20.05. 10:00 Puracé Gipfel, 4620m
Nach einem frühen Start vom Campingplatz an der Rangerstation vom Puracé-Vulkan roll ich zunächst wieder ein wenig bergab, um dann auf einer anderen Piste nach kurzer Zeit den Eingang zur Schwefelmine zu erreichen. Hier muss ich irgendwie durch, drumherum mit Bike geht nicht. Laut Rangerinfos bräuchte man eine Besuchserlaubnis, die gibt's nur ein paar Tage im voraus ganz unten im nächsten Tal. Unpraktisch... ich probier's einfach mal so und kurble einfach um die am frühen Morgen noch verwaisten Schranken und Wärterhäuschen drumrum.
Das Gelände sieht aus wie eine große Industrieruine, kann mir kaum vorstellen, dass hier noch jemand arbeitet. Aber um mich herum brodelt's überall, Maschinen sind zu hören, schweflig stinkender Qualm zischt aus verrosteten Rohren.
Schon ein bisserl gruslig. Da setz ich lieber mal ein breites Lächeln auf und schau dass ich weiter komm. Das Minengelände erstreckt sich über zweihundert Höhenmeter, bisher hat mich niemand aufgehalten. Hoffe das bleibt auch so.
Gelbe Häuser...
... und heisser Schwefel.
Riecht echt lecker. Sollte mir vielleicht ein Stückerl in die Hose stecken, so als Wärmflasche für später.
Das Regenzeitwetter spielt immerhin noch einigermaßen mit, ab und zu schaut sogar die Sonne raus.
Weiter oben siehts dagegen schon deutlich ungemütlicher aus. Aber durch die Mine bin ich immerhin mal durch. Die Piste endet irgendwo in den feuchten Wolken auf 4100 Metern, dort wird Specki abgestellt. Eingefleischte Südamerikabiker lachen darüber nur, aber für mich als alten Alpenschnulli ist das immerhin erst mal ein Höhenrekord mit dem Mountainbike. Werden schon noch ein paar dazukommen auf diesem Trip.
Hier oben treff ich die Wanderspionin, die von der Rangerstation aus den Fußweg statt der "halblegalen" Minenpiste gewählt hat. Weiter rauf gehts nur noch zu Fuß. Je nach Wegbeschaffenheit und Wetter hatte ich eventuell geplant, Specki bis auf den Gipfel zu tragen. Aber weder das eine noch das andere machen Hoffnung auf Abfahrtsspaß.
Grob matschige und reichlich undefinierte Wiesenhänge wo man hinblickt. Glaub das ist besser ohne Bike.
Ab 4300 Metern wärs zumindest bergab wieder radlbar, allerdings nicht heute bei Windböen über hundert Stundenkilometern. Haben auch zu Fuß schon genug zu tun, uns auf den Beinen zu halten. Hochzu mit Radl auf dem Buckel würd ich's nicht packen.
Im Windshatten eines Felsens wird noch schnell ein bisserl Doping für das letzte Stückerl eingeworfen.
Irgendwo auf dem Kraterrand von Kolumbiens aktivsten Vulkan (O-Ton Puracé-Webseite) definieren wir dann den Gipfel. Man sieht kaum die Hand vor Augen, aufrecht stehen ist schwierig, der Sturm ist nicht von schlechten Eltern. Wär sicher ne gute Aussicht und man könnte einen schönen Spaziergang um den Krater machen. Heute lieber nicht, die Regenzeit ist kein Wunschkonzert. Aber wenigstens sind wir mal oben.