@Traufradler und alle anderen Interessierten.
KettenKlaus erklärt jetzt Bremsentechnik und Physik, sonst wird das hier nix mehr
Louise ist eine Scheibenbremse mit OFFENEM System
Nee, ist sie nicht gewesen, weil sie nirgends eine Ausgleichsbohrung hatte.
Extra wegen Euch, war ich an meiner Museumskiste und habe ein paar Fotos von meiner alten
Magura Louise Bj. 1998 gemacht.
Wer hier eine Ausgleichsbohrung findet, bekommt ne Kiste Bier von mir.
Die "Membran" im Ausgleichsbehälter ist und war eine Dichtscheibe, die, und das ist richtig, flexibel war und auch sein musste, damit das durch die Erwärmung bei Bremsorgien ausdehnende Öl etwas Platz hatte. Wäre das nicht so, würde die Bremse komlett zumachen.
Der Platz, den das warme Öl dazu benötigt, ist minimst, um mal die Verhältnisse zu beschreiben, wovon hier geredet wird.
Wer jemals diese Bremse gefahren hat, weiß, das das mehr oder weniger gut funktioniert hat. Wenn die Bremse nämlich richtig heiss gefahren war und man die Bremse gelöst hat, hat sie danach immer noch einen Moment etwas geschliffen ("gezingt") bis sich das Öl durch Abkühlung wieder etwas zusammengezogen hatte und der
Bremsbelag wieder in Nullstellungwar.
Du verwechselst "Offenes System" mit "automatischer Belagsnachstellung"
Nee, verwechsle ich nicht.
Ein geschlossenes System wie die gute, alte Louise, muss zwangsläufig mechanisch nachgestellt werden, da der Quadring niemals die Kraft aufbringen würde aus einem geschlossenem System Öl zu "saugen".
Wir erinnern uns. Bei dieser Bremse war der rechte Belag nicht öldruckbeaufschlagt. Vielmehr wurde die Bremscheibe durch den öldruckbeaufschlagten linken Kolben (Belag) gegen den rechten Belag gedrückt. Die Belagnachstellung war auf BEIDEN Seiten rein mechanisch realisiert. Auch links musste dazu kein Öl aus dem AGB nachfliessen (was ja auch physikalisch wegen des geschlossenen Systems gar nicht möglich war).

Das diese Art von Bremsentechnik nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist, hat dann auch
Magura gemerkt und die nachfolgenden
Bremsen auf
offene Systeme umgestellt und das ist bis heute auch Stand der Technik.
Beim offenen System ist der Ausgleichsbehälter durch eine kleine Bohrung an den Umgebungsdruck angekoppelt. Diese Bohrung sitzt im AGB in dem Bereich,
der mit Luft gefüllt ist. Die flexible Membran dichtet nun diesen Bereich im AGB gegen den ölbefüllten Teil und kann sich gleichzeitig etwas Richtung Ausgleichsbohrung bewegen, wenn das durch das
Bremsen erwärmte Öl etwas mehr Platz im System benötigt.
Andererseits kann sie sich etwas Richtung Bremszange bewegen, wenn das System durch den Belagverschleiss etwas mehr Öl zum Ausgleich benötigt. Wir reden aber in beiden Fällen von geringsten Auslenkungen der Membran !
Ein Unterdruck durch Belagverschleiss kann wegen der Ausgleichsbohrung niemals im System entstehen. Ebenso auch kein Überdruck bei sich durch Erwärmung ausdehnendem Öl.
Beim Bremsvorgang ist der komplette AGB mitsamt der Membran nicht druckbelastet, da der Weg vom Geberkolben versperrt wird. Der Hochdruck beim
Bremsen tritt nur an der Unterseite des Geberkolben, in der Bremsleitung und natürlich der Bremszange mit den Nehmerkolben auf !!
Wäre das nicht so, würde bei jedem Bremsvorgang munter das Öl aus der Ausgleichsbohrung spritzen

Wenn die Membran im AGB keinen Unterdruck erzeugen sollte, wie du und Robert Ammersee behaupten, dann könntet ihr die Befüllschraube gefahrlos ohne Lufteintrag öffnen und wieder schliessen.
Jo, das kannst Du auch gefahrlos tun,
solange der AGB der höchste Punkt im System ist. weil die Befüllschraube auf der "Ölseite" im AGB positioniert ist. Da wird keine Luft angesaugt, weil an der Membran durch die Ausgleichsbohrung Druckgleichgewicht herrscht.
Sollte das Bike auf dem Kopf stehen und der AGB dadurch der tiefste Punkt sein, kann es natürlich sein, das durch die Gewichtskraft (nicht durch Druckungleichgewicht !) etwas Öl austritt.
Der gute
@TvMatterhorn hatte das Bike ja
auf dem Kopf stehen, als er somit am höchsten Punkt des Systems die Befüllschraube geöffnet hat. Dadurch kann aber keine Luft in das System eingedrungen ("angesaugt" worden) sein, weil, und das ist der Denkfehler von
@Traufradler, zwischen Befüllöffnung oben und Ausgleichsbohrung AGB unten Druckgleichgewicht herrscht (ok, für die ganz Genauen von Euch: unten am AGB ist sogar ein etwas höherer Ortshöhendruck als oben an der Befüllöffnung).
Blöd wäre es allerdings gewesen, hätte er die Befüllschraube bei
stehendem Bike geöffnet. Wie bereits zuvor beschrieben, wäre dann tatsächlich durch den mechanischen Druck des Öls und wegen der Ausgleichsbohrung im AGB etwas Öl aus- und Luft in das System eingetreten.
Deshalb auch beim Entlüften der Bremsanlage die Bremszange immer höher als den AGB halten, bevor die Ölspritze abgedreht wird. Es tritt dann nur, wenn überhaupt, minimst Öl aus, was aber egal ist, weil die Befüllschraube beim eindrehen sowieso noch etwas Öl verdrängt und nach aussen drückt.
Also Entlüften. Aber nicht vergessen, die Kolben vorher zurück zu drücken, sonst ist das System überfüllt!
Das ist der Punkt, in dem wir uns einig sind, weil die Luft schon vor der ganzen Aktion im System war, aber never ever "angesaugt" werden konnte.
PS: Ich habe bewußt versucht das Ganze etwas "plastisch" auch für technisch weniger Versierte darzustellen. Falls das nicht gelungen ist, darf nachgefragt werden.
PPS: Hier noch ein
Link zu SRAM wo sie ganz anschaulich die Funktionsweise der Scheibenbremse und den Unterschied zwischen offenen und geschlossenen Systemen erklären.