaehlen von wegen Strasse zu Ende. Einfach durch den
Ort durch und dahinter noch 500m auf holpriger Piste, dann kommt ihr zum
Huettchen von Abdou und Jamal auf einem kleinen Sandbuckel. Die beiden
sind richtig angenehm und gar nicht aufdringlich.

Wir haben noch ein ausgedehntes Fruehstueck auf unserem "Aussichtsberg",
packen dann die Sachen ein und machen uns auf den langen Rueckweg nach
Quarzazate. Bisser mehr Zeit fuer die Wueste waer schon noch ganz nett,
aber irgendwie ziehts mich wieder mehr richtung Berge. Die Pisten hier
fahren sich zwar auch recht gut, aber bei 50 Grad hoert der Spass
irgendwann auf.


Sandsturm auf dem Rueckweg

Abgesehen davon haette man heute auf dem Bike sowieso keinen Blumentopf
gewinnen koennen. Die ersten hundert Kilometer begleitet uns ein
moerderischerer Sandsturm, das obige Bild zeigt nur die milden Anfaenge.
Spaeter konnte man die Kamera nicht mehr aus dem Fenster halten, das
haette selbst fuer die robuste spycam das unweigerliche Ende bedeutet.
Teilweise ist die Strasse nicht mehr zu sehen, aber es geht ja sowieso
meist geradeaus, also kein Problem :-).

Spaeter machen wir einen kurzen Abstecher nach Nekob um die Lage im
Sahrho-Massiv zu checken, dort moechte ich meine naechsten Singletrails
suchen. Im Bureau de Guide finde ich eine erstaunlich gute Karte mit
teilweise von Hand eingezeichneten Trekkingpfaden, die wird natuerlich
sofort mit der Spycam digitalisiert. Dann arbeiten wir uns auf eine
Empfehlung hin ueber eine Piste auf den Weg in die Berge, muessen aber
bald feststellen, dass mit dem Logan hier kein Blumentopf zu gewinnen ist.
Lieber umdrehen und im Ort einen Tee drinken, ich komm ja mit dem Bike
nochmal wieder.

In Quarzazate goennen wir uns zur Abwechslung mal ein gemuetliches Hotel.
Selbst ausgedehntes heisses Duschen vermag es jedoch nicht, den Saharasand
aus allen Poren zu entfernen. Den tragen wir wohl noch eine ganze Weile
mit uns rum...
 
Zuletzt bearbeitet:
09.05. 09:00 Quarzazate

Auto fort, Spionin auch bald fort, dann sind zorro und bike wieder allein
unterwegs. Freu mich schon auf das Sahrho-Gebirge, die Karte sieht
wirklich recht vielversprechend aus. Da geht bestimmt der eine oder andere
Spasstrail.

Bis dahin sind noch ein paar organisatorische Dinge zu erledigen, unter
andere ist mal wieder eine Klamottenwaesche faellig. Weiss nicht ob es in
muslimischen Land angeraten ist, in Badehose in der Waescherei zu sitzen
und zu warten. Vielleicht huell ich mich dazu lieber noch in den
Schlafsack :).

Guten morgen mtb-news, zorro radlt wieder!
 
09.05. 14:15 Skoura

Nach so viel Autofahrerei nehm ich die eigentlich recht langweiligen 40km bis Skoura doch ganz gerne mit dem Bike. Wenigstens ist heut so was aehnliches wie Rueckenwind, damit gehts auch in der Mittagshitze ganz schoen flott. Jetzt erst mal Tee und dann weiter sehen. Bis El Keela M Gouna sinds nochmal 50km Strasse, dort werd ich dann wohl uebernachten und mich dann morgen nach Sueden ins Massiv des Jebel Sahrho hocharbeiten.
 
09.05. 19:00 El Keela M Gouna

In Skoura hab ich mich eine Weile mit jemand unterhalten, der im
Sahrho-Massiv als Trekking-Guide arbeitet. Seiner Meinung nach ists dort
jetzt zu heiss. Kann ich irgendwie nicht so ganz nachvollziehen, nach dem
Sandsturm und nachfolgendem Regen gestern hat sich das Wetter irgendwie
geaendert: morgens und abends ists im moment angenehm frisch bei unter 20
grad. ist doch ideal um in die berge zu radln, man muss halt nur frueh
raus.

