Die Reifenhersteller bauen das, was nachgefragt und gekauft wird, bzw. wovon sich die höchsten Stückzahlen verkaufen lassen. Was
Schwalbe angeht, so kann ich da in letzter Zeit nicht mehr mitreden, aber ich finde es lustig, dass offenbar nach wie vor viele Leute glauben, dass ein leichter
Reifen automatisch besser ist als ein schwerer. Vor Jahren waren im XC/MA-Bereich 1,95er Trennscheiben ein ganz heißer Scheiß und die fuhr man dann auf
Felgen mit einer Innenweite kleiner 20 mm. Das war dann in 26" zweifellos deutlich leichter als alle aktuellen Radkombinationen, aber mal im ernst, glaubt hier jetzt tatsächlich jemand, dass das heutzutage noch eine taugliche Kombination ist? Wohl kaum.
Ja, diese Zeiten sind vorbei und das ist auch gut so. Moderne (schwere)
Reifen haben so viel mehr Potenzial und Sicherheit, was aber offenbar oft vergessen wird, indem man sich in der Bewertung zu sehr aufs Gewicht fixiert. Woher stammt dieser Reflex? Kommt es daher weil Generationen von Radsportlern und Bike-Bravos diese These stetig weitervererbt haben? Kann hier jemand allen ernstes die schlechtere Performance eines schwereren Reifens ausschließlich anhand seines Gewichts zweifelsfrei nachweisen?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Profiteams so dumm sind und sich die modernen (schweren)
Reifen ausschließlich deswegen ans Rad bauen, weil der Sponsor das will. Wenn der Unterschied, den ein geringeres Gewicht bringt, so groß ist, dass es einen signifikanten Unterschied macht, müsste man doch als Hersteller einfach einen Superleichtreifen bauen und damit wäre die Kuh vom Eis. Das Gegenteil ist der Fall. Im World Cup werden mittlerweile 2.4er
Reifen gefahren und auch an der Basis kommt langsam an, dass breit (und damit schwerer) in fast allen Situationen Vorteile bietet. Das beste Beispiel ist doch der Conti RaceKing. Ultraschneller leichter Roller auf Hardpack und Asphalt, aber ansonsten für technischere Dinge alleine aufgrund seines kümmerlichen Volumens und minimalen Profils für die meisten Fahrer nicht unbedingt optimal. Auf anspruchslosen Marathons kann man den sogar am Vorderrad fahren, aber eine solche Veranstaltung könnte man wahrscheinlich auch mit einem Gravelbike unfallfrei beenden.
Die
Reifen werden auch deshalb schwerer und robuster, weil heutzutage viel schneller, technischer und aggressiver gefahren wird. So ein 400 gr Papierreifchen hätten wahrscheinlich die meisten Leute selbst mit einem 100 mm Marathonfully auf der ersten ruppigen Abfahrt zerstört.