The Snake - von La Palma zum Gardasee

denkt mal dran, mit welcher geschwindigkeit der stuntzi euren muell downloaden muss!
9.6kbaud sind kein witz. da war euer altes modem schon eine rakete dagegen!!!!
 
@King-of-LA

ja ist richtig.
In F nur über WiFi, daher nur sporadisch.
Ab CH (und auch I) hat er wieder eine funktionierende SIM-Card.

Ray
 
15.07. 11:00 Alpe d'Huez, l'Alpettes, 2050m

Womit beginnt man einen Tag am besten? Klar... 800hm Singletrail von Les Deux Alpes nach Venosc. Den fahr ich jetzt zum dritten mal und schraube meine Zeit auf neuneinhalb Minuten hinunter. Keine Fotos aber viel Action :-).

Dann sprinte ich hinaus ins Tal der Romanche und diesmal auf der flachen Hauptstrasse nach Allemont. Mit einem Durchschnitt von 35 km/h kann man zum einen prima Rennradler versägen, zum anderen erreiche ich grad eben so den 10-Uhr-Shuttlebus. Hab mir gedacht, ich gönn mir statt der Straßenauffahrt nach Vaujany nochmal ein kleines Seilbähnchen und einen netten Downhill. Höhenmeter spart das zwar nicht besonders viele, aber dafür gibt's...


.. einen wunderbaren Platz für ein zweites Frühstück.
 
15.07. 12:30 Col de Sabot, 2050m

Die Abfahrt von l'Alpettes hinunter nach Vaujany verläuft leider nicht wie erhofft auf einem geshapeten Singletrail sondern mehr oder weniger auf Forst- und Skipiste. Sei's drum, ist trotzdem besser als unten auf der Straße. Außerdem hab ich hier einen guten Blick auf den nächsten Pass:


Blick zum Col de Sabot (rechts hinten).

Vom Talboden aus zieht sich ein schmales Teerband knapp 700hm hinauf zum Col. Endlich Schluss mit Seilbahnen und wieder selber fahren!


Blick vom Col du Sabot zum Mont Blanc.

Im Col dann ein unerwartet schöner Ausblick, der Mont Blanc scheint zum greifen nah. Vielleicht sollte ich ihn doch ein bisserl umrunden und nicht einfach dran vorbei düsen, trotz Wiederholung? Na mal sehen, werd noch ein bisserl drüber grübeln.
 
15.07. 13:30 Lac de Grand Maison, 1700m

Es ist immer das gleiche: kaum ist man raus aus den vergondelten Freeride-Gebieten, wird die Gegend traumhaft und die Trails knifflig. Und das Abenteuer-Feeling bezüglich kleiner Mensch allein in den großen Bergen kehrt mit einem Schlag zurück. Hier also die 300hm S2-S3 Singletrail vom Col Sabot hinunter zum Lac de Grand Maison an der Passstraße zu den bekannten Cols Glandon und Croix de Fer.















Sauba sog i. Die armen Rennradler müssen unten auf der Straße lang und haben keine Ahnung, was sie hier oben verpassen. Na dann gesell ich mich mal für das letzte halbe Stündchen rauf zum croix de fer zu ihnen und überhol sie zum Spaß noch ein bißchen :-).
 
15.07. 14:15 Col de la Croix de Fer, 2067m


Das letzte Rennradler-Hindernis auf dem Weg zum Croix de Fer. Danach hab ich freie Bahn bis oben.


Auflauf und Warteschlange am Pass, jeder will mal mit dem Schild aufs Bild.


Ich bevorzuge meine Art von Fotos.

Zu viele Autos? Naja, das muss man so sehen: Gäbe es keine Autos, dann hätten wir keine solch traumhaften Passstraßen wie den Croix de Fer. Und für mich ist hier ja noch nicht Schluss. Während die Rennradfraktion sich schon wieder zu Tal stürzt, werde ich nachher noch gemütliche 500hm zum Refuge de l'Etendard hinauf kurbeln. Hoffe dort gibt's ein Platzerl zum Übernachten.

