Bericht Queyras/Piemont 2020

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Hallo Westalpenfreunde

hier ein kurzer Bericht von meiner Queyras/Piemont Rundtour vom 30. August bis 4. September.
Obwohl ich schon sehr lange bike habe ich den Weg ins Forum erst letztes Jahr gefunden. Seitdem habe ich von vielen Tipps hier profitiert. Jetzt ist es Zeit, selbst einen Beitrag zu liefern ;)
Ich werde in den folgenden Posts meine subjektiven Eindrücke und ein paar Bilder liefern. Pioniertaten waren keine dabei, soviel gleich vorweg. Aber es war eine stimmige Runde mit viel Trail für wenig Tragen, die ich nur empfehlen kann, gerade auch wenn man so wie ich kein Edeltechniker ist und trotzdem hochalpin unterwegs sei will – viel Spaß.

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Vorgeschichte

Zwischen 2009 und 2014, bin ich von Wien nach Nizza gefahren, und weil’s so schön war, auf anderer Route wieder zurück nach Wien. Um es im geplanten Zeitrahmen zu schaffen, musste ich oft Strecke machen und konnte nicht jedes Highlight einbauen. Aus heutiger Sicht total verrückte Aktion, aber ich bin natürlich froh, es gemacht zu haben. Als sich nach 72 Tourentagen am Stadtrand von Wien der Kreis geschlossen hat, habe ich schon eine Träne verdrückt ;)
Schnell war klar, dass ich in den Folgejahren der Reihe nach die schönsten Ecken noch mal abgrase, ohne Zeitdruck und Richtungszwang.
Damit zurück zum Revier. Hier gibt es besonders viele Optionen, quasi ein einziges Netz an möglichen Routen. Die südlichen Cottischen hatten mich total geflasht. Route damals von Cuneo nach Briançon: Gardetta - Col Mary - Col Longet/Blanchet - Izoard. Bilder von damals:

Altopiano
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Passo della Gardetta
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Col de Mary
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Ubaye-Tal
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Col Longet
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Planung

Leider musste ich damals den Col Vieux auslassen, die Einzelheiten spare ich mir hier. Weil ich außerdem noch Bellino, Girardin, und die Chambeyron-Gruppe auf dem Zettel hatte, war die Idee zu folgender Runde schnell geboren.
https://www.komoot.de/tour/271809072


Genau studiert habe ich vorher noch die Berichte hier, u.a. von @Fubbes @Ventoux. @isartrails @McNulty @scylla @rayc und @stuntzi sorry, wenn ich wen vergessen habe :winken: Weitere Quelle war noch Transalbino, die in der Ecke wirklich jeden Stein umgedreht haben.

Starten wollte ich im Mairatal, weil es noch halbwegs sinnvoll zu erreichen ist und es dort die besten Läden für das Finisher-Bier gibt :bier:
Beim Tagespensum wollte ich es ruhig angehen lassen. Trotz Corona war die Form nicht bestechend, vor allem Tragen war lange kein Thema mehr gewesen. Ich hatte mir aber ausgerechnet, dass es sich bei dieser Tour in Grenzen hält. Wie so oft hat nicht alles geklappt, aber die Ausbeute war OK. Demnächst mehr dazu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hatte die letzte August- und erste Septemberwoche frei. Der ZAMG-Bericht klang gut, ich habe zur Sicherheit weitgehend vorgebucht. Kaum geschehen klang ZAMG gar nicht mehr gut, der Wintereinbruch hätte mich gerade am Caramantran/Col Vieux erwischt. Zum Aussitzen wäre es zeitlich eng geworden, also Planänderung: Ich bin am erstbesten Tag nach dem Schneefall am für diesen Tag gebuchten Ort eingestiegen. So konnte ich alle Reservierungen ab dort retten, Vorteil einer Rundtour. Es lief auf Sonntag 30.8. mit Start in Château Queyras hinaus. Außerdem kam dadurch der niedrigste Übergang zuerst, passt also. Anreise am Samstag, ÜN im Hotel Guilazur. Laden war OK, man konnte das Auto problemlos auf dem Parkplatz lassen. Abendrunde zum Akklimatisieren ist ins Wasser gefallen.

