Der Online Handel hat "Versandkostenfrei" zu einer Art Grundvoraussetzung und Glaubensdogma gemacht. Wer gleichwertige Produkte zu gleichen Preisen online sieht entscheidet sich fast ausschließlich für die Plattform, die die geringeren Versandkosten bietet. Ist ja auch logisch, bezahlt man weniger. Dumm wer da drauf bezahlt.
Tja, für große Onlinediscounter ist dieses Thema ja auch ein Fliegenfänger und kann dort, denke ich, ganz gut kompensiert oder in die Kalkulation mit aufgenommen werden.
Wenn man aber so ein klein bisschen dumm und idealistisch ist (ich winke mal in die Runde), dann stilisiert sich das Thema Versand für den geneigten Selbstständigen gern zu einem Albtraum. (Wie gesagt, ich spreche hier generell von meinem Standpunkt aus.)
Mein ursprünglicher Standpunkt war für mich immer: Ich trenne ganz klar zwischen Produktpreis und Versand und anderen Zusatzleistungen, wie zum Beispiel PayPal Gebühren (auch noch so ein schönes Thema... vielleicht ein andermal.)
Sprich wenn ich einen Preis für Laufräder berechne, dann ist das reinweg das, was ich für genau dieses Produkt berechnen muss. Der Versand steht dann separat und transparent mit auf der Rechnung, da dieser zwar eine Notwendigkeit ist, aber eigentlich nicht zum Produkt selbst gehört.
Eine Idealismus, der sich selbst verarscht, wie wir gleich sehen werden.
Ganz am Anfang meiner hauptberuflichen Selbstständigkeit (ab Sept. 2019) habe ich natürlich erstmal geschaut, welcher Dienstleister mir den besten Preis bieten kann, was grundsätzlich erstmal DHL ist. Problem hierbei: Die haben blöde Packmaße (max. 120x60x60cm).
Jedes 28/29" Laufrad ist dafür eigentlich zu groß, es sei denn, man nimmt quaderförmige Kartons, um die Laufräder quer reingestellt zu verfrachten. Dann kommt man günstig bei weg, aber das Volumen, welches die Kisten einnehmen ist enorm. Das führte bei mir tatsächlich schnell zu Problemen. Die Postkutsche, die beim Hexenhaus vorbei fuhr hatte einen Innenraum, der selten mehr als 4 Pakete davon mitnehmen konnte, wenn überhaupt. Das war nicht praktikabel, also ging ich auf die Suche nach Alternativen. Hier bekam ich dann exakt einen Anbieter, der bereit war die Paketgröße und die Paketaufkommen anzunehmen: DPD
Alle anderen waren nicht zufrieden mit meiner Menge (zu wenig) der Paketgröße (zu groß) und dem Gewicht (zu leicht). Also ging ich dann 2020 zu DPD.
Anfänglich war das nicht mal wirklich teurer als DHL, aber die Packmaße waren sehr viel besser, da nun ein Gurtmaß ausschlaggebend für die Kartons war. Ich konnte also hohe, längliche Pakete hernehmen und den LRS somit deutlich platzsparender verstauen. Es dauerte aber gar nicht lange, da gefiel DPD das doch nicht mehr so gut mit meinen Paketen. Sie konnten nicht ihre Sperrgutmaße verändern, aber sie kamen mit nem raffinierten Trick um die Ecke: NC-Gut.
Also angeblich Kartons die zu groß sind, damit sie per Förderband transportiert werden können. Was zwar fast 2 Jahre lang ging, aber jetzt auf einmal nicht mehr. Haben sie wohl in ihrem kompletten Logistikraum die Förderbänder verkleinert. #aufjeden
NC-Gut heißt, dass man pro Paket einen definierten Betrag zusätzlich bezahlt (Am Anfang 6€ netto, mittlerweile sind es 7€). Neben diesem Aufschlag haben sich natürlich auch die Servicegebühren, die Mautgebühren und der Energiekostenzuschlag immer weiter erhöht.
[Die Statistik findet sich jetzt am Ende des Beitrags!]
Das ist jetzt natürlich erstmal nur eine Statistik, die kann nicht komplett alles wiedergeben. Zum Beispiel ist auch immer wichtig zu sehen, wie hoch das Paketaufkommen war, wie viele große Pakete verschickt wurden, wie viele Retouren es gab und ob diese auf Grund von schlechten Verpackungskünsten teilweise sogar als Sperrgut bei mir ankamen, was dann auch preistreibend reingehauen hat. Zudem bin ich jetzt auch nicht ganz weit zurück gegangen, eigentlich müsste ich das für 2019 und 2020 auch noch komplett machen - und ehrlicher Weise fehlen hier auch noch die erste 2 Monate von 2021, welche ich noch nicht herausgekramt habe für meine Übersicht. Aber alles in allem sollte klar werden, das die Preise pro Paket stetig gewachsen sind, vor allem bei Inlandtransporten.