Wie weit es morgen dann noch höher geht, muss man abwarten. Die letzten Tage hats dort oben sicher jede Menge geschneit, der Gletscher und der 2900er-Pass Col de la Cime de Valette könnten ein bisserl schwierig werden. Egal, ich fahr trotzdem mal rauf.
 
15.07. 17:30 Refuge de l´Etendard, 2430m

Von wegen gemütlicher Anstieg zur Hütte... die mörderische Piste hat kaum Passagen unter 16%, eigentlich geht's mehr in richtung 20%. Das Panorama entschädigt für die Mühen, der Hauptkamm der Alpen vom Mont Blanc bis zur Grande Casse (und noch ein paar Hügel deren Namen mir grad nicht einfallen) präsentiert sich von seiner besten Seite.


Gemein steiler Anstieg vom Croix de Fer zum Refuge.


Macht nix, Zorro ist heut gut drauf und freut sich, daß er die Seilbahnen fürs erste los ist.


Fast geschafft, hinten am See liegt die Hütte.


Refuge de l'Entendard, im Hintergrund die Aiguilles de l'Argentiere.

Im gemütlichen Hüttchen angekommen beziehe ich mein Zimmer und genieße nach einer Dusche die Aussicht auf der Terasse bei einem cafe au lait. Übernachtung mit Futter gibt's für schlappe 36E, damit lohnen sich das erste mal auf dieser Tour die geschätzten 1.5g Gewicht des Alpenvereinsausweises :-).

Hier scheints auch ein paar Alpinisten her verschlagen zu haben, jedenfalls werd ich gefragt, ob ich morgen gern um vier Uhr morgens aufstehen würde. Die gehen alle auf den Pic de l'Etendard (3464m). Etwa die Hälfte des Wegs zu meinem Col Valette muss ich auch dort hin, vielleicht sack ich den Gipfel gleich mit ein? Allerdings hats da wohl ein bisserl viel Schnee und (zahmen) Gletscher unterwegs, mit Bikeschuhen nicht so ganz das ware. Erst recht nicht mit meinen zerfretzelten Dingern, die nur noch recht schlabbrig an den Füßen halten. Ich sollte mich wohl lieber freuen, wenn ich's überhaupt bis auf's Joch schaffe. Glaube dieser Übergang ist eher was für den August.

Na mal sehen, erst mal hab ich einen Bärenhunger. Noch vierzig Minuten bis zum Essen... grmbls...
 
15.07. 20:30 Refuge de l´Etendard, 2430m


Abendszene vor dem Refuge

Nach einer leckeren Mahlzeit und mit vollem Bauch bleibt mir nix zu tun, als nochmal über die letzten Freeride-Tage in Les Deux Alpes und Alpe d'Huez nachzudenken. Ich bin nun wirklich kein leichter Brocken und teilweise recht heftig über die Felsen geschreddert. Ein paar Sprünge mit übel harten Landungen waren auch dabei, wohl weil ich sowas eigentlich gar nicht kann.

Der langen Rede kurzer Sinn, mein Rohloff-Hinterrad hat bisher nicht den allerkleinsten Achter, geschweige denn eine gebrochene Speiche. Und das seit ich das Schätzchen vor sieben Wochen in Almeria am Beginn von Andalusien eingebaut hab. So viel Glück hatte ich mit meinen bisherigen Laufrädern nicht, ab und zu nachzentrieren oder mal eine Speiche tauschen war immer nötig. Scheinbar ist das Rohloff-Teil nicht nur schwerer sondern dafür auch wesentlich stabiler. Glaub ich hab mal irgendwo gelesen, daß das an der gleichmässigen Speichenspannung auf beiden Seiten liegt. Sind normale Laufräder denn anders eingespeicht? Vielleicht sollte ich mich mal ein bisserl mehr mit der Technik beschäftigen, wenn ich schon mit so einem netten Teil rumfahre. Bei einer Kettenschaltung sieht man ja sofort wie's geht, aber die Coladose ist leider nicht durchsichtig. Hat jemand vielleicht eine Explosionszeichnung des Getriebes? Oder ist das ein Rohloff-Betriebsgeheimnis... :-)

