Ich bin mal so frei und schildere in diesem Thread mal ein Beispiel für einen in meinen Augen überflüssigen, rechtswidrigen und im Ergebnis sogar gefährlichen, mit Zeichen 240 ausgeschilderten "Radweg"; vielleicht kann man ja ein wenig was aus anderen Regionen zusammentragen? Inspiriert wurde ich jedenfalls vom
Pannenflicken!
Das von mir kritisierte Schild wurde auch erst letzte Woche neu aufgestellt, die Straße (L 482 / "Bottenbacher Straße") selbst (nebst Asphaltspur) wurde etwa 2005 in größerem Umfange umgebaut, um die neue Pirmasenser Nord-Süd-Umgehung an das Verkehrsnetz anzubinden. Der Weg wird zwar auch seit Jahren in Gegenrichtung verbotenerweise ständig (ohne Konsequenzen) mit Fahrrädern benutzt, aber immerhin konnte man sich eine verpflichtende Nutzung viele Jahre verkneifen...
Seit etwa Ende Januar stehe ich per e-mail mit dem zuständigen Sachbearbeiter im städtischen Straßenverkehrsamt in Kontakt, um auf meines Erachtens "verbesserungswürdige" Radverkehrsführungen in Pirmasens hinzuweisen. Man muss dazu sagen, dass der Radverkehrsanteil in Pirmasens laut Auskunft der Polizei bei unter 1 % liegt; für mich als Radwegekritiker persönlich ein "Glück - d. h., es existieren in der (bergigen) Kernstadt kaum Blauschilder oder gesonderte Infrastruktur. Seit einer Weile kritisiere ich diverse Beschilderungen auch nicht nur "daheim", sondern auch in den umliegenden Landkreisen; da ich als Auch-Rennrad-Fahrer eben auch in der Welt rumkomme und immer wieder staune, was für absurde blaue Schilder hier und da so aufgestellt werden...!
Zurück nach Pirmasens: Ich kritisiere zuerst die Vorfahrtregelung an der Kreuzung Rheinstraße - L 600. Mehr dazu später. Daraufhin kündigt man mir einige Veränderungen an dieser Stelle (der "unglücklichen" Vorfahrtsregelung ist man sich bewusst) als auch sonst in der Stadt an, die u. a. aber auch das Einrichten einer gegenläufigen Benutzungspflicht an besagter Straße beinhalten. Ich schildere daraufhin (am 2. Februar) ausführlich, warum ich diese Idee für vorsichtig ausgedrückt "wenig sinnvoll" erachte. Auch weil "linke Radwege" generell ein deutlich höheres Unfallrisiko aufweisen. Darauf erhalte ich jedoch keine Antwort, was in mir schon die Vermutung aufkommen lässt, dass man sich da irgendwie nicht beirren lassen will. Etwas Hoffnung erweckte dann gar eine Entschilderungsaktion in einer parallelen, etwas südlicher gelegeneren Straße Mitte März; dort wurde die gegenseitige Benutzungspflicht auf Pflastersteinwegen in einem mit vielen Grundstückseinfahrten gespickten Industriegebiet aufgehoben und durch eine Freigabe auf der rechten Fahrbahnseite (Z 239 mit "Radfahrer frei") ersetzt. Vernünftig; die Angsthasen dürfen auf den Gehweg; der selbstbewusste Rest nutzt die Straße! Aber dann fahre ich eines Morgens wie eh und je in die Stadt - und was erspähe ich da mit Schrecken links am Straßenrand...!?
Für eine Übersicht erst einmal ein Link zu
google maps! Das Einbinden sollte man ja eher unterlassen.
Man erkennt den Beginn des nördlich der Straße gelegenen Weges recht gut, da dieser vom alten, schmalen Bürgersteig in die "neue", auf dem Umbau basierende Spur übergeht.