Der Guide war zudem auch noch Taxifahrer, also spar ich mir die naechsten
langweiligen 50km Strasse einfach mal so. Bin im Moment eh nicht so
besonders drauf: hab mir gestern abend an der scharfen Kante einer
Toilettentuer ein grosses Stueck Haut hinten an der Achillessehne
abgeschabt (Toelpelzorro). So gesehen nicht dramatisch, leider ist die
Stelle genau dort, wo der Bikeschuh aufhoert. Kein Spass beim Laufen,
Radln geht wenigstens einigermassen. Hoffentlich gibts auf meiner
geplanten
Sahrho-Route keine langen Tragestrecken.

In El Keela im rudimentaeren Hotel Atlas beziehe ich ein guenstiges Zimmer
und bestimmt nachher auch was gutes zu Futtern. Muss noch ein paar Sachen
am Radl basteln und die fotografierte Karte kalibrieren, morgen frueh kann
dann der Spass in den Bergen beginnen.

Ansonsten dreht sich hier im Ort alles um Rosen. Die hat wohl jemand mal
aus Persien mitgebracht und jetzt werden sie ueberall in der Gegend in
Massen angepflanzt. Viele dutzend Shops verkaufen haufenweise
Rosenprodukte, meist irgendwelche Parfums, Seife, Shampoos. Ich braeuchte
auch mal ein neues Shampoo, allerdings nicht unbedingt eins mit Rosenduft.
Das zu finden, duerfte hier allerdings schwierig werden.
 
@jan und roland, beachtet ihr bei euren vorschlaegen auch immer die
goldenen zorro-bike-praeferenzen :-)?

UPHILL lieblings-reihenfolge:
1) Teerstrasse ohne Verkehr
2) gute Piste
3) Teerstrasse mit Verkehr
4) schlechte Piste
5) Fussweg, Maultierfad, Singletrail, meist gleichbedeutend mit schieben
oder tragen

DOWNHILL lieblings-reihenfolge:
1) Singletrail bis S4
2) Piste
3) Teerstrasse


@ray, was steht denn so drin in der bike?
 
@jan und roland, beachtet ihr bei euren vorschlaegen auch immer die
goldenen zorro-bike-praeferenzen :-)?
Ich werd's versuchen. Bei uns ist's ja nunmal gerade andersrum, bergauf gerne schlechte Piste, bergab muss es aber flüssig rollen. Aber langsam gewöhne ich mich an Deine Vorlieben ;-).

Zum Sarhro: Der direkte Weg von Boumalne hoch zum Tizi-n-Tazazert ist auf jeden Fall sehr gut zu fahren, erst etwa 20-25km Asphalt, dann sehr gute Piste. Ganz anders sieht die Südseite des Passes aus, üble Piste mit unzähligen kleinen (Stein-)Stufen. Für uns grenzwertig, für Dich aber wahrscheinlich nicht sonderlich interessant. Mehr kenne ich leider nicht. Mal sehen, was Du so findest, bin gespannt!

Gruß
Roland
 
Quote: Schlafplatz in MHamid.
Hi Stuntzi, ich kann gut verstehen, dass ihr neben der Hütte geschlafen habt. Die erinnert mich an das, was meine Kinder aus Tannenzapfen bauen.
 
10.05. 06:00 El Keela M´Gouna

bin heute schon um sechs auf den beinen und will gleich los, um den kühlen
morgen auszunutzen. daraus wird erst mal nichts, das cafe über der strasse
hat schon auf und irgendwie hab ich doch ein bisserl hunger. wer weiss
schon, wann ich heut wieder was zu essen bekomme. also lass ich mir
schnell drei eier in die pfanne hauen, der morgen ist in einer halben
stunde auch noch kühl genug. derweil guck ich auf der karte, wo der
einstieg zur piste in die berge nach tagmout sein könnte.
 
