Um die Einschränkung geht es ja gar nicht?
Mit einem festen Steuersatz hat es ja nichts zu tun. Der würde einfach nur mehr Reibung induzieren, hier geht es explizit um die Gegenkraft, zusätzliche Reibung sollte es nicht geben.
Dass du freihändig fahren kannst, liegt daran, dass es an Fahrrädern einen Nachlauf gibt, also die Distanz zwischen dem Radaufstandspunkt und dem Punkt, wo die Lenkachse den Boden (virtuell) durchstößt. Man kann das auch als Castor-Länge bezeichnen – Castor-Räder gibt's z. B. am Einkaufswagen. Das ist derselbe Effekt: Wenn du anfängst zu schieben, richten sich diese in Fahrtrichtung aus. Ohne Castor-Räder könnte man den Wagen kaum schieben, da sich die Räder ständig drehen und quer stellen würden.
Durch die Reibung auf dem Boden gibt es eine Kraft, die über den Nachlauf ein stabilisierendes Moment um die Lenkachse induziert. (Sehr grob beschrieben jetzt).
Der im Artikel angesprochene „Wheel Flop“ macht aber das Gegenteil. Es ist, wenn man so will, ein instabiles Gleichgewicht. Wie, wenn man eine Murmel auf einen Hügel legt. Die liegt scheinbar stabil, aber man sie anstubst, rollt sie bis runter. So ist es auch mit dem Lenker – der klappt, wenn man ihn lässt, sofort um 90° ein. Deshalb kannst du erst ab einer gewissen Geschwindigkeit freihändig fahren, da dann das durch den Nachlauf erzeugte Moment stark genug wird, um dem Wheel Flop (gemeinsam mit deinen leichten Impulsen) entgegenzuwirken.
Das Kippeln, das du unter der Minimal-Geschwindigkeit beim freihändigen Fahren merkst, ist das angesprochene Kippeln. Und das hat jedes Fahrrad, auch ein Spectral 125. Aber je flacher der Lenkwinkel, desto stärker. Bei Downhill-Bikes ist es sehr, sehr krass.
Ich hab den Beitrag vergessen zu zitieren. Aber das Vibrieren der Lenkung beim Motorrad bei hoher Geschwindigkeit kommt, denke ich, auch daher. Wenn man so schnell fährt, ist das Rückstellmoment durch den Nachlauf extrem hoch – so hoch, dass das Rad quasi überschwingt und zur anderen Seite ausschlägt. Da wird es dann wieder Richtung Mitte gedrückt, überschwingt etc. pp. Wie eine Masse, die zwischen zwei Federn hängt. Die ist statisch stabil und hängt ruhig in der Mitte. Dynamisch schwingt sie aber unglaublich stark aus. Das verhindert die Dämpfung, indem sie hohe Geschwindigkeiten rausfiltert.
Man kann das sicherlich auch auf dem MTB erfahren, indem man halt mal eine steile Straße freihändig runterrollt und dem Lenkerende mal einen Stupser gibt. Das wird dann auch ausschlagen wie verrückt und im nächsten Moment liegt man im Graben. Also besser nicht machen.
@Arne
Ich war beim Pressecamp nicht dabei und habe nur die Presse-Unterlagen gelesen und mich mit Arne drüber ausgetauscht. Aber irgendwie geht das doch an der Sache vorbei, ich glaube auch eher nicht, dass man ein System braucht, das einem hilft, geradeaus zu fahren. In den Unterlagen geht es stattdessen viel um die Lenkgeometrie und deren Auswirkung, den Wheel Flop etc. Robuste Reifen bringen dabei nichts und Gravel Bikes sind davon auch wesentlich weniger betroffen, da sie ja einen steileren Lenkwinkel haben.
Ich seh schon die Pro- und Contra-Punkte und finde die ganzen Eindrücke super interessant (ich bin es ja nicht selbst gefahren). Aber das liest sich für mich so, als hätte da jemand den technischen Hintergrund nicht durchblickt.