Der "ich war heute mit dem Gravelbike unterwegs" Thread

Bei Anblick der Kathedrale von Mende habe ich mir überlegt, aus dieser Tour eine Kathedralenfahrt zu machen. Diejenige von Albi fände ich reizvoll, aber das wäre sowohl für hin wie für heimzu eine lange Sache geworden. Carcassonne, unter Mitnahme des langen Bahnradwegs Passa Païs? Hm, Ost-West-Täler versuche ich im Winter wegen des Schattenwurfs zu vermeiden - und die Montagne Noire als Abschluss ist mir zu anstrengend.
Und so wurden es die Causses und der Mont Aigoual - aber mit welchem Ziel? Als Kuhschweizer habe ich immer recht Zug für ans Meer. Nach Sète spuckt mir Bikerouter nur komisches Zeugs aus, Richtung Agde hingegen sieht es mit nur zwei Klicks nach einer harmonischen Strecke aus. Ich merke erst nach der Tour, an was das liegt: ab dem Mont Aigoual ist die Route eine "Tour de l'Hérault".

Eigentlich muss ich erst am frühen Dienstagabend zu Hause sein. Als ich aber merke, dass es um 17:00 noch eine Verbindung von Agde nach Sion gibt, peile ich die für Montagabend an. So sehe ich die Kinder schneller wieder und kann am Dienstag noch ein bisschen arbeiten.

Also früh los, ohne Frühstück. Es ist sehr kalt und sehr dunkel, und die Beine sind sehr nicht in Form. Angesichts der Kälte streiche ich den finalen Meerhüpfer gedanklich schon mal aus dem Programm.
Wie erwähnt ist das heutige Thema der Fluss Hérault, aber zuerst spielt ein anderer Flussname eine wichtige Rolle: in Ganges gibt's lecker Frühstück. Ah, tut das gut!

Jetzt bin ich auch bereit, mich dem Hérault zu widmen. Hier ist er!
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Das hier ist die Avèze, kurz bevor sie in den Hérault fliesst.
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Und wieder der Hérault, bzw. eine Brücke über denselben.
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Die letzte grössere Steigung dieser Tour bringt mich nach Causse-de-la-Selle. Einfach schön, dieser Hérault!
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Es ist der kälteste Tag auf dieser Tour: erstmals friert das Wasser im Bidon.
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Die Route ist wirklich schön! So komme ich unter anderem in Saint-Guilhem-le-Désert vorbei, dem Ziel eines beliebten Jakobsseitenwegs. Den Beginn des
habe ich bei der zitierten Tour besucht - die wunderschöne Aubrac.
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Und auch die Gorges de l'Hérault sind eine Perle :love:
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Eine der hunderttausend Teufelsbrücken auf dieser Welt, die Pont du Diable aus dem Jahre 873, markiert den Übergang von den Cevennen in die Ebenen des Languedoc. Krass, mit welcher Abruptheit Gebirge enden können.
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Beim Pont du Diable endet auch der Spass. Ich bin ja diesen Sommer hunderte Kilometer topfeben Richtung Norden gefahren - easy. Aber diese flachen Hügelchen des Languedoc gehen mir ziemlich schnell ziemlich auf den Sack: rauf kosten sie ein paar Körner, aber von einer Abfahrt merkt man gar nix - obermühsam:aufreg:

Wenigstens tröstet der Hérault zwischendurch mit hübschen Ansichten und lustigen Brücken.
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Ah, mal ein grösseres Hügelchen. Da habe ich vielleicht sogar ausnahmsweise was von der Abfahrt gemerkt 😆
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Der Hérault sieht aus, als könnte er kein Wässerchen trüben, aber zwischendruch muss er gewaltig über die Ufer treten. Jedenfalls sind die Dörfer gut geschützt und die Barrieren für die Strassensperren bereit.
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Zersiedeltes Weinanbaugebreie mit Mikrohügeln: auf den letzten dreissig Kilometern will ich einfach nur noch, dass es vorbei ist 😂
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Und dann ist vorbei: ich erreiche die Mündung des Hérault!
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Einfach schön, von den Weiten des Massif Central zur Weite des Meeres :love:
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Den Meerhüpfer ziehe ich natürlich trotz der morgendlichen Zweifel durch - cool! Aber etwas macht mein Herz eng: wird der Transport im TGV heute Abend klappen? Radmitnahme nur bei einem Maximalmass von 120 x 90 cm, und verpackt 😬