Zuerst ein Blick von West nach Ost:
Man erkennt: Tempo 70, Überholverbot, übersichtliche, gradlinige Fahrbahn, rechts eine Einmündung (zweite Auf- und seltener genutzte Abfahrt von der L 600; dort ist nur das Rechtsabbiegen möglich). Man erkennt auch links den alten, schmalen Bürgersteig und das nun plötzlich, Mitten in der "Prärie" auftauchende Z 240. Sogar ein seltener Radfahrer (der verbotenerweise schon bei der Anfahrt den alten Bürgersteig nutzte) ist zu sehen. Der Weg endet hinten am Knick nach Rechts an der Kuppe.
Der gemeine Fahrbahn-Angsthase
wird sich jetzt fragen: Was stört mich da so sehr...? Seeeeeehr Vieles!
Vor allem die Tatsache, dass ich nun in der Mehrzahl der Fälle nicht mehr einfach mit Schwung die abschüssige Straße hinunterfahren kann (mit dem Renner gerne 35 bis 40 km/h), sondern nun die Vorfahrt des Gegenverkehrs achten und ggf. anhalten muss, um nach links auf diesen dollen Weg abzubiegen. Inwiefern die durchgezogene Linie eigentlich im Widerspruch zu diesem Vorhaben steht, kann ich noch nicht abschließend beurteilen (
Zeichen 295). Unter Umständen (in der Rush-Hour sehr wahrscheinlich) habe ich noch Verkehr im Rücken oder - überholend (ein Schulterblick jagt den nächsten) - neben mir. Bevor ich also überhaupt erst nach links in Richtung Fahrbahnmitte ziehen kann, hab ich also schon ne ganze Menge unnötigen Stress. Der wird ggf. potenziert, wenn sich hinter mir ne Schlange bildet, weil ich ja nun mitten auf der Fahrbahn stehe; möglichst noch mit ausgestrecktem Ärmchen... Ungeschützt, ohne Insel, Abbiegespur oder sonstiger Querungshilfe. Der ein oder andere Ungeduldige quetscht sich dann natürlich auch einfach mal rechts an mir am Fahrbahnrand vorbei. Wenn ich besonders viel Pech habe, kommt mir gar noch parallel ein verbotenerweise auf dem Bürgersteig fahrender Radler / Fußgänger in die Quere - oder jemand aus der Gegenrichtung. Gehen wir etwas näher ran:
Irgendwo mitten in der Fahrbahn und mitten im fließenden Verkehr würde ich da dann also dumm rumstehen. Nur, um für nicht einmal 400 (Rheinstraße) oder 560 (Ende des Weges) Meter den fließenden KFZ-Verkehr mal nicht fahrend - dafür ggf. nun öfter mal stehend - zu "behindern". Nun bin ich zu allem Überfluss ja auch noch auf nem Weg, auf dem ich auf Radfahrer und (oft grade im Winter schlecht sichtbare) Fußgänger besondere Rücksicht nehmen muss; also mit Richtig Tempo ist auch wieder Essig...
Gehen wir noch näher ran; dann wird ein weiterer Wahnwitz langsam, aber sicher erkennbar:
Ja, was ist denn das da Dolles da unten vor dem Schild? Ein der StVO und den Verwaltungsvorschriften entsprechender baulicher Übergang auf diesen tollen Radweg? Nä, eher sowas hier:
Wie man da grade bei Nässe mit einem Renn- oder Tourenrad sicher und pannenfrei drüberkommen soll, wissen wohl nur Straßenverkehrsamt, Landesbetrieb Mobilität und Polizei - die sich das vor der Aufstellung des Schildes angesehen und für unbedenklich eingestuft haben!
Das wird grade auch dann besonders gefährlich, wenn jemand noch schnell vor herannahendem Gegenverkehr auf den Weg auffahren will und dann unkontrolliert über dieses "Waschbrett" holpert / rutscht. Die Benutzungspflicht in Richtung Winzeln endet übrigens ebenfalls hier; an einem abgesenkten Bordstein oder einer gefahrfreien baulichen Einfädelung vom Radweg auf die Fahrbahn mangelt es jedoch ebenfalls! D. h.: wieder: warten - und vom Bordstein "runterspringen"! Resultat: Die (ängstliche) Mehrheit fährt auch in Richtung Winzeln einfach verbotenerweise(!) auf dem schmalen Bürgersteig weiter.
