Durstix - von Las Vegas nach Denver

[stuntzi]

16.07. 12:30 Bull Creek Pass, 3200m

Aufgewacht... der frühe Biker fängt den kühlen Wurm!

Milchpulver, Schokopulver, Fertigkaffee. Dazu Haferflocken mit Cranberries, unser zweites Frühstück...

... nach sechshundert morgentlichen Höhenmetern.

Verleiben nur noch weitere siebenhundert, wobei der Blick zurück in den Capitol Reef Nationalpark immer flugzeugiger wird.

Am Bull Creek Pass auf 3220 Metern erreichen wir den bisher höchsten Punkt ds Trips und den Übergang über die Henry Mountains.

Hübsch hier... fast ein bisserl "alpig" um uns herum... wäre da nicht die riesige rote Ebene zweitausend Meter tiefer, gespickt mit Tafelbergen und durchzogen mit unzähligen Canyons.

Dort geht's jetzt runter, bis hinab nach Hite zum Lake Powell. Freilich bedeutet "runter" in den USA immer noch ein paar Dutzend Strampelkilometer und Gegenanstiege als zusätzliches Spezialzuckerl, aber die Tendenz ist jedenfalls mal deutlich: ZWEITAUSEND METER ABWÄRTS!

 

[stuntzi]

16.07. 18:00 Hog Spring Rest Area am Highway 95, 1300m

Abfahrt vom 3200 Meter hohen Bull Creek Pass: Kein Trail ohne Trailblume.

Ist allerdings gar kein Trail sondern bloß eine Piste was anderes gibt's in diesen abgeschiedenen Bergen auch nicht wirklich. Wirkliche Fußwege bauen die Amerikaner allenfalls dort, wo die Jeep-Tracks aufhören... und das ist in den Henrys etwa 100 Meter unterhalb der Gipfel.

Aber darüber sehen wir bei diesem Panorama mal hinweg.

Tiefer...

... und immer tiefer fliegen wir...

... bis hinunter zum Highway 95. Verkehr ist quasi keiner, denn sofort nach unserer Einmündung biegen die Boote rechts nach Bullfrog ab. An unserem Ziel "Hite" am Lake Powell kann man schon lang nix anständiges mehr zu Wasser lassen, zu niedrig ist der Wasserstand, zu verschlammt das obere Ende.

Und so haben wir den tollen roten Highway-95-Canyon für uns alleine und rollen bei minimaler Neigung dem aufgestauten Colorado entgegen.

Tolles Stückerl... wären da nicht die spätnachmittäglich glutofenartigen Temperaturen in diesem roten Feuerloch. Wenn du bei Gegenwind einatmest, fühlt es sich an, als ob dir jemand einen Föhn in die Kehle rammt. Lecker.

Nach nem halben Stünderl lassen wir's erst mal gut sein mit dem Highway. Wollten zwar eigentlich heute noch nach Hite, aber das ist noch ein ganzes Eckerl und einige böse Höhenmeter entfernt, darauf hat bei diesen Verhältnissen keiner mehr Bock. Wozu auch... denn bei den Hog Springs Recreation Area...

... gibt's entgegen unserer Tourbeschreibung ("no water here") eine wunderschöne Quelle mit perfekt klarem, kühlem Wasser. Da fährt man doch nicht dran vorbei... Pläne sind sowieso Schall und Rauch.

Wo's schön ist, wird geblieben. Aber geschlafen wird nur absolut horizontal, da kenn ich nix.

Uns hängt beiden der Trockenfraß zum Hals raus, drum wird das Abendessen zur allgemeine Erbauung ein wenig aufgepeppt. Sind ja schließlich an einem Highway, alle zwanzig Minuten kommt da schon mal ein Auto vorbei. Wenn wir die Leute nach mehr als Wasser anquatschen, sprechen wir immer erst mal von "kaufen". Geld wollte allerdings bisher noch nie jemand, zwei abgemagerten Radlern greift man scheinbar gerne mit Resten aus der Picknickbox unter die Arme. Soll uns recht sein... Karotten... Schinken... Chips... Schokolade... Muffins... YUMMIE!