Apropos durchsichtig... das währe doch mal extrem cool. Eine Rohloff mit Klarsichtgehäuse am Bike. Gegen sich drehende Zahnrädchen kann keine noch so tolle Lackierung anstinken!

Ansonsten fänd ich auch noch eine Schaltsteuerung mit kleinem Servomotor toll statt der beiden langen und schweren Züge und dem Drehschalter. Bedienung erfolgt dann per Funk mittels beliebig zu platzierenden Minitastern. Ich hätte die zum Bleistift gern oben auf den Hörnchen drauf. Den nötigen Strom für den Motorakku könnte die Rohloff dann gleich selbst mit einem integrierten kleinen Nabendynamo erzeugen. Klarerweise noch mit Ladeanschluss für meinen Schnickschnack, sofern grad Energie übrig ist, zb beim rollen. Das würde außerdem Bremsbeläge sparen :-).

Oder wie wärs mit einer Rohloff mit nur fünf Gängen, halb so groß und ein drittel so schwer. Das ganze in Kombination mit diesem neuen und supergeheimen Hammerschmid(?)-Getriebe fürs Kettenblatt. Das würde das "Problem" der ungefederten Masse relativieren, wobei mir eigentlich noch nix wirklich negatives aufgefallen ist.

Ok, vielleicht hatte ich auch ein paar Bierchen zu viel und sollte jetzt besser aufhören zu quatschen...
 
15.07. 22:00 Refuge de l´Etendard, 2430m


Mondaufgang vor dem Refuge.

Je später der Abend, desto wilder die Ideen. Hab mir grade gedacht, daß ich den Mont Blanc ja auch links anstatt rechts liegen lassen könnte. Dann folgt logischerweise eine Umrundung des Gran Paradiso, die gabs auch noch nicht als Live-Report. Dabei stellt sich jedoch das jedem Westalpenkenner bekannte Problem der Grenzüberschreitung nach Italien and adäquater Stelle. Zwischen den Strassenpässen Petit St Bernard im Norden und dem Col de Mont Cenis im Süden sind die Berge einfach verdammt steil und bikerfeindlich.

Über den Col du Carro (N45.43031, E7.12505) wurde ja schon einiges geschrieben, darunter nicht viel gutes. Ich fürchte, in der Gegenrichtung von West nach Ost ist der Spaß auch nicht besonders groß.

Weiter nördlich, dicht bei Val d'Isere, ist mir noch der Col de la Galise (N45.46114, E7.09869) ins Auge gesprungen. Darüber hab ich biketechnisch noch rein gar nichts gehört, aber von der Linie zum Paradiso wäre dieser Übergang unschlagbar. Er hat natürlich das Problem, daß die Westseite im Vanoise Nationalpark liegt, mit den grauenvollsten Parkrangern überhaupt auf diesem Planeten. Man hört da ja immer wieder Horrorstories von horrenden Strafen für Bikeverbotsübertreter. Wobei... der Uphill von der Iseran-Straße aus ist sowieso kein Stück fahrbar (ich kenne das Tal im Winter als Freeride-Skiabfahrt). Wenn ich mir das Bike also direkt ab Straße auf den Rucksack binde, kann es doch keine rechtliche Handhabe für irgendwelche bescheuerten Repressalien geben?! An der Passhöhe ist ja schließlich die Grenze nach Bella Italia und alle Probleme mit übereifrigen französischen Parkzerschützern wären Geschichte.

