Der alleinige Zweck von ABS und KIS ist es, die Anforderungen an die Fähigkeiten des Fahrers, d.h. an sein Fahrvermögen, zu senken, indem essenzielle Aufgaben, die vorher dem oder der Fahrerin übertragen wurden, nun durch technische Systeme übernommen werden.
Man könnte nun einwenden, eine Dropperpost sei ja auch ein technisches System, dass dem Fahrer die Aufgabe abnimmt, die Sattelklemme zu lösen. Ich würde aber sagen, eine Dropperpost ist eben ein anderer Weg, um den Sattel zu versenken. Den Vorgang des Absenkens muss der Fahrer immer noch selbst auslösen. ABS z.B. ist dagegen nicht einfach ein anderer Weg, um zu bremsen. Stattdessen wird die essenzielle Aufgabe, die Bremskraft per Fingerdruck gefühlvoll an die Umstände anzupassen, komplett von einem Rechner übernommen.
Bei KIS sind es keine Chips, sondern die Regeln der Mechanik, welche die Mikroanpassungen des Fahrers an die Lenkung anscheinend zumindest teilweise überflüssig machen. Auch hier wird also dem Fahrer eine Aufgabe abgenommen, eine Fähigkeit abgestumpft, oder wird bei neuen Fahrern vlt nie angefragt.
Man könnte ins Feld führen, dass Rahmengeometrien ebenfalls eine Art mechanischer Helfer sind. Durch ein Steinfeld zu rumpeln sei mit einem long low slack Bike ja einfacher als mit einer Cross Country Rakete von anno domini 1999. Die Sache ist aber, dass man zum biken halt einen Rahmen braucht, und die Rohre des Rahmen müssen halt nun einmal auf sinnvolle Weise zusammengesteckt werden. Ob man nun eine progressive oder konservative Geometrie wählt, verursacht keinen zusätzlichen Aufwand wie etwa die Integration von KIS oder ABS.
Ich denke, der Grund, warum viele im Forum zurecht auf diese Innovationen allergisch reagieren, liegt in der Bevormundung, die KIS, ABS usw. zugrunde liegt. Biken ist für viele wohl v.a. eine Freizeitbeschäftigung, d.h. die Freude liegt in der Ausführung selbst. Wenn einem das Ausführen der Tätigkeit in so unmittelbarer Weise durch die Assistenzsysteme abgenommen wird, warum dann noch biken (sehr überspitzt ausgedrückt).
Bestimmt haben viele Leute auch Angst, dass der Sport verwässert wird und die Ausgangsbasis fürs radlfahren plötzlich ungleich wird, weil manche auf die Hilfe von Assistenzsystemen vertrauen und andere nicht, analog zur E-Bike Debatte Meinungsschlacht.
Ich denke, dass diese Angst Fehl am Platz ist, weil man sich mit diesen Befürchtungen zu sehr darauf konzentriert, was andere Biker machen. Was ein Mensch mit und auf seinem Bike macht, ist allein seine Sache, solange er keine Gesetze bricht.