10.05. 10:00 Tagmout

Es gestaltet sich recht schwierig, den Einstieg zur Piste nach Tagmout zu
finden. Die Karten sind reichlich daneben, eine dicke schwarze Linie
bedeutet scheinbar gar nichts, etwas duennes, gestricheltes, kaum
sichtbares dagegen ist dann gut ausgebaut und leicht zu fahren. Brauchbare
Hoehenlinien, eingezeichnete Paesse oder gar Hoehenangaben fuer Orte sucht
man vergebens.


Uphill nach Tagmout, zunaechst noch etwas oede.


Spaeter werden die Berge doch irgendwie vulkanischer und lustiger.

Nach einer Abfahrt von einem kleinen Tizi auf etwa 1900m komm ich
schiesslich nach knapp 1000 gefahrenen Hoehenmetern statt der erwarteten
500 (war sowieso klar) nach Tagmout. Das Dorf besteht nur aus ein paar
verstreut liegenden kleinen Haeuschen, eins davon ist allerdings ein Gite
d Etape fuer Trekkingtouristen. Hier hat man wenigstens einen Tee und ein
paar Nuesse fuer mich, ausserdem kann ich meine Wasservorraete auffuellen.
 
10.05. 11:15 Assaka Oussine

Von Tagmout aus zunaechst noch ein Stueck bergauf ueber Weidegelaende,
dann endlich mal wieder runter durch eine nette kleine Schlucht.


Schlucht zwischen Tagmout und Assaka Oussine


Assaka Oussine

Am spaeten Vormittag bin ich dann schliesslich in Assaka, einem kleinen
Doerfchen auf das mich der Guide in Nekob aufmerksam gemacht hat. Zum
einen fuehrt hier die Piste zwischen MGouna und Nekob weiter bergab,
allerdings gibts es auch weiter oestlich eine Trekkingroute. Auf seiner
Spezialkarte war daneben zusaetzlich noch mit Kugelschreiber ein
gestrichelter Weg eingezeichnet. Ihn koenne man problemlos mit dem
Mountainbike fahren, es waeren insgesamt 500hm downhill bis ins naechste
Dorf "Berkit". Das muss ich natuerlich probieren und zweige von der Piste
auf den zunaechst bergauf fuehrenden Pfad ab...
 
10.04. 15:00 Namenloser Pass am Tine Qualydur, 2000m


Kurz hinter Assaka


Trail auf der Wasserleitung?! Unmoeglich.

Zunaechst noch ganz kurz fahrbar, wird der "Weg" spaeter zu schmal und zu
verwachsen. Zudem gehts immer nur bergauf, das ist nicht gerade das, was
ich erwartet hab. Der Guide war seiner Sache aber sicher und sprach zudem
perfekt franzoesisch, also schultere ich mein Bike und schleppe ungefaehr
eine Stunde bis zu einem kleinen Pass oberhalb des Orts. Laut GPS bin ich
dabei genau auf der gestrichelten Route, verlaufen kann man sich in diesem
Tal sowieso nicht. Vielleicht hat der gute Mann den Pass ja einfach nur
vergessen.

Hinter dem Pass folgt ein Hochtal mit tatsaechlich fahrbarem, flachen
Fusspfad. Das Vergnuegen waehrt jedoch nicht lange, nach einer kurzen
Abfahrt muss ich wieder vom Rad, der Weg fuehrt weiter bergan. Das kanns
doch nicht geben, ueber zwei Stunden schleppe ich den Bock jetzt schon
durch die Gegend. Wann kommt denn nun endlich der versprochene Downill?!

Ums kurz zu machen, er kommt ueberhaupt nicht. Nach einem weiteren
namenlosen Pass bei ca 1900m gehts zwar mal kurz ein Stueck bergab, dieser
Weg verliert sich aber alsbald in einem riesigen Schotterfeld. Berkit ist
zwar nicht mehr weit, aber da jetzt einfach nur rueberstolpern, darauf hab
ich nun wahrlich keine Lust.

Der Fuzzi in Nekob hat in seinem Eifer wohl bergauf und bergab
verwechselt. Oder er hatte einfach keine Ahnung von der Gegend. Das
koennte er dann allerdings ruhig mal zugeben, statt mich mit einem
ueberzeugten Laecheln in die Irre zu schicken. Leider sind die Karten auch
so miserabel, dass man Paesse, Steigungen, Gefaelle etc nicht vernuenftig
erkennen kann.