Ganz am Anfang habe ich mit 7€/Paket Versand in D angefangen, das war noch mit DHL. Da ich ein bisschen faul bin, habe ich diesen Betrag auch einfach stehen lassen, als es dann mit DPD weiter ging. 7€ war hier nie wirklich Kostendeckend. Neben den Versandkosten kamen ja auch noch Verpackungsmaterial als Kostenpunkt hinzu, wie vor allem die Kartons (welche so um die 3-4€ das Stück kosten), Klebeband und eigentlich, wenn man es ganz genau nimmt, natürlich auch die eigene Zeit, die ich aufwende, um das ganze einzupacken... die 7€ waren also von Anfang an ziemlicher Selbstbetrug, aber ich fand, sie sind immerhin ein Kompromiss zwischen mir, den das ganze etwas kostet und dem geneigten Kunden, der seine Laufräder haben möchte, aber eben auch nicht so unbedingt fröhlich über Versandkosten ist, egal bei welchem Kaufbetrag. Zudem habe ich ja mit DPD immer die Möglichkeit auch Kartons wieder zu verwenden, die ich bekomme, wenn ich
Felgen bestelle. Ich musste also nicht wirklich jeden Karton, den ich jemals verschickt habe, auch selbst kaufen, ich konnte extrem viel Recyclen und damit auch sehr viel Müll vermeiden. (á propos: Ich habe zwar eine Restmüll und Papiermülltonne, aber ich habe sie in diesen ganzen Jahren max 1x leeren müssen, ich war sehr effizient im Verwerten von Pappe)
Als dann der NC Gut Aufschlag eingeführt wurde, habe ich mich genötigt gesehen auch die Versandkosten anzupassen und bin auf 12€ hoch gegangen - und bin dabei geblieben, denn die anfänglichen Diskussionen, die ich diesbezüglich hatte waren ermüdend. Aber nach einer Weile hatte ich dann das Gefühl, dass diese 12€ akzeptiert werden, es weniger Diskussion um die Versandkosten an sich gibt und habe sie deshalb als guten Kompromiss betrachtet. Aber ich verlor damit jedes Jahr mehr Geld, denn meine echten Kosten stiegen deutlich höher. Sowohl für die Kartons (mit Corona und dem Ukrainekrieg stiegen zeitweise die Kosten stark an, was wieder nachgelassen hat) als eben auch der Versand bedeuteten, dass ich pro Sendung in Deutschland schon mit einem Preis von annähernd 17,50-20€ rechnen musste. Bei meistens ca. 500 Sendungen im Jahr mache ich also allein für´s Material beim Versand einen Verlust von min. 2500€, die Arbeitszeit ignoriere ich dabei noch komplett. Das ist dumm, mögt ihr jetzt vielleicht sagen, aber warum habe ich das gemacht? Ich glaubte einfach nicht, dass ich die echten Kosten dafür auf die Rechnung setzen kann, ohne eine Hexenverbrennung damit anzuregen. Ich wusste aber, dass ich dringend etwas ändern muss.
Tja, und dann hat mir DPD bei diesem Schritt geholfen. Die Zuverlässigkeit der Zustellung wurde immer schlechter, der Service bei Problemen immer lapidarer und abwertender und somit stieg die Unzufriedenheit beim Thema Versand massiv an. Sowohl bei Empfängern, die Großmuttergleich den ganzen Tag an ihrem Fenster hockten, um dem Paketboten aufzulauern - nur um dann die digitale Mitteilung zu bekommen dass "sie leider nicht angetroffen wurden" und das Paket deshalb nicht zugestellt werden konnte, als eben auch bei mir, der mit den rechtlichen Spitzfindigkeiten der Zusteller auf Kriegsfuss ging, da Pakete, die offensichtlich nie beim Empfänger auch nur annähernd angekommen sind, kann man nicht als "kontaktlose Zustellung" akzeptieren, wenn sie dann einfach nicht mehr auffindbar sind.
Meine Lösung?
Ich kehre zu DHL zurück. Die sind noch immer preislich die günstigsten, auch bei Paketen annähernd an ihrem max. Paketmaß dran bekommt man den echten Preis, und keine Zuschläge, aber das heißt jetzt leider auch nicht, dass ich deshalb beim Versand wieder auf festen Boden komme.
Denn das Paketmaß ist ja noch immer ein Problem und Quaderförmige Kisten mir ehrlich gesagt viel zu undhandlich/sperrig. Ich habe mich deshalb für einen Mittelweg entschieden: Ich habe nun Kartons fertigen lassen, in welchem ich jeweils 1 28/29" Rad verschickt bekomme, quer. Wenn ich also ein einzelnes LR baue, verschicke ich 1 Karton, wenn ich einen LRS baue, verschicke ich 2 Kartons. Bei einem 27,5" LRS oder kleiner klappt es im übrigen auch in 1 Karton! Mullet hingegen sind auch 2 Kartons. Pro Karton berechne ich nun wieder 7€, bei einem LRS sind es jetzt also 14€ Versand.
In Relation gesehen finde ich das jetzt sogar besser, denn mit DPD hatte ich ja nun immer den (annähernd) gleichen Betrag, egal ob in der Kiste 1 oder 2 LR drin steckten. Bei DHL kann ich nun also individuell auf die Menge der zu verschickenden LR mit dem Preis reagieren, was toll ist und auch für den Kunden fair sein sollte.
Aber bin ich damit nun besser/günstiger dran als vorher?
Eher nicht.
Denn ja, ich werde damit jetzt wohl den Gesamtbetrag meiner Versandkosten über´s ganze Jahr gesehen senken können. Aber was massiv ansteigen wird ist die Menge an benötigten Kartons dafür. Ich kann jetzt nämlich nur noch ausschließlich die Kisten nehmen, die ich für dieses Maß produzieren lasse. Die Felgenkartons aller anderen Hersteller sind zu groß und für mich nun nutzlos. Ich habe also nicht nur mehr Kartons, die ich bestellen muss, sondern auch sehr viel mehr Abfall.
Wie stark sich das genau auswirken wird kann ich in frühestens einem Jahr sagen, aber ich denke nicht, dass ich unterm Strich günstiger sein werde, als mit meinen bisherigen Ausgaben für Versand via DPD. Wenn es aber bedeutet, dass die Versandleistung wieder stimmt - also Sendungen zuverlässiger zugestellt werden, dann nehme ich das doch recht gern in Kauf.