29.06. 13:45 Carcassonne, Auberge de Jeunesse
Heut ist er also da, der Tag, an dem ich die Pyrenäen endgültig verlasse. Schön wars hier, wie überhaupt in ganz Spanien. Aber die Highlights des Landes liegen klar an seinen Grenzen: Andalusien ist toll, die Pyrenäen ein Traum und Kantabrien und die Picos de Europa hätten mir sicher auch gefallen... ein ander mal. Die Mitte des Landes, Via de la Plata, Pilgerwege, Sierras bei Madrid, nunja... kann man machen, muss man nicht. Bei so einer großen Tour gehörts aber einfach dazu. Und neben riesigen Weizen- und Weinfeldern gabs ja auch kleine aber feine Hightlights, wie den Rio Lobos Canyon und die Trails bei El Escorial. Mit den majestätischen Schluchten und hochalpinen Übergängen der Zentralpyrenäen kann man das natürlich nicht vergleichen, da tun sich ja selbst die Alpen teilweise schwer.
Trotz fehlender Isomatte hab ich gut geschlafen und bin früh wach, wie immer unter freiem Himmel. Rauf aufs Pferdchen und ungefrühstückt los über zwei kleine Pässe, diverse Hochebenen, vorbei an einigen Skigebieten der französichen Pyrenäen. Nach einer Frühstückspause im ersten offenen Hotel (gar nicht so einfach in Frankreich an einem Sonntag morgen etwas zu finden), beginnt endlich die Schlucht der "Aube". Auf der Karte sah's ganz vielversprechend aus, die Realität enttäuscht mich nicht. Bei konstanten 4% Gefälle rolle ich ohne zu treten und ohne zu
bremsen gute 20 Kilometer bergab, hinein in einen dreiecksförmigen Canyon mit viel Wald an den Talseiten.

Verlassenes Haus im Talgrund, wer will schon im ewigen Schatten hausen?

Altes Steingemäuer eines Umspannwerks, daneben Hochspannung.
Nach einer halben Stunde entspannten Rollens nie unter 40 km/h wird das Sträßlein etwas flacher und animiert zum lockeren mittreten. Dafür wird die Schlucht wesentlich enger und felsiger, genau wie ich's mag.

Teils nur wenige Meter breit und völlig von der reißenden Aube gefüllt. Die Straße ist mühsam ein paar Meter darüber in die Wand gehauen.

Wunderschöne Engstellen wechseln sich ab mit breiten Taleinschnitten. Zumindest am Sonntag morgen sind nur ganz wenig Autos unterwegs.

Zorro gefällts!
Fast zwei Stunden verbringe ich größtenteils rollend und schauend im Tal der Aube. Ein wahrhaft würdiger Abschluss der Pyrenäen, ich hätts mir nicht besser wünschen können.
Bei Quillan hat der Spaß dann leider ein Ende. Die Aube fließt zwar immer weiter bis nach Carcassonne, doch ab hier ist auf einmal recht viel Vekehr und Gefälle gibt's auch keins mehr. Die 20km bis nach Limoux heißts in den sauren Apfel (oder besser ins knusprige Baguette) beissen und durchpeitschen.

Dom von Limoux
In Limoux, 25km vor Carcassonne, hat man die Autos überstanden und kann auf die andere Flussseite wechseln. Ab hier führen winzige Teerstraßen ohne Verkehr durch kleine Dörfer bis direkt in die mittelalterliche Stadt, die ich gegen Mittag nach knapp 150 Kilometern erreiche.

Stadttor nach Carcassonne. Ob mir die Burgherren wohl Einlass gewähren?
Für heut ists genug, ich checke im YHA direkt innerhalb der Zinnen ein. Möchte mir die Stadt ausgiebig betrachten, außerdem ist mal wieder eine Waschmachine angebracht.

Ach ja... woran merkt man noch, daß man die Grenze von Spanien nach Frankreich überschritten hat? Die Klos in den Bars werden bei jedem Spülvorgang automatisch mit einer neuen Schicht frischer Plastikfolie überzogen. Hygienisch einwandfrei aber es sitzt sich schon etwas seltsam knisterig

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