Einfach umkehren waere aber auch irgendwie langweilig, also entscheide ich
mich zu einer Umrundung des Tine Qualydur. Auf der anderen Seite des Bergs
ist statt dem Gestrichel wenigstens sowas wie eine Haupt-Trekkingroute,
das faehrt sich dann bestimmt besser.

Besser?! Pustekuchen. Ein Weg ist auch in diese Richtung bald nicht mehr
zu erkennen, ausserdem kommt noch ein weiterer Pass dazu. Mittlerweile
schlepp ich mein Rad schon seit drei Stunden durch die Gegend, na
wenigstens spielt der Fuss wieder mit. Trotzdem nicht wirklich ein
gelungener Ausflug bisher. Die Gegend ist auch nicht wirklich ansprechend,
wie immer find ich die flachen Buckelberge eher langweilig.

Immerhin bin ich jetzt oben auf dem letzten Pass, von hier duerfte es
eigentlich nur noch bergab gehen ins Hochtal vom Anstieg. Mal sehen, wie
viel davon fahrbar ist. Einen Weg gibts noch immer nicht... grmbl!
 
10.05. 16:50 Assaka Oussine

Zunaechst schiebend, spaeter oft weglos fahrend, meist fluchend, kaempfe
ich mich auf der anderen Seite des sinnlosen Bergs wieder bergab. Zum Sass
dazu kommen noch ein ganzer Haufen Platten, hab schon dreimal geflickt und
bin trotzdem noch dauernd am Pumpen.


sind die hier schuld?!


Diesen sinnlosen Berg hab ich umrundet. Rechts rauf, hinten vorbei, links
wieder runter.


Gefrustet?

Ein bisserl Spass bleibt ja noch. Der Weg zurueck durchs Hochtal ist
schoen zu fahren und vom kleinen Joch zurueck nach Assaka sitz ich auch
mindestens zur Haelfte im Sattel. Trotzdem ist die Bilanz der Aktion
hinterher mehr als ernuechternd. Von den fuenf Stunden war ich grad mal
eine einzige im Sattel, der Rest der Zeit wurde der "Bergfuehrer"
verflucht. Ich erwarte ja keine europaeischen Standards hier, Vorstiege im
achten Schwierigkeitsgrad oder das korrekte Setzen einer Eisschraube. Aber
dass jemand, der als "Guide" im offiziellen Buerau des Guides von Nekob
sitzt, weiss, wo es in seinen Hausbergen rauf und runter geht, das waere
doch eigentlich schon angebracht. Naja, so wars ein netter Spaziergang mit
viel Extragepaeck und einigen bewundernden aber meist kopfschuettelden
Berberblicken. Zorro auf Abwegen...

In Assaka kommt ich ziemlich zermatscht an und werde sogleich von einem
netten Berber zum Tee eingeladen. Die Pause kommt gerade recht, ich kann
derweil noch zwei weitere Loecher flicken. Hilft aber nicht wirklich
weiter, bin immer noch staendig am Pumpen. Da muessen irgendwelche
Mikrominimalstachel in den Maenteln stecken, die man ohne Lupe nicht
findet. Wenns schon dick kommt, dann richtig!

Ist schon spaeter nachmittag, aber zum Hierbleiben irgendwie doch noch zu
frueh. Die weiterfuehrende Piste sieht ausserdem recht vielversprechend
aus und fuehrt laut Teeberber immer nur bergab, also schwing ich mich
zurueck aufs Bike und rolle los.
 
10.05. 20:00 Wegloser Canyon bei Assaka im Jebel Sarhro Massiv

Immer nur bergab?! Zahlreiche kleine Gegenanstiege in tiefem Schotter
kosten einiges an Kraft. Ausserdem faellt mir gerade ein, dass ich seit
dem Fruehstueck ausser ein paar Keksen noch nichts vernuenftiges gegessen
hab. Naja, an Schluchtausgang wirds schon was geben, auf meiner Karte sind
da einige Gites eingezeichnet.


