Dann ist das falsch rübergekommen. Durch meine Hände gehen sehr viele Kinderräder, welche ich für die Flüchtlingsgemeinde vor Ort aufbereite. Da bekommt man einen sehr guten Überblick darüber, was Eltern ihrem Nachwuchs so gönnen: Von panzerschweren Ungetümen über Räder auf Baumarktniveau mit mediokren Komponenten bis hin zu aktuell gehypten und völlig überteuerten Bling-Bling-Hipster-Markenrädern. Das wenigste davon ist kindgerecht, das allermeiste erfüllt lediglich die Bedürfnisse der zahlenden Eltern, wovon die einen auf ihren Geldbeutel schauen (Standardargument: das Kind wächst eh in 6 Monaten wieder raus) und die anderen ihr Anerkennungsbedürfnis innerhalb der Elternblase ausreichend erfüllt sehen möchten.
Einem Kind ist es ziemlich egal, ob auf dem Unterrohr S-WORKS in großen Lettern prangt. Das will sein Rad mit Freude und Stolz malträtieren und damit Spaß haben. Und es gibt einige Hersteller, die dafür eine ganz gute Auswahl zu völlig normalen Preisen bieten und der Gebrauchtmarkt ist voll von tauglichen Rädern. Dass eine Elfjährige das vom Papa hergerichtete Mittelklasse-MTB aus den 1990ern mit Stolz und Freude bewegt, wage ich zumindest mal zu bezweifeln.
Aber ist auch egal: ist weder mein Kind, noch mein Fahrrad. Mein Einwand des vorigen Posts bezog sich auch mehr auf jenes: nur weil's dem Vater Freude bereitet, an alten Rädern herumzuschrauben, bedeutet dies noch lange nicht, dass das Ergebnis dem Nachwuchs auch Spaß macht.
Kann sein, dass das jetzt immer noch nicht konstruktiv ist, aber vielleicht gelingt es mir, den Blick mal vom mit Freude schraubenden Papa weg zu richten zum Kind und seinen Bedürfnissen.