Wollte eigentlich am Wochenende ein bis zwei kleine Radl Touren in heimischen Gefilden anbieten, aber bei den Wetteraussichten dann doch lieber nicht, Weichei.
Apropo heimische Gefilde, Knöllchen für MTB im heimischen Wald.
Das geht auch anders, leider etwas weiter weg. Da kann man auch ganz nett radfahren, wandern oder in der Gegend rumballern. Und das Beste, bei gegenseitiger Rücksichtnahme wird man auch nett gegrüsst.
The Hunger Games: 6 Days in the dirt
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Nach knapp 4 Jahren Enduroreisen mit dem Sternenkreuzer 690er, käme mir eine einwöchige Jahresabschlussfahrt in „richtigem“ Gelände mit dem geeigneten Gefährt gut gelegen, ich werde ja auch nicht jünger.
Pauschalreisen nach Calella sehen in der Regel anders aus. In diesem Fall ist alles inclusive, Mopped, Verbrauchsmittel von Fahrzeug und Fahrer und die Unterkunft. Von Hunger wird also keine Rede sein.
Anfahrtstag:
Ohne besondere Vorkommnisse im Taxi von Frank in Spananien eingetrudelt. Der andere deutsche Mitfahrer, Rolf, ist auch schon eingetroffen und wir begeben uns zum Veranstalter, Massimo, einem freundlichen Italiener, den es nach Spanien verschlagen hat. Es werden die Moppeds verteilt, Rolf bekommt eine 290 Yamaha, gut für fortgeschrittene Anfänger, ich rolle mit einer „zahmen“ 450 Yamaha vom Hof und Frank hat keine Wahl mit der AJP, ist ja schließlich seine Eigene.
Den vorletzten Tagespunkt bildet das abendliche Hotelessen, gute Auswahl in vernünftiger Qualität. Beim Schlussausflug durch Calella wird deutlich, das es End of Season ist, etliche Läden und Hotels sind schon zu, für den abendlichen Schlummerdrunk reicht die Auswahl aber immer noch.
1. Day in the Dirt.
Das Frühstück bietet das übliche Hotelkettenniveau mit „Säften“ aus dem Automaten etc., nichts berühmtes.
Mit dem Auto geht es zum Start in die Hügel von Calella und dort haben sich noch 3 Schotten als Mitfahrer eingefunden. Massimo wird uns heute aus Genesungsgründen nicht führen, sondern ein einheimischer Spanier, der leider nur seiner Muttersprache mächtig ist. Der Start verzögert sich etwas, weil sich die AJP von Frank ihres sturzgeschädigten Anlasserknopfes entledigt hatte. Wird notdürftig geflickt und ab geht es.
Der Guide im T-Shirt voraus, der Rest folgt, mehr oder weniger. Es wird nicht lange gefackelt und die ersten schmalen Pfade angesteuert. An sich genau das, was ich gebucht hatte. Aber leider fehlte das lockere bzw. „steigernde“ Einfahren. Für den Guide kein Problem, ist ja sein Wohnzimmer, als Nichtmitbewohner schon eine Herausforderung bei sommerlichen Temperaturen. Und irgendwie passt mir die Geometrie der Yamaha nicht, so zahm ist sie auch nicht und der Motor springt schaize an.
Am späten Vormittag verweigert die AJP ihren Dienst, der Anlasser ist mitgelaufen und etwas in der portugiesischen Elektrik hat keinen Bock mehr. Ab jetzt wird das Teil angeschoben oder per Gravitation zum laufen gebracht. Etwas mehr Workout kann Frank nicht schaden.
Die Strecke bleibt topp, nur bei einer schmalen Abfahrt mit flotten Absätzen und langen Spurrillen, verweigert die Yamaha zunehmend auch ihren Dienst. Kurz vor der letzten Steinpassage kommt mir der Guide entgegen, hat ein Einsehen und so wird die Yamaha gegen die Sherco 250 eingetauscht. Und ab da wäre für mich die Sonne aufgegangen, wenn der Planet nicht schon vom Firnament gestrahlt hätte. Was für ein geiles Teil.