Schlucht hinter Assaka


Besonders schoen im Abendlicht.

Irgendwann, nach fast einer Stunde Fahrt, mitten in der einsamen Schlucht,
ist die Piste auf einmal mit ein paar Zweigen abgesperrt. Ein Trampelpfad
fuehrt ins Flussbett hinunter. Ich glaube zunaechst an einen Berberscherz
und folge weiter der Fahrspur, damit ist allerdings auch bald Schluss.
Eine einsame rostige Schubkarre markiert das Pistenende, kein Weiterweg
ist mehr zu erkennen. Was nun?! Bin ich irgendwie falsch abgebogen? In
einer tief eingeschnittenen Schlucht kaum moeglich. Meine Karte behauptet
nach wie vor, hier gaebe es eine Piste. Nix davon zu sehen. Ein paar
Mulispuren im kiesigen Flussbett, das ist alles.


marokkanischer kieselstein.

Was solls, umkehren ist ja auch irgendwie Bloedsinn, also wuchte ich mein
Rad ueber teilweise recht grosse "Kiesel" bergab. Vielleicht ist die Piste
ja nur kurz verschuettet und taucht bald wieder auf? Nach eine knappen
Stunde Flussbettgehatsche, so gegen sieben, begrabe ich die Hoffnung,
heute noch irgendwo anzukommen. Ist ja auch schon reichlich dunkel hier am
Talgrund. Ich such mir also einen geeigneten Platz und schlage mein Lager
auf. Immerhin gibts fliessendes, wenn auch etwas gruenlich modriges
Wasser, ein Oleanderbusch spendet Duft, tausend froesche quaken, in Gumpen
tummeln sich zahlreiche Minifische.

Trinkwasser ist auch noch genug im Sack, nur mit dem Abendessen wirds ein
kleines Problemchen geben. Habe noch genau einen Keks und zwei Madeleines
und seit dem morgen nichts richtiges im Bauch. Waer ich nur in Tagmout mit
den Plaetzchen nicht so grosszuegig gewesen, dann gaebs jetzt noch Vorrat.
Aber das kleine Maedchen hatte sich so gefreut...

Na was solls, ein Tag ohne Essen hat noch niemand geschadet. Und morgen
werd ich schon beizeiten rausfinden aus diesem Canyon. Irgendwo muessen
die Mulispuren ja hinfuehren.
 
11.05. 07:00 Wegloser Canyon bei Assaka im Jebel Sarhro Massiv

Die Nacht verlief angenehm und warm bei beeindruckender Geraeuschkulisse
meiner zahlreichen tierischen Mitbewohner. Beim Aufstehen sind natuerlich
wieder beide Reifen platt.


Flickorgie!

Ich reinige beide Maentel gruendlich in einer Gumpe, finde aber keine
weiteren Dornen mehr. Dafuer siehts bei den Schlaeuchen um so trauriger
aus, an nicht weniger als 19 (neunzehn!) Stellen blubbern mir kleine
Blaeschen entgegen. Der neue und originalverpackte marrokanische
Ersatzschlauch made in China hat zudem noch drei lange Risse auf der
Seite, da kommt Freude auf.

Statt also moeglichst schnell aus der Schlucht zu entkommen und etwas zum
fruehstuecken zu finden, beschaeftige ich mich erst mal eine gute Stunde
lang mit meinem Flickzeug. Vor einer Woche hatte ich noch gelacht, als das
kleinste Patchkit, was ich in Marokko kaufen konnte, satte 50 Flicken
enthielt. Jetzt freu ich mich drueber :-).
 
11.05. 10:25 Handoun

Glaub das war ein neuer Flick-Rekord fuer mich, so viel Loecher hatt ich
noch nie auf einmal. Irgendwann ist jedoch auch dieses Problem behoben und
kaum 10 minuten von meinem uebernachtungsplatz entfernt beginnt auch schon
die piste wieder. das erste bewohnte haus am wegesrand ist dann zufaellig
gleich ein kleines auberge und ich stille meinen heisshunger mit omelette
und hirtenbrot bis zum abwinken. SCHMATZ!

