Hi, wollte mich jetzt auch mal einhaken, da hier anscheinend eine große Verunsicherung hinsichtlich der Marathon
Reifen herrscht.
Da ich mir den ganzen Forums Quatsch auch nicht mehr anhören wollte und ohnehin jeder eine andere Meinung hat, habe ich mir mal vor zwei Jahren die Mühe gemacht und meinen eigenen "echten" Test durchgeführt.
Grundsätzlich gleich eines vorweg:
Reifen mit guten Rolleigenschaften bringen in der "kurzen" Runde oder im heftigen Gelände kaum Vorteile. Wenn du also ohnehin im Wald um die Ecke oder maximal 1,5 Stunden unterwegs bist, brauchst du dir in meinen Augen gar nicht erst die Mühe machen.
Bei mir geht es aber 3x die Woche mindestens 3 Stunden am Stück mit unterschiedlichen Gelände zur Sache. Hier hängt es einfach extrem vom Untergrund ab wie man voran kommt.
Getestet wurden
Maxxis Aspen, Kenda Saber, Kenda Boost,
Schwalbe und Conti Race King in Protection und RaceSport und die Wolfpack Speed.
Der Wolfpack Speed ist mein "Winterreifen", da er einfach ein guter Allrounder ist und extrem gut dicht hält und einiges ab kann. Die Gummimischung ist aber noch gut für matschiges Terrain machbar. Der
Reifen ist brutal stabil, dafür aber auch schwerer und hat weniger gute Rolleigenschaften.
Bei den
Maxxis und Kendas war das Rollverhalten so derart schlecht (gegenüber den Contis), dass ich diese relativ schnell wieder demontiert hatte (Noch schlechter als die Wolfpacks). Du trittst hier gefühlt gegen eine Gegenwind Wand.
Die Contis Race King sind für mich immer noch die erste Wahl. Zwar haben diese nicht so viele Reserven wie die anderen
Reifen, aber: Am schluss bin ich mit diesen
Reifen trotzdem immer am schnellsten. Bei einer 3-3,5 Stunden Runde macht das 7-8 Minuten aus (Ich habe es mehrmals getestet).
Sprich, selbst wenn mal für kurze Zeit ein Untergrund da sein sollte (Matsch, Sand, grobes Geröll) welcher dem
Reifen jetzt nicht so liegt, gibt es dennoch keinen Grund den
Reifen nicht zu fahren.
Wenn es richtig nass ist, musst du mit JEDEM
Reifen extrem aufpassen und brutal auf deine Linie achten und aktiv die Wurzeln etc. ansteuern. Das geht auch mit den Race Kings. Ansonsten bin ich mir im Zweifel auch nicht zu schade, einfach mal kurz abzusteigen und eine knifflige Passage zu Fuß zu überqueren. Ich muss mir nichts beweisen. Nur weil ich weiss, dass ich eventuell jetzt gerade diese 2 Meter mit einem anderen
Reifen gemeistert hätte bin ich nicht so verrückt mir einen
Reifen aufzuziehen, der mir auf der Distanz aber einen Mega Zeitverlust einbringt.
Man darf auch nicht vergessen, dass dich ein gut rollender
Reifen einfach auch erholter über die Distanz bringt. Das macht schon mal 3-5 Herzschläge pro Minute aus. Nicht viel werdet Ihr jetzt sagen...Biker die mit den Werten aber etwas anfangen können, wissen aber worüber ich rede.
Noch einmal: Wir reden hier jetzt hier nicht von einer kaum messbaren, zu vernachlässingenden Komponente. Der
Reifen hat auch Einfluss auf deine Trittfrequenz. Wenn du somit den "falschen"
Reifen fährst, kann es gut sein, dass du anstatt einem 34er Kettenblatt eigentlich ein 32er fahren müsstest um wieder auf deine "Wohlfühlfrequenz" zu kommen.
Wenn die Trails aber einigermaßen trocken sind, fahr ich mit meinem Hardtail die gleichen fießen Sachen wie die Jungs mit den Enduros. Es geht schon, ist halt auch oft Kopfsache. Ich gebe aber zu, dass das auch nicht von heute auf morgen kam.