Der Col de la Galise macht mich irgendwie an. Findet jemand von euch vielleicht was darüber raus? Alles ausser Klettersteig ist gekauft, und selbst das sollte mit korrekter Speckiverwurstelung auf dem Rucksack in Grenzen über kurze Stücke möglich sein.

Alternativ könnte ich mich auch weiter südlich über den Col du Frejus und Bardonechia nach Italien durchschlagen und dann nördlich des Susa-Tal auf mir völlig unbekannten Routen zum Paradiso hinaufziehen. Glaube Serachjoe hat das was im Programm, GTA-irgendwas von Susa nach Zermatt oder so ähnlich.

Den Theodulpass muss ich allerdings nicht schon wieder haben, das heisst nach der Paradiso-Geschichte gibt's ein kleines Problem. Fenetre de Durand von Süden machtg mich nicht so an (ich heiß ja nicht rayc), also bliebe eigentlich nur der Große Sankt Bernard in die Schweiz. Könnte schlimmer kommen, da gibt's einen Postbus :-).

Oder ich bleib doch beim Originalplan und ziehe einen großen Bogen nördlich bis fast zum Genfer See: Les Gets, Morzine, Avoriaz, langweilen werd ich mich da bestimmt auch nicht...
 
....Fenetre de Durand von Süden machtg mich nicht so an (ich heiß ja nicht rayc)...

Hey, was soll das heißen :confused:

Bei Fenetre de Durand klingelt es bei mir nicht, muss erst suchen wo das ist.
Ich geh aber lieber erst biken, bevor der Regen aus den Norden hier ankommt...

Wieviele Biere hast du eiogentlich jetzt intus?

Ray

P.S: Jepp, du hast recht die Speichenspannung und Länge variert bei einen normalen Hinterrad.
 
Fenetre de Durand
siehe http://www.mtb-news.de/forum/showthread.php?t=264189

Der passt nicht zu meinem AlpenX, ich nehme lieber den Ferret.
(Strecke steht jetzt, bin deinen Rat gefolgt, endet in Ventimiglia (610 km und 22500 Hm))

@stuntzi dir empfehle ich ernsthaft den Col de la Croix du Bonhomme in S-N-Richtung für die Westumfahrung des Monte Blanco
Aber bitte vorher neue Schuhe mitnehmen :D

Ray
 
Hoi stuntzi,

die Explosionszeichnung auf der HP ist nicht so hübsch, deswegen hab ich mal das hier als Futter für deine nächtlichen Grübeleien rausgesucht:


618px-Speed1c.png

784px-Speedhub-schnitt.jpg

180px-Striptease.jpg



Gruß,

Spoil
 
Zuletzt bearbeitet:
was ist denn gegen den fenêtre de durand zu sagen? - außer dass du ihn schon kennst - das war doch nen toller trail da runter...

btw: rasieren wär mal wieder angesagt würdich sagen ;)
 
Klarerweise noch mit Ladeanschluss für meinen Schnickschnack, sofern grad Energie übrig ist, zb beim rollen. Das würde außerdem Bremsbeläge sparen :-).
aloha
ct hat ein interaktive Multimediafahrrad gebaut

http://www.heise.de/ct/tv/artikel/110284
zitat:
Als mobiles Büro und Unterhaltungscenter dient der Pocket Loox N560 von Fujitsu-Siemens

Ein PDA braucht Energie, und damit die bei längeren Touren nicht zur Neige geht, statten wir das Rad noch mit einer Energiezentrale aus. Diese besteht aus einer in der c’t Ausgabe 23/07 im Artikel „Strom auf'm Fahrrad, Mit dem Nabendynamo Akkus aufladen“ auf Seite 190 vorgestellten Schaltung, die den Nabendynamo nutzt, um den PDA-Akku zu laden. Zusätzlich besitzt die Energiezentrale noch vier Pufferakkus. Die vom System auf der Fahrt gelieferte Energie reicht nicht nur aus, den im Navigationsmodus arbeitenden PDA mit eingeschalteter Displaybeleuchtung zu versorgen. Nein, es bleibt sogar noch so viel Power übrig, um auch den PDA-Akku zu laden. Zusätzlich bringt das System auch noch einen Mini-USB-Stecker (5 Volt) mit, über den sich beispielsweise ein Handy oder ein MP3-Player laden lassen.
zitat ende
das ganze wird grad hier versteigert...
http://www.hood.de/0032556043.htm