Der Fruehstuecksberber weist mir auch gleich den Weg nach Handoun, dort
gehts dann laut meiner Karte weiter zum Bab n Ali, einem bekannten Fels
und meinem naechsten Ziel.


Weg nach Handoun durch befplanztes aber unfahrbares Flussbett.

Hallo Monsieur Berber... du weisst doch auch, was ein Fahrrad ist? Frisst
nicht, furzt nicht, und fuehlt nicht im Gegensatz zu Mulis in einem
Flussbett nicht besonders wohl. Aussenrum haette es auch eine Piste
gegeben, die zusaetzlichen hundert hoehenmeter waeren gut angelegt
gewesen. na nacht nix, nach einer halben stunde ist auch dieser canyon
bezwungen und ich stehe einsam und allein in handoun, ein mininaldorf
inmitten einer grossen schlucht.

wo krieg ich jetzt wasser fuer den weiterweg her? auf meiner karte sind
hier zwei gites und der berber versicherte mir, es gaebe sogar einen
laeden. hatte fest mit einer versorgunsmoeglichkeit gerechnet, aber auch
nach einer weile umherkurven zeigt sich niemand. die beiden gites und alle
anderen haeuser sind verschlossen.

schliesslich stelle ich mich einfach direkt in die ortsmitte und rufe lauf
BONJOUR in die gegend. und wirklich, nach einiger zeit kommt eine alte
frau und guckt mich verwundert an. irgendwann ruft sie ihrerseits in die
schlucht hinein, wenig spaeter erscheint ein kleiner junge den sie
sogleich wieder fortschickt. nach weiteren zehn minuten kommt er an der
hand eines groesseren maedchens wieder, inklusive schluessel zu einem der
auberges. schon bald gibts tee und fladenbrot, diesmal pack ich mir einen
grossen laib in den rucksack und bunkere zusaetzlich noch kekse und vier
liter wasser. sicher ist sicher, wer weiss schon, was dieses gebirge noch
so mit mir vor hat...


erntezeit in handoun
 
11.05. 15:00 Auberge Bab-N-Ali

Wegen des gestrigen Griffs ins Klo mit dem fehlgeschlagenen Experiment bei
Assaka streiche ich alle weiteren Empfehlungen des "Guides" aus Nekob und
mach mich lieber wieder selber auf die Suche nach Trails. Der Bab n Ali
ist hier so ein bekannter Felsen, die Wege dorthin sind doch bestimmt
besser in Schuss als drueben im Niemandsland bei Assaka wo sich nur selten
eine Touriseele hin verirrt.


Anfahrt zum Bab N Ali.


Ausblick bei Irhazoune.

Und wirklich, am Ende der Piste bei Irhazoune beginnt der Weg zum Fels mit
einem sanften, nur leicht ansteigenden und bestens gepflegten Fusspfad.
Bergab bestimmt ein Flowtraum, aber auch bergauf groesstenteils komplett
fahrbar.








Im Col beim Bab n Ali.

Der Weg enttaeuscht auch hinter dem kleinen Pass nicht. Slickrockpassagen
wechseln sich ab mit grobem Schotter, alles mit viel Spass und viel Speed
fahrbar. Kein Vergleich mit dem Mist von gestern...







Voller Erfolg, Trail bergauf, Trail bergab, Superaussicht, tolle Berge,
hier gefaellts mir. Zur Feier des gelungenen Experiments werf ich im
Auberge am Trailende ein Berberomelette ein. Der Nachmittag ist zwar schon
weit fortgeschrittenen, aber ich hab noch einige Hoehenmeter vor mir
heute.
 
11.05. 17:55 Tizi Tazazert, 2300m

Na dass ist doch endlich mal ein Pass, der seinen Namen auch verdient.
Fast 1000hm am Stueck auf teilweise holpriger aber immer gut zu fahrender
Piste, alpine Umgebung, und das beste daran: man verliert keinen einzigen
hoehenmeter auf sinnlosen zwischendurch-abfahrten. hatte nicht gedacht,
dass ich sowas in marokko nochmal finden wuerde :-). Zur Belohnung stiefle
ich vom Auberge aus auch in unter zwei Stunden nach oben, bisserl Eile tut
auch Not, die Sonne steht schon mal wieder recht tief.