Fazit:
Die Conti Race King RaceSport sind die besten. Diese sind aber mit Reifendichtmilch extrem pflegebedürftig. Sprich, hier musst du bei jeder Fahrt erst einmal aufpumpen. (0.1-0.5 bar je nachdem wie lange du das Rad immer stehen lässt). Die Protection sind meine Wahl, da etwas schwerer, dafür etwas gutmütiger mit der Reifendichtmilch. Aber auch diese sabbern irgendwann aus den Karkassen.
Wenn es wirklich um Marathon geht und du das letzte rausholen möchstes = Race King RaceSport und mit ca. 50-60ml Reifendichtmilch kommst du hin.
Wenn es schnell und unproblematisch sein soll= Race King Protection
Bei beiden
Reifen würde ich Maulweiten von 25-28mm bevorzugen. Vorne 2.2, hinten 2.0 dann auch ok.
Wenn du einen guten und idiotensicheren
Reifen suchst der auch nach Jahren nicht sabbert und dicht ist = Wolfpack Speed.
Die
Maxxis Aspen mochte ich sehr und man findet eine tolle Linie. Sie sind im Gelände wirklich gut. Aber viel zu langsam (da kann man eigentlich gleich Conti Cross King fahren). Die Kendas haben brutalen Grip, kippeln aber in Kurven durch den Trapezförmigen Querschnitt. Und halt auch viel zu langsam.
Und: Ich würde nie mehr mit Schläuchen fahren. Ist aber ein aderes Thema.
Man darf auch die weiteren Komponenten nicht vergessen. Der
Reifen ist wichtig. Wenn du aber im entscheidenden Momenten den Gang nicht reinbekommst (daher tipp
Sram AXS) der
Sattel dich dann irgendwann zwickt, deine Hände einschlafen, du dich zu Beginn übernommen hast, nicht genug Kalorien/Flüssigkeit zu dir nimmst etc. dann kann wird dich das auch viel Zeit kosten. Gerade bei langen Strecken muss einfach alles extrem gut aufeinander abgestimmt sein.
Gewicht ist daher nicht alles. Ich bin mittlerweile schon auf Ergogriffe umgestiegen und auf
AXS. Das Zeug ist zwar schwerer, aber funktioniert einfach auf die Distanz gut. Wichtiger ist es, sich auf dem Bike wohlzufühlen. Vergesst 100-150gramm. Wenn ihr mit dem Rad im Flow seit, werden euch das Mehrgewicht trotzdem voran bringen und auch zeitlich einen Mehrwert bringen. Ich weiss, wovon ich spreche. Wenn Ihr wirklich die letzten Gramm herausholen wollt, fangt bei euch selber an. Bei mir sind derzeit auch noch locker 6kg Potenzial drin.
Jede 500g-1000g Körpergewicht reduziert bringen euch mehr voran, als jede Komponenteneinsparung. Es zählt immer eine Balance aus Gewicht und Zuverlässigkeit zu finden.
Daher mag ich den Protection auch so gerne. Dieser verzeiht auch schon einmal die ein oder andere Seitenwandberührung. Der RaceSport ist da schon sensibler. Hier musste ich schon einmal mit
Schlauch nachhelfen. Hätte ich nicht einen Partner dabei gehabt, hätte ich da lange schieben dürfen.
Ihr seht...tricky. Aber ich denke hier stehen nun genug Erfahrungswerte um sich ein Bild zu machen.
Und noch einmal: Seit ehrlich zu euch selbst. Wenn ihr nur einmal die Woche höchstens 1,5 Stunden fahrt, vergisst bitte das Thema
Reifen. Das hat dann für euch keine Bewandnis. Das Ganze wird wirklich erst ab 5 Stunden pro Woche richtig interessant. Erst dann habt Ihr die Kondition und die Fähigkeiten um die Vorteile der leicht rollenden
Reifen wirklich zu erfahren. Und nur dann werden Sie euch nach vorne bringen.