vielleicht kannste da ein wenig raus ziehen, alles gute weiterhin
 
16.07. 09:25 Glacier de St Sorlin, 2800m

Nach leckerem Abendessen und ebensolchem Frühstück schwing ich mich auf Specki und mach mich auf die Stollen in Richtung Gletscher. Der Track dem ich folge, quert nur die untersten Regionen und schwenkt dann nach links hinüber in ein Col zum Downhill. Das sollte doch zu machen sein.


Moränensee am Refuge l'Etendard.


Der Gletscher rückt unaufhaltsam näher.


Specki lernt nach den Altschneefeldern der Pyrenäen heute das ewige Eis kennen. Im Hintergrund schemenhaft der Mont Blanc.


Der Pic de l'Etendard zieht mich irgendwie magisch an, ich kann mich nicht wehren :-).

Der Gletscher fährt sich wunderbar, ich scheine genau die richtige Zeit erwischt zu haben. Der oberste Zentimeter ist aufgeweicht für guten Grip, unten drunter dann eisig und hart. Und bevor sich jetzt wieder irgendjemand Sorgen macht, sowohl Hüttenwirt als auch ein Bergführer haben mir gestern abend versichert, daß es hier schon seit vielen Jahren keinen nennenswerten Spalten mehr gibt. Also kann ich das ungewohnte Biketerrain mit Traumpanorama unbeschwert genießen.

Bin schon seit einiger Zeit von meiner geplanten Route abgewichen und steure direkt auf den Gipfel zu. Die letzten Meter sehen zwar recht steil aus, aber bis dorthin müsste ich's zumindest irgendwie schaffen, auch ohne Steigeisen und Eispickel. Die Alpinisten auf der Hütte sind ja alle schon seit heut morgen um 4 unterwegs und man sieht sie oben am Gipfelhang rumwurschteln. Ich hab mich erst kurz nach acht von der Hütte aufgemacht. Musste ja auf die Sonne warten, bis der Gletscher weich genug für Specki's Dieselfüße ist.

Wie auch immer, ich probiers einfach mal in meinen ausgelatschten Bikeschuhen. Mehr als runterrutschen kann man nicht, und das ist bei diesem Gelände zwar ärgerlich aber völlig ungefährlich. Also los... aufi aufn Berg!


Specki, sei brav und lauf nicht weg. Ich beeil mich auch :-).

Btw, ganz so flach wie auf dem Bild ist der Pic dann leider auch wieder nicht. An radfahren ist jedenfalls ab hier nicht mehr zu denken. So siehts eben aus, wenn die Kamera auf dem Boden steht.
 
16.07. 11:00 Pic de l'Etendard, 3464m

Die ersten dreihundert Höhenmeter nehm ich im Sprint. Gibt keine nennenswerten Probleme, der Schnee ist gut aufgefirnt.


Alpiner Gegenverkehr.


Statt Steigeisen gibts Bikeschuhe und statt Pickel eben stahlharte Finger :-).


Das letzte Stück zum Gipfel wird dann zusehends steiler. Ab und an muss ich die Bikeschuhe schon mal mit Gewalt in den Schnee hauen, damit sie halten.


Kurze, unschwierige Gratkletterei um ein glattes Stück im Gletscher zu umgehen.


Die letzten Meter auf ausgesetzem Grat zum Gipfel... Zorro schwebt über den Dingen und ist happy :-).


Berg heil!