 

[stuntzi]

17.07. 07:50 Brücke über den Colorado River am Lake Powell, 1130m

Aufstehen bitte... ist schon viertel nach fünf. Wer den Glutofen in der Glenn Canyon Recreation Area bezwingen will, sollte eigentlich nachts radeln.

Aber am frühen Morgen zum Sonnenaufgang klappt's auch noch ganz gut. Jedenfalls ist das Heissluftgebläse von gestern noch nicht wieder aktiv.

So radelt sich's beinahe gemütlich...

... durch unwahrscheinlich rote Felsengärten...

... vorbei am...

... Devil River...

... bis zur Brücke über den Colorado River am Lake Powell.

Glaube das ist das einzige Mal auf diesem Trip, dass wir den Colorado überqueren. Gestartet sind wir nördlich des Flusses in Las Vegas, fortan fahren wir auf der Südseite weiter. Aber erst mal brauchen wir ein zweites Frühstück.

 

[stuntzi]

17.07. 18:00 Hite Marina Campground am Lake Powell, 1150m

Nach der Querung des Colorado strampeln wir nur noch ein paar wenige Höhenmeter auf dem Highway 95 und biegen dann rechts ab nach "Hite" am Lake Powell, ehemals wohl eine halbwegs quirlige Marina wo die Freizeitamerikaner mit ihren Booten auf großen Trailern ein und ausgingen. Seit das Wasser im Lake Powell jedoch immer weiter absinkt, verschlammt hier alles und die Hose wird immer toter. In den letzten Jahren gab's hier bloss noch eine Tankstelle mit nichts außer Benzin.

Aber 2019 hat sich die Situation ein wenig verbessert: Der lange geschlossene Store ist wieder geöffnet. Frische Sachen, Obst oder Gemüse, Vitamine oder sowas gibt's leider nicht zu kaufen, ...

... aber nach drei Nächten draussen freuen wir uns trotzdem, einfach mal irgendein Gefrierdings in die Mikrowelle zu schieben. Der klimatisierte Shop ist ansonsten auch der einzige Platz, wo man's in Hite überhaupt länger aushalten kann. Die mörderischen Temperaturen von Nevada zu Beginn des Trips sind definitiv wieder da. Es ist zwar erst vormittags und wir sind heute erst dreissig Kilometer geradelt, aber weiterfahren mag keiner mehr. Der kommende Fünfzehnhundertmeteranstieg vom Lake Powell hinauf in's Bears Ears National Monument wäre unter diesen Bedingungen eher ein Selbtkochkommando.

Alternativprogramm: Den unglaublich heissen Tag in Hite vergammeln und erst morgen früh noch bei Dunkelheit weiter fahren. Der kühle Laden schließlt leider um 17:00, danach braten wir draussen weiter. Einziger Platz mit Schatten ist das Toilettenhäuschen des primitiven und gähnend leeren Campingplatzes... kein Mensch außer uns hält sich hier im Sommer auf.

Wenn man sich alle zehn Minuten unter die Dusche stellt, bekommt man die Zeit bis zum Sonnenuntergang ganz gut rum.

Aufpassen muss man allerdings auf den Toiletten: Die ortsansässige und etwas renitente Klapperschlange verkriecht sich hier gerne hinter den Kloschüsseln. Bei Sichtung und Hilferuf...

... erscheint der ebenfalls ortsansässige Ranger Dan mit einer Schaufel und befördert den ungeboteten Gast in hohem Bogen zurück in die Botanik. Schein das Schlangerl aber nicht lange zu stören, die wird schon am nächsten Tag wieder kommen.

Ansonsten ist wirklich tote Hose in den drei Häusern Hite, aber immerhin können wir unsere Vorräte ein bisserl aufstocken. Drei Tage draussen waren's schon. Vermutlich werden weitere drei bis vier folgen, bis wir wieder einen Ort zu sehen bekommen. Internet war auch Fehlanzeige, kein Handynetz, kein WiFi, kein gar nix. Muss das Forum halt noch ein bisserl warten...

 

[caniscurvatus]

Richtig geile Landschaften! Und irgendwie doch auch mal geil, irgendwo komplett ohne Netz und Empfang zu sein. Hat schon auch mal was. Weiterhin immer genug Wasser in der Flasche, und Luft in den Reifen

 

[numinisflo]

Wow. Das sind wirklich gigantische Bilder.

