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Mountainbiker24.04.2008 | 15:52
Biker-Rampen verärgern Waldbesitzer
Der Wald ist ein Ort der Erholung â auch für Kinder und Jugendliche. Im Deister stöÃt allerdings der nicht genehmigte Bau einer Mountainbike-Bahn, die von Jugendlichen aus dem gesamten norddeutschen Raum genutzt wird, auf den Unmut der örtlichen Forstgenossen.
Illegale Bauwerke: Auf dem Waldgelände seiner Forstgenossenschaft entdeckt Friedrich Noltemeyer immer wieder Sprungschanzen für Mountainbiker. Foto:
Junge Menschen sollen raus in die Natur, anstatt viele Stunden am Tag in virtuellen Welten am Bildschirm zu verbringen. So sehen es viele, zunehmend besorgte Erwachsene â und diese Meinung teilt auch Friedrich Noltemeyer, Vorsitzender der Wennigsen-Argestorfer Forstgenossenschaft. âSolange die Jugendlichen mit ihren Rädern auf den befestigten Waldwegen bleiben, hat niemand etwas gegen ihre Aktivitäten". Was sich allerdings in dem Waldgebiet des Norddeisters abspielt, bringt den nachsichtigen Forstmann an seine Toleranzgrenze und stöÃt bei vielen Waldbesitzern und Naturliebhabern auf Unverständnis.
Trainingsmöglichkeiten sind rar
Der Deister gehört in Niedersachsen neben dem Solling und dem Harz zu den beliebtesten Zielen für Geländeradfahrer. Doch für die Extremsportler unter ihnen sind die Trainingsmöglichkeiten in der Region rar, das weià auch Bijan Roushanian, Kassenwart des Vereins âTeam Black Elite" aus Wettbergen. Richtig fahren heiÃt für ihn über Wurzeln und Steine kurven und meterweit fliegen. Um seine Disziplin, das Down-Hill-Fahren ausüben zu können, besucht der 24-Jährige die nächstgelegensten Bike-Parks im Harz.
Die normalen Waldwege des Deisters genügen den Ansprüchen der Extremsportler in der Regel nicht, doch nicht alle Fahrer weichen deshalb auf die entfernter gelegenen, offiziellen Strecken wie im Harz aus. Stattdessen errichten sie abseits der Waldwege Pisten mit waghalsig anmutenden Schanzen und Rampen aus Holz, Erde und Steinen. Die Existenz dieser Hindernisse spricht sich in der Biker-Szene schnell herum, vor allem über das Internet, weià Forstmann Noltemeyer, der das Geschehen seit Jahren verfolgt. An den Wochenenden zieht es dann groÃe Gruppen von Mountainbikern in den Deister. âSie kommen von überall her", berichtet Noltemeyer, âsogar aus Hamburg. Nur wenige Nutzer stammen dagegen aus der Region.
Bei Fremdnutzung klare Regeln schaffen
In den sonst so beschaulichen Wald bringen die Treffen viel Unruhe, Tiere und Pflanzen werden gestört und beschädigt, zum Ãrger der örtlichen Forstgenossen, an die sogar schon Regressansprüche der Jägerschaft gerichtet wurden.
Auch unter den Bikern sind die nicht genehmigten Bauwerke umstritten. Während deren Bauherren in der Regel in keiner Vereinsliste auszumachen sind, haben sich viele vereinsmäÃig organisierte Biker von den Vorfällen distanziert. Diese seien sich der Bedeutung von Haftungs- und Sicherheitsfragen wie auch der Umweltproblematik sehr wohl bewusst, sagt Noltemeyer, der stets den Kontakt zu den Jugendlichen gepflegt hat.
Waldbesitzer, die eine Fremdnutzung, wie die des Mountainbike-Fahrens zulassen möchten, tun gut daran, eine offizielle Regelung, z.B. durch einen Gestattungsvertrag zu vereinbaren. Diese Ansicht vertrat Norbert Leben, Vorsitzender des Waldbesitzerverbandes Hannover, gegenüber der LAND & FORST. Was Haftungsfragen und die Verkehrssicherungspflicht anbelange, so gingen die sogenannten waldtypischen Gefahren zwar stets zu Lasten des Besuchers. Zu beachten seien aber mögliche Naturschutzrechte, die auf der Fläche liegen könnten.
Die Konflikte zwischen den Waldbesitzern und den Mountainbikefahrern im Deister wurden in den vergangenen Jahren mehrmals beigelegt, indem mal die Waldbesitzer selbst, mal auch die verantwortlichen Jugendlichen die Hindernisse nach längeren Debatten wieder zurückbauten.
Doch die Ruhe bis zur Entstehung neuer Rampen und Schanzen währte nie lange. Erst kürzlich mussten die Waldbesitzer aus dem Dei-ster selbst wieder zu Spitzhacke und Schaufel greifen, nachdem eine Prüfkommission den Abbau der Holzgestelle, Erd- und Steinhügel in dem nach PEFC-Richtlinien zertifizierten Wald angemahnt hatte.
Nach Rückbau kehrt Ruhe ein
Besonders ärgerlich diesmal: Die Forstgenossen hatten sogar einen Diebstahl zu beklagen. Zum Bau ihrer Rampen entwendeten die Mountainbiker Material, das der Forstgenossenschaft Wennigsen-Argestorf gehörte und am Unteren Deisterstollen lagerte, woraufhin die Waldbesitzer Strafanzeige gegenüber Unbekannt erstatteten.
Vorerst herrscht wieder Stille im Deister-Forst â die Waldbesitzer hoffen, das Problem nun ein für allemal aus der Welt geschafft zu haben. Und falls nicht, sind sie entschlossen, die Kosten für neuerliche Abräumarbeiten den Verantwortlichen â sofern diese auszumachen sind â in Rechnung zu stellen.
Heidrun Mitze