Geschafft! Um halb elf steh ich auf dem 3464m hohen Gipfel des Pic de l'Etendard. Dafür dass ich bis gestern noch überhaupt nichts von diesem Berg wusste, ist die Aussicht phänomenal. Ok zugegeben, vom Standpunkt eines Bergsteigers aus gesehen ist diese Spitze hier ein einfacher Vormittagshatscher ohne technische Probleme. Aber die unpassende Bikerausrüstung macht die Geschichte irgendwie trotzdem spannend. Ausserdem steh ich gerne oben und gucke ins Tal, das ist einfach ein tolles Gefühl. Also dann... Gipfelbrotzeit!
 
16.07. 12:05 Col de la Cime de Valette, 2840m

Der Abstieg über Schnee gestaltet sich erfahrungsgemäß wesentlich flotter als der Aufstieg, auch ohne Skier...


Sprung vom Grat in den Steilhang. Auf die Plätze, fertig...


.. yippieh!

Was bergauf eine Stunde verschlang, wird bergab in wenigen Minuten vernichtet. Teilweise kann man auf den Bikeschuhen wie mir Skiern durch den Firn gleiten, wenns zu flach wird muss man halt rennen. Schnell ist beides...


Specki hat unten auf dem Gletscher brav auf mich gewartet und freut sich schon aufs runterfahren...


Obi geht's... mit viel Spaß!

Scheinbar war's dann doch ein bisserl zu viel Spaß, jedenfalls steh ich plötzlich wieder unten auf der Moräne anstatt beizeiten rechts rüber zu meinem geplanten Passübergang gequert zu haben. Diese drei Minuten Unachtsamkeit büße ich mit einer dreiviertel Stunde mühsamster Schlepperei über üblen Moränenschutt. Was solls, die Abfahrt war trotzdem geil.


Endlich geschafft, der letze Meter hinauf zum Col de la Cime de Valette. Ab jetzt geht's bergab, hoffe ich zumindest.
 
16.07. 19:00 Les Deux Alpes

Ein Weg hinunter vom Col de la Cime de Valette ist zwar nur sporadisch auszumachen, aber der kleinschottrige Abhang fährt sich wunderschön. Ein ganz neues Gefühl, sich seine eigene Line bei der Abfahrt suchen zu können.











Später dann weiter weglos durch wunderschöne Enzianwiesen, Specki genießt. Ich dagegen bin etwas verwundert darüber, was bei den Franzosen so als Biketour durchgeht. Aber ich befinde mich mehr oder weniger genau auf einem Track der "Transmaurienne" von utagawavtt.com. Sei's drum, die 600 Höhenmeter bis hinunter zum...


..Col Valette...

sind zwar weglos aber auch problemlos auf S2-Niveau fahrbar. Menschen gibt's in dieser verlassenen Einöde keine, meine einzigen Begleiter sind mal wieder riesige Greifvögel. Die Adler des Haute Savoie?

Im Col Valette zweigt der Track weiter weglos über sumpfige Schafwiesen links bergauf ab. Kann das noch stimmen? Weglos bergab lass ich mir ja noch eingehen, solang die Geschichte mit Spaß zu fahren ist. Aber bergauf?! Ohne mich.

Statt dessen folge ich einem Schild nach rechts, dort geht's angeblich nach "Besse". Das ist zwar nicht so ganz meine Richtung, ich würde dadurch wieder nach Süden ins Tal der Romanche abdriften. Aber hier runter gibt's wenigstens einen Weg, der zudem auch noch verdammt gut aussieht. Also was solls, wagen wir ein Experiment.


Trail hinab ins unbekannte und gottverlassene Val Zorro. Es hat bestimmt auch einen anderen Namen, aber Val Zorro gefällt mir irgendwie besser :-).


Knackig aber fahrbar, immer am Rand einer steilen Schlucht talwärts.


Lustig glänzende schräge Felsen und Wasserfälle begleiten mich auf dem Weg ins Ungewisse.


Blick talauswärts, ob ich wohl irgendwo ankommen werde?