Der Rest vom Tag ist schnell erzählt, leckeres Mittagessen, leckere Strecke zurück mit kurvigen Pisten, schmalen Pfaden und felsigen Steilauffahrten. Für Rolf war es nicht so lecker, das Menü war dann doch etwas zu reichhaltig als Gourmet Anfänger. Und die Schotten waren hart im nehmen, wobei öfters die Gasstellung nicht mit dem Gelände übereinstimmte.
Der Guide im Aufwärtsdrang.
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Zum Abschluss des Tages werden alle Moppeds gesäubert und vollgetankt,
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dem Fahrer ergeht es hoffentlich nicht anders. Frank legt noch eine Nachtschicht ein, das Relais wird ausgewechselt und ein neuer Starterknopf an die AJP gebastelt.
2. Day in the Dirt
Die Pferde sind gesattelt.
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Die Schotten werden vom spanischen Guide betreut, die Deutschen von Massimo. Heute fängt es deutlich gemütlicher an, warmfahren über Pisten, den Anspruch steigern und ein paar Fahrtipps vom Guide. Klar, das mein Old School Stil ihm nicht gefiel. Ich sitze zu viel, sieht aus wie ein Kartoffelsack, die heutigen Moppeds sind auf stehende Fahrer ausgelegt und ich fahre meist einen Gang zu niedrig. Alles richtig, aber außer der Gangwahl, die Sherco verträgt auch einen Gang höher, bin ich doch meinem miesen Stil treu geblieben. Der Kartoffelsack ist nirgends runtergefallen, hat das Transportfahrzeug nie weg geschmissen, die Kartoffeln immer oben abgeliefert und selbst jüngere Mitfahrer haben bestätigt, das die Kartoffeln im Trail verdammt zügig transportiert wurden.
Bis zum Mittag ging es über feine Wege weiter, im Bedarfsfall wurde Rolf umgeleitet. Pünktlich zu Highnoon öffneten die spanischen Wolken ihre Wasservorräte und führten zu einem ungeplanten Tourabbruch. Am Meer war es deutlich trockener,
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aber zum Baden doch etwas spät im Jahr.
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Fotografieren als Zeitvertreib ist in Calella auch nicht so ergiebig.
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3. Day not in the Dirt
Die Wetteraussichten versprachen nicht gutes, was sich durch fröhliches, ausserhäusliches Plätschern bestätigte. Das hatten wir nicht gebucht, also wurde der Ruhetag vorgezogen. Frank und ich machten auf Kultur und fuhren nach Gerona. Ein
Decathlon führte zu ungeplanten Geldausgaben, die Stadtbesichtigung konnte zum Ausgleich im Trockenen stattfinden.
Nettes Städtchen am Fuße der Pyrenäen.
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4. Day in the Dirt
Die Wolken hatten sich verzogen und es versprach ein schöner Tag zu werden. Unsere Truppe wurde durch eine Spanierin verstärkt. Obwohl verstärkt ist wohl der falsche Ausdruck, sie war wohl schon öfters mitgefahren, allerdings hatte sie trotz eines tiefer gelegten Fahrwerks öfters ungewollten Bodenkontakt und terminierte den Anlasserknopf. Na ja, ca. 40 kg und kurze Beine sind nicht die ideale Voraussetzungen zum Enduro fahren.
So wurde es ein eher einfacher Tagesausflug, wieder mit gutem Mittagsmahl. Falls sich der Streckenverlauf doch als etwas schwieriger herausstellte, wurde die Linienwahl Dank der Sherco noch etwas interessanter gestaltet. Und es war auch mal Zeit für ein Foto der Mitfahrer,
hier Frank bei Wasserspielen.
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5. Day in the Dirt
Heute gesellten sich zwei junge Wilde zu unserer Truppe, was das Tempo etwas beschleunigte. die Streckenauswahl war wie gebucht, immer wieder Trails mit schnellen Pisten verbunden, fast perfekt. Leider war das für Rolf doch etwas zu viel des Guten, was zu öfteren Bodenkontakt führte. Zur Mittagszeit verlängerte ein gerissener Kupplungszug die Pause, gespeist wurde in the middle of nowhere
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Frisch gestärkt ging es gut gelaunt
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weiter durch den spanischen Regenwald, mit leckere Bachdurchfahrten, kniffligen Bachausfahrten und verschlungenen Trails.
