Volle 10 punkten und sehr positiv geschrieben.
ALLESKÖNNER
Das Canyon Torque ist zurück! Oder zumindest der Name, denn sonst ist alles neu am Freerider aus Koblenz. Die Neukonstruktion wurde aufgebohrt und presst nun 175 Millimeter Hub aus dem Heck. Die Hinterbaukonstruktion hat das Torque vom Bigbike Sender verpasst bekommen. Vorne arbeitet die 36er-Fox mit 180 Millimetern und der Botschaft: Ich bin kein Enduro! Das Torque wurde allerdings nicht als reines Abfahrtsgerät konzipiert. „Es soll ein Bike für alles sein“, sagt Konstrukteur Moritz Ströer. Damit sich der üppige Federweg bergauf nicht aufschaukelt, hat Ströer das Hinterbaulager in den Kettenstreben angehoben. Zusätzlich lässt sich das Torque mit dem Druckstufenhebel am Dämpfer effizient beruhigen, und die Eagle-Schaltung besorgt den Rest, damit selbst steile Anstiege machbar werden. Lediglich das üppige Gewicht von 14,4 Kilo hemmt den Übermut bei Uphills und Trailrides. Da hilft selbst der Carbon-Rahmen nicht weiter. Für unseren Abfahrtstest stimmten wir das Fahrwerk zuerst nach Herstellerempfehlung ab. Doch das wirkte straff, ja fast bockig. Erst als wir deutlich Luft aus Dämpfer und Gabel ließen, lief das Torque zur Hochform auf. Plötzlich bügelte es selbst über die schroffsten Steinfelder der Teststrecke, sprach bei schnellen, kurzen Schlägen sensibel an und verpasst dem Pilot die erwünschte Extra-Portion Selbstbewusstsein. Lediglich unser schnellster Testfahrer wünschte sich bei Highspeed mehr Gegendruck im unteren Federwegsbereich. Statt Racing pur mit Mega-Reach setzt das Torque auf eine gemäßigte Geo mit kurzen Kettenstreben und einem tiefen Tretlager. So sitzt man schön zentral im Bike und kurvt überlegen durch schnelle Kurvenwechsel mit viel Druck auf dem Vorderrad. Super: der lebendige Charakter des Bikes. Das Torque ist spritzig und lechzt nach Manuals und Geländesprüngen.
FAZIT: Das Canyon Torque besitzt viel Freeride-Gene und entwickelte sich im Test schnell zu Testers Liebling. Bei richtigem Setup harmoniert das Fahrwerk, spricht sensibel an und lässt viel Speed zu. Die Geo ist verspielt, handlich und kompakt. Daher: volle Punktzahl!
Im Cockpit hat Canyon seine neue Komponentenserie verbaut. Wir nahmen die Spacer unterm Vorbau raus für mehr Druck auf dem Vorderrad. Die Code-Bremse funktionierte hervorragend! Erst, als wir das Fahrwerk deutlich weicher einstellten, harmonierte die Federung und zeigte das ganze Potenzial des Torques. Wir fuhren bei einem Fahrergewicht von 75 Kilo in der Gabel 50–55 Psi statt der empfohlenen 70 Psi; im Dämpfer 150 Psi.