Ich sause noch schnell in die Stadt und kaufe Vorräte, dann purzle ich zum Bahnhof und mache mich ans Schrauben, gefolgt vom Wickeln. Voici le résultat!
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Aber reichen 36 m Frischhaltefolie aus, um den Schaffner zu befriedigen? Ich kann es euch nicht sagen, denn er kommt gar nicht vorbei...! Ein Mitpassagier zeigt mir noch den perfekten Abstellplatz. Mein Tipp: bei einem Doppelstöcker unten buchen, denn oben hat's glaub kein so grosses Gepäckabteil.
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Ich whatsapple meiner Frau jeden ohne Rausschmiss geschafften Bahnhof, und irgendwann ist klar, dass ich es bis nach Lyon schaffe. Dort angekommen bin ich so glücklich, dass es gleich nochmal ein Foto gibt 😅
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Ein Bahnhofsmitarbeiter trübt aber die Euphorie ein bisschen: gemäss ihm müsste das Velo in einer Hülle stecken. Mit der Folie ist entsprechend von Laisser-Faire bis Busse oder sogar Rausschmiss alles möglich. Aber so wie ich die Franzosen kenne, sollte die Folie meistens kein Problem sein - ausser man trifft auf einen Emmerdeur als Kontrolleur...
Und noch ein Haken: das Cutthie ist so verpackt sehr mühsam zu tragen! Entsprechend schraube ich es bereits auf dem Lyoner Bahnsteig rollbereit zusammen, und in Genf kriege ich auch noch die Schaltung fahrbereit (was mich mit meinen zwei linken Händen unheimlich stolz macht✌️😂).

Um 1 Uhr morgens treffe ich in Sion ein. Nachteil meiner vollkrassen Schrauberfähigkeiten: eine Taxifahrt lässt sich jetzt wirklich nicht mehr rechtfertigen! Also mühe ich meinen von den sanften Steigungen des Massif Central verwöhnten Körper die 17% nach Savièse hoch. Ich hoffe, es hat mich niemand gesehen, denn zum Teil muss ich mit recht aggressivem Sound dopen und führe mich entsprechend auf wie an einer Heavy-Metal-Party 🤘

Über mir die Sterne der tiefen Winternacht - wunderschön. Und dann bin ich zu Hause :love:
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Karte.

Le Puy-en-Velay – Agde: Tag 1 - 2 - 3 - hier
Und hier noch ein paar Tipps zu Wintertouren im Massif Central.
 
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So, etz war ich extra draussen, um ein Bild zu haben, damit ich dem @drWalliser etwas zu ihm seiner Tour schreiben kann. also eigentlich musste ich eh zum Baumarkt
Bild:
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Zur Tour: Auf meiner allerersten selbstgeleiteten und nur in Begleitung meines jüngeren Bruders gefahrenen grösseren Tour bin ich mit 18 Jahren auch in le Puy en Velais vorbeigekommen. Seither ist das Massif Central irgendwie eine besondere Region für mich. Ich war dann die darauffolgenden Jahre immer mal wieder da und in den Cevennen mit dem Rad unterwegs, doch seit etwa 15 Jahren war ich nicht mehr dort. Umso schöner ist es, ab und zu Bilder aus dem leeren Zentrum von Frankreich zu sehen 👍
Ich hab jetzt mal geschaut, aber bis Le Puy sind es 10 Stunden Anreise. Gut, bis Lyon wären es 6-7 Stunden, das würde ja auch schon reichen... Ich vermute mal, dass es aus dem Wallis nicht massiv weniger ist; ganz schön viel Gereise für drei Tage radeln.

Nachtrag: und dann noch den Stress mit dem Velo im TGV 😖
 
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Seit der Rückkehr von der 🇫🇷-Tour ist schon wieder ziemlich viel Wasser die Rhone runtergeflossen.
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Nach den 360 km und 4800 Hm (nach Komoot) durchs Massif Central spürte ich Dienstagmorgen meine Beine. Als Gegenmittel verliess ich mich auf das gute alte Similia similibus curantur und fuhr mit dem Cutthie zur Arbeit.
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Bei der Tour hatte ich ja krasses Wetterglück. Hier hat's jedenfalls im ganzen November und in der ersten Dezemberhälfte gefühlt jeden Tag geregnet, und jetzt hat's schon wieder angefangen - das hatte sich bereits am Dienstagabend mit dem Abendrot angekündet.
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Die Tage sind kurz und die Berge schön...
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Jetzt habe ich Fernweh
Ging mir vor der Tour auch so... Ich war bisher nie besonders glücklich im Dezember, aber dieser Ausflug hat echt gut getan. Jetzt freue ich mich sogar fast ein bisschen aufs weihnächtliche Rumsitzen 😂

