"zentriert" bedeutet nicht, das die Spannung aller Speichen gleichmässig* ist. Wenn bspw. die Felge selbst deutlich unrund ist (war), wird das LR mit ungleichmässig gespannten Speichen in ein Gleichgewicht gebracht. Kommen jetzt die Belastungen aus dem Fahrbetrieb dazu, kippt dieses Gleichgewicht wieder und einzelne Speichen werden überlastet.
Ausserdem ist unklar, in wie weit der Speichensatz schon "vorgeschädigt" war.
Kurz:
- "rund" bedeutet nicht zwingend "in Ordnung"
- aus meiner Erfahrung AUSSERHALB des Trials halte ich es mit der Daumenregel:
"wenn mal 2-3 Speichen eines LR OHNE besonderen Grund (z.B. Ast) in kurzen Abständen reissen, ist der Speichensatz am Ende seiner Lebenszeit und es macht keinen Sinn, weitere Speichen zu ersetzen".
(dann verweigere ich z.B. auch meine Hilfe im Freundeskreis, weil mir meine Zeit dafür einfach zu schade ist)
Nach dem Ausspeichen kann man dann auch beurteilen, ob die Felge ebenfalls ein Fall für die Tonne ist.
In wie weit meine Aussagen auf die Bedingungen im Trial übertragbar sind, weis ich nicht!
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der Rundlauf eines LR ist sozusagen ein optisches Gütekriterium (ok, jenseits 5-10 mm Schlag betrifft es irgendwann auch die Fahreigenschaften). Die Gleichmäßigkeit der Speichenspannung kann man als technisches oder statisches Gütekriterium auffassen.
Beim LR-Bau hat sich einerseits seit 40 Jahren nichts grundlegendes geändert, andererseits nähert man sich aus Gewichtsgründen bei das Auslegung der Bauteile immer mehr der absoluten Belastungsgrenze (plastische / dauerhafte Verformung).
Wenn ich mit einem bungee Seil einen Sprung A plane, der 10m über Grund endet, ist es nicht soooo wichtig, ob ich nun 70 oder 71 kg wiege und wieviel % Luftfeuchtigkeit gerade herscht (ist nur ein Bsp, ich hab von bungee keine Ahnung).
Wenn ich nun einen Sprung B plane, bei dem ich mit den Händen den Grund berühre, sollte ich seeeehr genau wissen, wie sich das Seil zwischen meinem Testsprung und dem ernsten Sprung ändert.
D.h. die Sprünge A und B unterscheiden sich in ihrer Robustheit gegenüber äußeren Einflüssen.
Ein leistungsfähiges LR ähnelt eher dem Sprung B, obwohl es im Prinzip genauso eingespeicht ist, wie ein LR an der Stadtschlampe von Tante Herta.
Wenn man beim "zentrieren" ernsthaft (also gemessen) die Gleichmässigkeit der Speichenspannung berücksichtigen will, explodiert der Zeitaufwand. Ich unterstelle mal den meisten shops, das dies nicht gemacht wird, weil es schlicht unwirtschaftlich ist; die meisten Kunden würden wohl vermuten, man wolle sie verschaukeln, wenn man ihnen anböte: "also ich kann die Gleichmässigkeit der Speichenspannung Mittels Messungen berücksichtigen, dann habe ich aber den 3-4 fachen Zeitaufwand (Kosten) und das Ergebnis wird WENIGER Rundlauf sein."
Es gibt also einige "unsichtbare" Gründe, warum Speichen reissen (und das LR eigendlich (und manchmal sogar im Neuzustand) schon tot ist).
sorry für den vielen Text
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