Noch ist der Weg über dem Canyon leidlich fahrbar, allerdings mit ein paar gemeinen Gegenanstiegen versehen.


Grmbls... diese verdammten Rindviecher. Ich finde, Kühe gehören auf Fusswegen verboten. Was eine einzige Herde anrichten kann, sieht man hier. Das schaffen zigtausend Biker in vielen Jahren nicht.

Durch die vielen Gegenanstiege und zerstörten Wegstücke wird das Val Zorro weiter unten zu einer recht mühsamen Angelegenheit. Als ich schließlich eine Piste und wenig später den kleinen Ort...


..Besse...

..erreiche, bin ich heilfroh und schon ganz schön abgeschlafft. Das kleine Marmeladenbrötchen war vielleicht doch nicht genug über den Tag.

Ohne weitere Trailexperimente (es hätte durchaus interessante Weglein am Rand der Straße gegeben) fliege ich fast 1000 Höhenmeter auf Piste und Teer hinab ins Tal der Romanche.


Barrage du Jambon.

Das Sträßlein führt mich schließlich direkt an der Barrage du Jambon beim Abzweig nach Les Deux Alpes auf den Talgrund. Geschafft... Gletscher und Gipfel bezwungen, die Moräne bekämpft, das Val Zorro erstbefahren (man darf ja träumen), darauf erst mal...


.. une pression!

Und jetzt? Kaum ist das Bierchen verdunstet, kommt auch schon der freundliche Shuttlebus um die Ecke und erspart mir ein weiteres Mal den Anstieg nach Les Deux Alpes. Wäre auch zu blöd, so einen Traumtag mit 700hm Teergeschwitze zu beschliessen.


Transisere, dein Freund und Helfer.

Ja und nun? Hier wollt ich doch eigentlich gar nicht mehr her. Hat aber auch seine guten Seiten: preiswerte Unterkunft, Orange-WiFi-Hotspot, Wäscherei, Party am Abend. Außerdem kann ich so noch einen Tag länger über den weiteren Tourverlauf nachgrübeln. Links um dem Mt Blanc rum? Oder rechts? Gran Paradiso oder nicht? Wenn ja, über Bardonechia und Susa und die unbekannten italienischen Täler? Oder über den Col Galise im Vanoise Nationalpark bei Val d'Isere? Die Alpen sind verdammt groß und es gibt viele Möglichkeiten, aber über die generelle Richtung werd ich mir morgen oder spätestens übermorgen im Klaren sein müssen. Apropos morgen... wenn ich schon reihenweise bekannte Tour-De-France-Pässe schlucke, könnt ich doch eigentlich den Galibier und den Lautaret noch mitnehmen, die sind ja hier gleich ums Eck. Na mal sehen...

Soviel zu den Gedankenspielen während ich im Bus nach Les Deux Alpes sitze. Dort angekommen führt mein erster Weg natürlich zum WiFi-Hotspot um die Story von gestern zu posten. Die Geschichte von heute muss erst noch geschrieben werden, was ich in der Wäscherei und nachher in einer netten Kneipe erledige. Dafür gehen durchaus einige Stunden drauf. So ist das eben: je geiler der Tag, desto mehr Arbeit gibt's hinterher.

Und falls ihrs noch nicht an der Bildern und dem Geschreibsel gemerkt habt, mach ich das jetzt nochmal ganz klar: Der Tag heute war mal wieder ein absolutes Highlight :) !
 
"Mundoffensteh..."

Wieder spitzen Bilder und'ne prima Story!
Die Gipfelbesteigung erinnert mich irgendwie stark an meinen Herrn Vater, welcher ebenfalls ein recht verrückter Hund ist und solche teils relativ ungeplanten Gipfelbesteigungen auch noch mit 60+ im Laufschritt erledigt. Ist allerdings ein Vollblutbergsteiger sein Leben lang.

Bin mal über den weiteren Verlauf gespannt...

urvi
 
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