Hey, vor 9 Wochen einen blöden Sturz beim Downhill und trotz voller Protektoren mit eine Gelenksprengung zugezogen (Tossy 3 / Rockwood 5). Alle Bänder weg, Schlüsselbein nach oben und hat mir nett "Hallo" gesagt.
Da ich hier auch viel nachgelesen hatte und bei 4 Ärzten war (fast jeder eine andere Meinung) möchte ich meine Erfahrung auch teilen und hoffe es hilft dem ein oder anderen.
Zu mir: Bin 30 Jahre alt und sportlich unterwegs.
Also zum Anfang, beim Downhill nach einem sehr langgezogenen Sprung bin ich gut gelandet, hatte noch guten Speed drauf und dann hat es mein Vorderrad nach rechts weg gezogen. Beim Sturz habe ich vermutlich meinen linken Arm ausgestreckt beim fallen, das wird vermutlich das Schicksal der Bänder besiegelt haben. Hatte wie gesagt überall (auch an der Schulter) Protektoren und einen
Fullface Helm, der nun einige Dellen hat.
Irgendwann bin ich zum stehen gekommen, alles ausgezogen und nachgeschaut, dachte erst das nichts groß passiert sei (Adrenalin). Dann bemerkt das etwa raus steht und ab ins Krankenhaus. Nach 5 Stunden warten (sonntags) war klar ACG Gelenksprengung. Der Chirurg meinte ich das kann man ohne Probleme operieren und eine Platte rein machen, die wollten mich auch erstmal da behalten wegen dem Sturz.
Hier mein erster Tipp: Beim Röntgen darauf achten das ihr steht und Gewichte in beiden Händen habt, so und nicht anders.
Aber nichts da, bin dann erstmal heim gefahren mit dem Auto was im nachhinein echt dumm ist, also nicht machen bitte.
Montag (Tag +1) dann gleich bei mir in ein anderes Krankenhaus, nochmal ewig warten und da wurde mir gesagt ich soll es doch einfach so lassen und nicht operieren. Ich war da echt schon am überlegen weil die Platte großer Mist ist.
Also Mittwoch (Tag +3) dann zum Sport-Orthopäden, der wiederum sagte mir ich soll es operieren lassen aber auf keinen Fall mit einer Platte) aber würde mich direkt in die Sportklinik Stuttgart überweisen da die sich gut damit auskennen.
Gemacht getan, bin direkt in die Sportklinik Stuttgart.
Zweiter Tipp: geht in eine Sportklinik, die kennen sich damit aus! Auch wenn ihr weiter fahren müsst...
Dort angekommen
, erstmal einen Kaffee geholt da ich schon gewohnt war Stunden zu warten. Nach 15 Minuten bin ich direkt dran gekommen (ein Wunder). Dann war dort eine echt schöne Assistenz Ärztin
die gleich meinte "Ach das operieren wir fast jede Woche", sie meinte auch gleich das sie es mit FibreWire Fäden und Titan Knöpfen runter ziehen würden bei der OP. Also Tight Rope Verfahren mit modernen Materialen.
Hätte noch am Freitag einen OP Termin bekommen (+5 Tage) aber hatte am Wochenende noch was vor, also war die OP am Montag (+8 Tage).
Die Klinik ist top, Pfleger, Physiotherapie, Ärzte usw. Also hier meine Empfehlung und ein Dankeschön falls es wer ließt.
Am Mittwoch nach der OP dürfte ich wieder heim, der Arm natürlich erstmal 3 Wochen fixiert im Gilkrist Verband. Und ja Moralschaden war am Start das sage ich euch...
Hässliche ziehende Schmerzen bei jeder dummen Bewegung. Aber nach 3 Wochen (nach der OP) ging es auch los mit der Physiotherapie, erstmal ordentlich durchbewegen lassen, nichts aktiv aber dafür mit Massage. Tat echt wirklich gut auch wenn es erstmal weg tut aber die wissen was die machen.
Nach 4,5 Wochen durfte ich auch selber schon die Arme langsam nach vorn heben und seitlich. Aber nicht über 90°, hab gefühlt eh nur 20° geschafft. Das ging dann so weiter bis zur 6. Woche wobei ich am Ende die 90° gepackt habe mit Anstrengung.