Düsterer Empfang
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Ein paar Tage vorher wurde die Region zum Corona-Risikogebiet erklärt. Nachdem das offensichtlich von Nizza getrieben war, habe ich meine Planung trotzdem für vertretbar gehalten. Ob man sich das geben will ist natürlich immer persönlich zu beantworten und hier verstehe ich auch andere Entscheidungen. Zu Quarantäne & Co. am Ende noch ein Wort.
 
Tag 1 Ville-Vieille – Pied du Mélezet

Auf geht’s bei 7° und Nieselregen. Alles verhangen, wenn mal kurz was durchblitzt ist es weiß. Von Wetterbesserung keine Spur. Die Piste Richtung Col Fromage ist 1A, ich komme halbwegs trocken schnell höher. Es folgt der schöne Uphill-Trail. Kaum auf dem GR 5, schon wimmelt es vor Wanderern, Kategorie Poncho ;) Ich erwische eine Lücke und habe zu tun, mit meinen Foto-Stopps den Vorsprung zu halten. Am Col leider dicke Nebelsuppe und eiskalt aber wieder trocken und vor allem: kein Schnee juhu. Er reicht bis ca. 2600, vielleicht 2500 runter. Genau kann ich es nicht erkennen, aber mir genügt’s, dass ich mir die Querung über den Chambrettes-Gipfel abschminke. Ich wollte es nicht gleich am ersten Tag übertreiben und hinterher vielleicht bereuen. Der S1-Trail nach Ceillac ist genau das richtige um die Stimmung zu heben. Die Teerstraße kann man noch mal abkürzen. Im Ort ist sogar ein Espresso in der Sonne drin.

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Perfekter erster Tag, leichte Auffahrt, leichte Abfahrt, Richtung schönes Wetter. Ich miete mich im Hotel Cascade ein, weil es in Ceillac rappelvoll ist und hier die Quartiere mit Lager (Dortoir) die Oberhand haben. Ein bisschen Urlaub soll’s schon sein. Die Wirtin schaltet in der Hotelbar geistesgegenwärtig auf Tour de France um :daumen: Der Laden taugt, nur preislich etwas happig.

Ceillac im Abendlicht
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Tag 2 Pied du Mélezet – Fouillouse

Das Wetterprogramm läuft heute genau andersrum ab. Start bei strahlendem Himmel und Bodenfrost, im Ubaye-Tal warte ich unter jedem zweiten Baum einen Schauer ab. Spannende Frage ist, wie weit geht der Schnee wirklich runter, reichts für den Girardin? Es reicht.
Der Uphill durchs Skigebiet ist zäh, man kann kaum etwas fahren. Aber es lässt sich schnell Höhe gewinnen. Ab dem Lac Ste-Anne dann wieder Highlife, es hätte ruhig eine Spur einsamer sein dürfen. Auf dem Weiterweg zum Col kann man im Prinzip schieben, aber es ist teils an der Grenze dessen was noch sinnvoll ist. Ich hatte immer angenommen, in Richtung N sei der Pass noch besser, aber das würde ich relativieren. Von oben her wäre es erst sehr steil, dann bald viel zu flach. Mit Sicherheit ist es in meine Richtung leichter rauf zu kommen. Oben dann Ernüchterung, Richtung Italien alles zugezogen, man sieht schon den Regen fallen. Ich mache mich auf zum Gipfel und schaue einfach wie weit ich komme. Auf ca. 2800 kommt dann doch der Schnee ins Spiel, die Spur ist nur noch lückig frei. Ich lasse es gut sein und habe mein Minimalziel, den Fotospot, erreicht.

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Der Tag ist ja noch nicht zu Ende. Die Abfahrt ins Ubaye-Tal hats in sich, oft S3. Ich steige mehrfach ab, altes Vorsichtsprinzip als Solofahrer. Ich mach das schon so lange so, mich stört es nicht mehr groß. An der Verzweigung nehme ich den linken Pfad, weil ich eh in Maljasset einen Stopp einplane. Vom rechten Weg sieht man leider nur die ersten 50m, hierzu kann ich nix sagen. Das Gelände ist in beiden Fällen sauber steil.