Nun haben wir in der Folge die Engstelle an der Brücke über die L 600 überquert und treffen also auf die Einmündung der L 600, die in die Kreuzung Rheinstraße übergeht:
Will ich nun mitten von der Radfahrerfurt herunter nach Rechts in die Rheinstraße abbiegen (was ich oft tue), muss ich anstatt vorher auf der Straße einfach fließend nach Rechts abbiegen zu können: 1. den von der L 600 kommenden Verkehr von links beachten, 2. den parallel fließenden Verkehr aus Pirmasens (hinter dem Ortsausgangsschild; trotz folgendem 50-km/h-Schild wird dort bergab regelm. ordentlich aufs Gaspedal getreten) und 3. Winzeln (inkl. 4. in die Kreuzung hineinragender Linksabbiegespur), als auch 5. den Verkehr aus der Rheinstraße beachten.
Will ich stattdessen geradeaus, stehen auf einer kleinen Insel nun plötzlich diese bereits erwähnten (rechtswidrigen) Vorfahrt-gewähren-Schilder, damit der Rechtsabbiegeverkehr auf die L 600 nicht warten muss. Habe ich auch diese Schikane überwunden, darf ich nun auch final am Ende des ausgeschilderten Geh- und Radweges einmal mehr darauf achten und warten, dass aus der Einmündung "Am Gottelsberg" und den beiden Fahrtrichtungen niemand kommt, damit ich endlich wieder "legal" die Gegenfahrbahn überqueren und auf der Straße weiter Richtung Stadtmitte fahren kann.
Ergänzender fun-fact: Da der Weg baulich unterhalb der Fahrbahn verläuft, wird man im Dunkeln auch unter der Leitplanke hindurch geblendet. Dunkel gekleidete / "getarnte" Fußgänger sind trotz guten Lichts am Rad oft nur schwer zu erkennen. Auch, weil man damals beim Umbau der Straße die oben und weiter hinten noch erkennbaren Straßenlaternen am alten Bürgersteig ersatzlos abgerissen hat; kostet ja nur unnötig Geld...
Der Weg ist auch regelm. von Glasscherben übersät; inzwischen habe ich schon eine Standard-mail, die ich dann an die Stadtverwaltung schicke; immerhin wird dann auch recht schnell gekehrt.
Nun denn - am meisten stört mich jedoch grade in dem Falle die Art und Weise, wie hier vorgegangen wurde: Man stand also als Verwaltung im Dialog mit einem praxiserfahrenen Radfahrer, der vorab seine Bedenken äußert - und knallt ihm trotzdem, ohne jedes Eingehen auf die Argumentation einfach mal ein Schild vor die Nase. Nicht mal Polizei und Baulastträger hatten bei einer Besichtigung irgendwelche Bedenken. Die Beschilderung wurde auch in den letzten Tagen noch mehrfach wegen kleinerer Mängel geändert, da u. a. das östliche Ende des Weges mit einem Zeichen 240 plus Zusatzschild "Radfahrer frei" plus "Ende" gekennzeichnet wurde. Ja, watt denn nu...?
Wie hätte sich das Grundproblem vermeiden lassen? Mit einem zweiten baulichen Weg - besser noch: ein sich am Rand der Fahrbahn befindlicher Radfahrstreifen (also mal ohne Fußgänger) an der rechten Straßenseite in Richtung Pirmasens! Doch dafür wollte keiner Geld ausgeben; ein gemeinsamer Geh- und Radweg auf nur einer Fahrbahnseite hat für Radfahrer gefälligst zu reichen!
Sollte für den Anfang mal reichen. Ich wollte es einfach mal dokumentiert haben.