Warten auf die Mitfahrer und Smalltalk mit dem spanischen Mitfahrer.
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Dieser hatte im weiteren Verlauf einen bösen Abflug in ein Steinfeld bei einer maroden Bachbrücke. Aber außer eines platten Hinterrades und eines defekten Helmes, hatte der Einschlag keine weiteren Folgen. Dank des luftlosen Reifens wurde Calella allerdings nur noch auf Pisten angesteuert.
6. Day in the Dirt
Rolf gönnt sich heute eine Auszeit, die gestrige Ausfahrt mit jungen Wilden und alten Männern war wohl etwas kräfteraubend. Und auch das Jungvolk erschien nicht wie geplant. Da wurde die Gruppe sehr übersichtlich mit Frank, Massimo und mir. Was aber kein Nachteil war, da wir dann zügig Richtung Lloret de Mar aufbrachen und kein Trail und kernige Auffahrt/Abfahrt ausgelassen wurde.
Unterwegs musste wieder Franks Koffeinspiegel aufgefüllt werden
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Der Pool war leider schon zu cool, aber bei perfekten Aussentemperaturen wurde eine große Runde Richtung Lloret de Mar gestartet, mit allen was das Enduroherz begehrt. In einer sportlich ausgewaschenen Auffahrt, musste ich unseren Guide knapp überholen, lieber tot als Schwung verlieren, und wartete dann bei einer geeigneten Stelle auf die Nachzügler. Frank kam dann nach einer guten Weile rauf und blies zum Rückzug, Massimo hatte nach einem kleinen Abwurf Schmerzen am unteren Rücken. Bei ihm angekommen, beschloss er dann doch weiter zu fahren.
Also alles wieder rauf und an einem feinen Endurotrainingsgelände oberhalb von Lloret wurde die Lage sondiert, ein wenig auf der Crosspiste gespielt und die Runde mit einem Mittagessen an der Koffeinpause vom Vormittag beendet.
Mit Schmerzen fährt sich nicht so gut, aber praktischer Weise liegen die schönsten Trails auf dem kürzesten Weg nach Calella. Abgesehen vom versehrten Guide ein perfekter Tag in Spananien.
7. Day in the Dirt
Massimo begab sich auf den Weg ins Krankenhaus, wo sich später am Tag herausstellte, dass eine Rippe gebrochen war. Frank hatte seine AJP schon eingemottet. Rolf war allerdings wieder voller Tatendrang. Was tun? Kein Guide vor Ort. Wer kennt sich nach 5 Fahrtagen in der Gegend aus? Michael. Wer hat einen guten Orientierungssinn? Michael. Wer kann Karten lesen? Michael Wer hat leidliche Erfahrungen als Guide? Michael Na gut, ich mach es.
So wurde es eine feine Altherrenrunde über alle Berge
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und neue Wegen
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zielsicher angesteuerten Kaffebuden
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feinen Aussichten
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und zu empfohlenen Gaststätten.
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Zum Abschluss wurden dann doch noch ein paar Trails eingebaut
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Da konnte auch Rolf nicht meckern. Relaxtes Endurowandern ohne Stress.
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Abfahrtstag
Kurzes Fazit. Feine Woche mit netten Leuten in idealer Umgebung zum Enduro fahren. Trotz teils sportlicher Bewegung nicht zum Abnehmen geeignet. Leider war die Sherco nicht im Preis inbegriffen. Empfehlenswerter Veranstalter.
Auch die Heimfahrt verlief ohne Probleme, aber beim nächsten Mal nehme ich dann doch lieber den Flieger. Meine alten Knochen sind irgendwie nicht mehr kompatibel mit 11 Stunden Autofahrt am Stück, was aber weder an Franks Fahrkünsten noch am Fortbewegungsmittel lag.