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Von der Gîte in Fouillouse hatte ich ein recht gutes Bild, m.E. nicht ganz zurecht. Leider etwas verlottert der ganze Laden. Auf der Terrasse alles ziemlich dreckig, hier sitzt wohl das ganze Jahr niemand. Die große Gastfreundschaft, von der Transalbino schwärmt, konnte ich jetzt nicht erkennen. Auf die Frage nach den Wetteraussichten sagt die Wirtin: Ich brauche keinen Wetterbericht, ich sehe welches Wetter gerade ist. Also ich spreche ganz passabel die Landessprache, daran kann es nicht gelegen haben. Aber das Zimmer war OK, will nicht klagen. Zwar mit nächtlichem Mäusebesuch in der Zimmerdecke, aber sie haben wenigstens nicht geschnarcht :winken: Essen war auch gut, soweit fehlt es nicht, aber wie gesagt, rosiger ausgemalt.

Lage ist jedenfalls top
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Da konnte ich es verkraften, dass ich keine zwei Nächte in Folge buchen konnte, wie anfangs geplant. Hatte auf eine Tour mit Tagesgepäck über Colle Stroppia und Col Gypière mit Gipfeloption auf Tête de la Fréma spekuliert. Leider nichts daraus geworden, das hätte ein richtiges Schmankerl werden können. Die Rampe zum Colle Stroppia habe ich zur Sicherheit dokumentiert, falls ich wiederkomme.

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Schade, des bei dir in Fouillouse nicht geklappt hat. Bei uns war der Wirt (ist übrigens auch ein Deutscher, evt lag es daran :) ) echt hilfsbereit und hat sogar per Festnetz für uns im Rifugia Gardetta angerufen und die nächste Übernachtung klar gemacht. War lustig - weil die Italiener konnten nur italienisch und der Wirt nur französisch - ich hatte mir das im Grenzgebiet irgendwie multilingualer vorgestellt.
 
Würde mal vermuten mit Auge, Hirn und ästhetischem Verständnis :blah:
(Sorry, die Vorlage konnte ich nicht liegenlassen...)
Ich kann in seiner Frage keine „Vorlage“ erkennen. Würde mich nämlich auch interessieren und ich hab beruflich mit Fotografie zu tun. Dass Hirn oft weiterhilft, ist eine Binsenweisheit. Kein Grund, es extra zu betonen.
 
Servus zusammen,

freut mich dass die Region ihren Fanclub hat und der Bericht auf Interesse stößt.

Wirklich gute Aufnahmen, darf man fragen mit was Du photographierst?

Würde mich nämlich auch interessieren und ich hab beruflich mit Fotografie zu tun.

Na klar, aber ihr werdet gleich lachen. Mit einer 10 Jahre alten Canon G11. Ein Filteradapter mit Polfilter ist auch dabei. Einen Graufilter ND8 hat das Teil sogar integriert 8-)

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Kann immerhin RAW und hat ein lässiges Belichtungskorrekturrad auf der Schulter, das ich quasi bei jedem Foto nutze. Nur ISO100 darf man auf gar keinen Fall überschreiten, das ist auch fix eingestellt. Mir ist klar, dass man bei dem Packmaß heute eine DSLM vom Feinsten bekäme. Aber ich bin immer wieder aufs Neue überrascht, wie gut es geht. Solange man Low Light meidet, was bei so einer Tour kein Problem ist, reichts mir. Sonst habe ich eine Pentax K-5, aber beim biken war die noch nie dabei.

Aber jetzt kommts, das eigentliche Killerfeature der G11 ist der Selbstauslöser. Der ist frei programmierbar, z.B. mache nach 15 sek 5 Bilder. Man kann es bis 30 sec und 10 Bilder hochschrauben, und mit +- 40 sec Verzögerung kann man schon einiges erreichen, Beispiele dazu kommen hier noch :daumen: So picke ich mir immer das beste raus, weil bei 2/3 der Bilder sitze ich nicht fotogen auf dem Radl :ka:

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Die G1X hatte das auf jeden Fall auch noch, danach hab ich die Modellentwicklung nicht mehr verfolgt...
 
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