Wo du immer diese Hammer-Touren her hast.
Jahrelanges Kartengesabber, als die Kinder noch klein waren und ich nicht so weg konnte....

ganz schön viel Gereise für drei Tage radeln.
Als grosser Eisenbahnfreund rechne ich die Anreisezeit als Tourzeit an: ohne Anstrengung schöne Landschaften durchstreifen hat auch was. Und dann die Schönheiten wie die Nez cassés :love:

Nachtrag: und dann noch den Stress mit dem Velo im TGV 😖
Ich glaube, da gewöhnt man sich dran. Das Falten und Entfalten ist ja nicht so eine Sache, und die Gepäckablagen im TGV sind wirklich riesig. Ich bastle mir jetzt dann vielleicht noch einen richtigen Sack, so wie @tjm_ mal einen gezeigt hat.

Ich habe die Erinnerung, dass besonders im Aubrac und Cantal viel Fläche in Privatbesitz ist
Das habe ich erst dieses Jahr so richtig mitbekommen - und ja, es schränkt die Tourmöglichkeiten tatsächlich ein. Ich würde entsprechend bei Routen mit viel Offroad-Abschnitten eher defensiv planen bezüglich Hm und km, um allenfalls einen Umweg fahren zu können. Der Privatbesitz hält Bikerouter nicht vom Durchrouten ab. Komoot gab mir glaub eine Warnung beim Col du Cheval Mort, aber irgendwie kann ich die nicht reproduzieren.

Und wer auch mal in der Ecke eine Wintertour unternehmen will:
  • Planung: Bikerouter und die schöne Michelin-Karte, Navigation mittels Komoot. Nicht vergessen: die Sonne steht tief, entsprechend würde ich längere Fahrten in tiefen Tälern vermeiden.
  • Unterkunft: Ich habe über booking.com gesucht; es hat einiges offen, in gewissen Gegenden aber fast nur Appartements. Ich werde daher bei einem nächsten Mal eine Trockenmahlzeit mitnehmen für den Notfall.
  • Strassen: Die meisten sind schwarzgeräumt. Eine Übersicht über Webcams, Schneebedeckung und Schliessungen gibt es auf inforoutexx.fr (xx = Departementsnummer einsetzen).
  • Ausrüstung: warme Kleider und Licht, zudem irgendwas Grelloranges: es ist Jagdsaison, und alle Jäger laufen mit orangen Jacken rum 😬
  • Diverses: Die Netzabdeckung ist fast überall sehr gut. Und: die Leute und Autofahrer sind meistens sehr nett :love:
Frohe Weihnachten euch allen, falls ich hier nicht mehr vorbeischaue 🎄✨😘
 
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Als grosser Eisenbahnfreund rechne ich die Anreisezeit als Tourzeit an: ohne Anstrengung schöne Landschaften durchstreifen hat auch was. Und dann die Schönheiten wie die Nez cassés :love:
Der Begriff "Gebrochene Nase" ist auch bei deutschsprachigen Eisenbahnfreunden nicht so geläufig. Hier mal die niederländische Variante der französischen Lok
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Zumindest sieht es nach vernünftigem Wetter aus ( Neid pur 😭 )
Richtig, ist Schouwen-Duiveland, Wind ist natürlich noch da, wird aber zunehmend weniger, zum Neeltje Jans ging es heute nicht, da es von der Nordsee mit 70km/h reingeblasen hat,
Klarte immer wieder mal auf und es es ist sehr mild, von daher macht es wieder Laune hier zu fahren.
LG
 
Wollte ich eigentlich bin aber noch nicht ganz überzeugt…zudem hab ich die Badehose vergessen😂 mal sehen ob och bei hema was fiinde. LG
Mach das mal. Die Stimmung reißt einen mit. Die Holländer organisieren das schon gut. Tolles Event.
Ich bin mittlerweile auf Ostseeanbaden umgestiegen 😏
 
Richtig, ist Schouwen-Duiveland, Wind ist natürlich noch da, wird aber zunehmend weniger, zum Neeltje Jans ging es heute nicht, da es von der Nordsee mit 70km/h reingeblasen hat,
Klarte immer wieder mal auf und es es ist sehr mild, von daher macht es wieder Laune hier zu fahren.
LG
Viel Spass in Zeeland 😎Neeltje Jans find ich gut 🤗 In Scharendijke gibt es auch eine klasse Frittenbude
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