Hochebene beim Tizi Tazazert. Nur Zorro und die Schafe.
 
11.05. 18:45 Iknioun, Auberge


Downhill vom Tizi Tazazert

Im letzten Licht der untergehenden Sonne heize ich ueber die Piste
hinunter ins Dorf Iknioun. Dort starrt man mich an, als haette man noch
nie zuvor einen Touristen gesehen. Dabei gibts auch hier ein Auberge,
dessen Tuer mir auf mein Klopfen hin auch prompt geoffnet wird. Die
folgende Kommunikatin erweist sich allerdings als recht schwierig. Es
gelingt mir nicht, dem Meister des Hauses klar zu machen, dass ich hier
gern uebernachten wuerde. Das ist ja scheinbar auch sehr abwegig, wenn man
ein grosses Schild "Auberge" ueber der Tuer haengen hat.

Mit der Uebersetzungshilfe einiger Kids faellt der Groschen schliesslich,
sogar zu einem richtigen Abendessen komm ich heute noch. Draussen geht
mittlerweile ein kleiner Regenschauer nieder, gut dass ich heute ein, wenn
auch sehr rudimentaeres Dach ueber dem Kopf hab.
 
12.05. 09:30 Tinerhir

Meine Fruehstueckswuensche kann ich dem kommunikationsunwilligen Patron
noch mit Haenden und Fuessen deutlich machen. Als es dann ans bezahlen
geht, ist der Ofen jedoch vollstaendig aus. Er koennte ja wenigstens mal
den Mund aufmachen und ein bisserl was sagen, ein paar Woerter arabisch
versteh ich inzwischen ja auch. Aber mehr als ein Kopfschuetteln und ein
laecheln ist ihm nicht zu entlocken. Selbst als ich testweise mal seinen
eigenen Ortsnamen in einem dutzend verschiedener Varianten probiere,
erhalte ich immer nur das selbe schuechterne Laecheln und Achselzucken.
Dafuer tippt er wie wild auf einem uralten Taschenrechner herum und zeigt
mir jedesmal stets neue Zahlen, mal in den tausendern, mal negativ, einen
preis in dirham kann ich daraus beim besten willen nicht ableiten.

auch der hunderter (10 euro), den ich auf dem tisch liege, scheint ihm
nicht zu gefallen. muesste nach meiner schaetzung ungefaehr hinkommen,
aber ich hab keine ahnung, ob es ihm nun zu wenig ist oder ob er kein
wechselgeld hat oder ob ihn einfach nur die huehneraugen jucken.

zun glueck kommt bald sein sohn hereinspaziert. der spricht zwar auch kein
wort franzoesich, beendet die seltsame verhandlung aber mit einem
entschiedenen "safi". das ist berber fuer "c est suffit, das ist genug"
mit einem fingerzeig auf die 100dh. na also, geht doch. dann kann ich ja
jetzt endlich los.

Nach etwa zwei Stunden und 60km guter Piste, groesstenteils bergab, komm
ch in schliesslich wieder zurueck in die Zivilasition an den
Hauptstrassenort Tinerhir. Byebye Jebel Sarhro, war schoen mit dir. In den
zwei Tagen bin ich quasi laengs von West nach Ost durchs Massiv geradelt,
mit einigen Abenteuern, einer ueberfluessigen "Radwanderung" und einem
tollen Trail in bizarrer Landschaft. Hat mir gefallen, dieses Gebirge.
Aber die Tour muss weitergehen...

Weiter... nur wie? Nun, die naechsten Stunden werd ich in einem
Internetcafe sitzen, dann langsam aber sicher richtung Todra-Schlucht
aufbrechen, die ist gar nicht weit von hier. Dort wird uebernachtet und
morgen dann die harte Traverse zur Dades-Schlucht (glaub da ist ein
holpriger 2600er pass dazwischen) in Angriff genommen. Von Boulmane de
Dades aus werd ich dann wieder in den hohen Atlas einsteigen und ihn wohl
zum letzten mal nach Norden ueberqueren, wo genau weiss ich noch nicht,
aber ich hoffe auf weitere Trails, so viel ist sicher :)
 
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