Woche 5 nach der OP musste ich einfach aufs Bike, mit einem Arm erstmal 2 km guten Asphalt Radweg gefahren, die Sonne kam noch raus und da merkt man dass das Herz fürs MTB schlägt... Hätte auch dumm enden können ja, das muss jeder für sich wissen. Innerlich hat es einen enormen Antrieb gegeben die Zähne zusammen zu beißen.
Noch ein Tipp: Ich mache es so, ich bewege soviel ich kann den Arm im vorgegebenen Ausmaß, der drückende Schmerz kommt schnell aber da geh ich durch. Wenn es ein ziehender Schmerz ist weiß ich okay: nicht gut, lass das.
Ab der 6. Woche durfte ich dann den Arm wieder im vollen Umfang Bewegen ohne Belastung, erstmal. Und man muss sich echt hin kämpfen alles wieder sauber bewegen zu können. Das heißt jeden Tag mehrmals die Bewegungen abfahren die man in der Physiotherapie gezeigt bekommt.
Aktuell bin ich in der 7,5 Wochen und war am Sonntag ein bisschen CrossCountry fahren, 51km auf 700hM und ein paar leichte Trails. Am Ende war die Schulter und ich platt, aber es war geil.
So gut das ich heute ins Fitnessstudio bin und wieder mit leichtem Krafttraining begonnen habe und TRX, bleibe jetzt weiter am Ball und Ende Oktober werde ich die ersten Sprünge wieder wagen. Ja mein linker Arm ist entsprechend dünner als der Rechte, klar man verliert Muskulatur... Aber kommt auch wieder.
Allgemein ist es Ende vom Tag der Druck auf der Schulter größer, aber ich wache jetzt jeden Tag auf und merke jeden Tag das es besser ist, es geht Berg auf, mit der Gesundheit, Laune und dem Bike ;-)
Hier noch ein paar Ratschläge die ich aus meiner Erfahrung teilen kann:
1. Wenn ihr das ließt wird es bestimmt zu spät sein und ihr habt die Sprengung. Shit Happens, lässt den Kopf nicht hängen. Glaubt nicht jede Horrorgeschichte bzw projiziert es nicht auf euch selbst, jeder Körper ist anders und denkt positiv. Ihr werdet in der Zeit auch richtig coole Momente haben und lernen wieder alles mit etwa mehr Zeit anzugehen ;-)
2. Sucht euch eine Sportklinik bzw Sport Orthopäde, lasst es so schnell es geht operieren aber nicht mit einer Platte... Zur Not klappert mehrere Ärzte ab auch wenn es nervt. Tight Rope, FibreWire, Titanknöpfe. Wenn es ganz schlimm ist kann man noch zwei Stifte rein machen.
3. Sagt eurem Arbeitgeber nichts vom Biken, ihr seit gestürzt und auf die Schulter geflogen, das reicht.
4. Nach der OP erstmal Ruhe, sobald es die Physiotherapie oder Behandlungsplan zulässt fangt an euch zu bewegen. Nur so kann sich das vernarbte Gewebe auch wieder legen. Aber nicht übertreiben, euer Körper sagt euch schon was gut ist und was nicht.
5. Lasst euch nicht einreden von wegen "selber Schuld" oder das ihr mit dem biken aufhören sollt. Mein Kollege hat sich den Mittelfuß kurz danach gebrochen ohne Sport (Ermüdungsbruch).
6. Habt ihr eine Unfallversicherung? Meldet das ganze, man weiß ja nie wegen Folgeschäden
7. Triggerpunkte erlösen euch von blöden schmerzen. Ist der Arm nicht mehr fixiert, dann geht doch mal in die Therme! Wärme ist gut, Massagedüsen auch und im Wasser lässt sich der Arm super bewegen was euch gut tut. Daheim wenn es geht auf die Blackroll auf den Rücken ansetzen oder Massage Bälle, gönnt euch
8. Beim Röntgen darauf achten das ihr steht und Gewichte in den Händen habt (Arm nach unten hängend)
Auf meinen Behandlungsplan steht das nach 12 Wochen wieder alles einsatzbereit ist, was nicht heißt dass dann alles perfekt ist. Aber ich bin jetzt schon mehr als zufrieden und habe keine größeren Einschränkungen.
Also: Kopf nicht hängen lassen, das wird wieder!
Wenn ihr noch fragen habt, ich helfe gerne.