Die Schlange allerdings reicht mir schon auf dem Bild vollkommen...

 

[waldkater]

Sind die Schlangen irgendwie geschützt? Warum gibt es der nicht eins über den Nischel, wenn die schon so gern wieder kommen?

 

[CHausK]

Einfach nur der Wahnsinn eure Tour
Vielen vielen Dank fürs mitnehmen

Und euch immer genug Wasser und Essen im Rucksack und keine Defekte am Rad

 

[Tourer-Kiel]

So viel wie die letzten Tage habt Ihr auch noch nicht über Wasser berichtet. Scheint ja fast eine Wasserlandschaft zu sein. ;-)
Und ich mache mir mal wieder sinnloserweise Gedanken über Eure Vorräte und das Ausbleiben von Nachrichten.

Tolle Gegend durch die Ihr da reitet - äh fahrt.
Aber wovon lebt so ein Store, wenn da nie jemand vorbei kommt und wofür ein Campingplatz?! - alles nich aus der Zeit als der See näher lag? Wie lange ist das her?

 

[bMerry]

W a h n s i n n ist das beeindruckend. Könnte stundenlang die Bilder anstarren - und beim Anblickvon Kaa senkrecht vom Stuhl zu fliegen. Hast sie gerattlet?
So klasse, dass Ihr uns mitnehmt, da kurbel ich nachher mit diesen Bildern vor Augen durch die heimische Landschaft . Abgesehen von der überdimensionalen Umgebung, der Bildschnitt und Erzähle sind kontinuierlich 1A. Bitte noch sehr lange, lange unterwegs bleiben

 

[matze2]

Den verregneten Sonntag Morgen in München genutzt, um aufzuholen und ab jetzt live dabei zu sein. Tolle Tour! Wird sicher als Inspiration für das nächste Jahr dienen. Da ist Utah und Arizona schon länger geplant. Vielen Dank!

 

[kolli]

16.07. 12:30 Bull Creek Pass, 3200m
Hübsch hier... fast ein bisserl "alpig" um uns herum... wäre da nicht die riesige rote Ebene zweitausend Meter tiefer, gespickt mit Tafelbergen und durchzogen mit unzähligen Canyons.

Stimmt! Schaut wirklich aus wie der Blick vom Hochries/Hochgern Richtung Chiemsee ... Nur ohne Chiemsee halt
Tolle Bilder, super schöner Bericht wieder! Danke und viel Spaß weiterhin!!!

 

[knuuth]

Tut mir leid wegen der "kurzen" Verzögerung im Livebericht: Utah ist halt anders. Die Netzlöcher haben in etwa die Größe von Bayern, da fährst du schon mal sieben Tage von einem Ort zum nächsten... oder von einem Funkmast zum nächsten.

Dieses Funkloch im Livebericht war ja angekündigt. Der Bericht über die letzten Tage ist um so besser. Gratulation zur Durchquerung der offline Zone... Nein, natürlich der Wasser und Essen kargen Gegend

 

[CoAXx]

Gibt es eigentlich keine Alpenzorro FAQ mehr? Habe nur tote Links gefunden...

 

[Lt.AnimalMother]

Sind die Schlangen irgendwie geschützt? Warum gibt es der nicht eins über den Nischel, wenn die schon so gern wieder kommen?

Gute Frage eigentlich. In so abgelegenen Gegenden wird das mit dem "geschützt" normalerweise auch nicht soo eng genommen. Da gilt dann die 3-S Regel. Shoot-Shovel-Shut Up.

 

[midin]

Wirklich Wahnsinns Eindrücke die ihr uns da bietet. Man kann sich an den Bildern kaum satt sehen.
Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie sich das anfühlt, in so einem Glutofen unerwarteter Weise auf eine klare, kühle Quelle zu treffen.
Muss sich doch anfühlen, als wäre man der König der Welt.

Ganz großes Kino!

 

[Enrgy]

Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie sich das anfühlt, in so einem Glutofen unerwarteter Weise auf eine klare, kühle Quelle zu treffen.

warte 3-4 tage, dann gibt's hier auch wieder 38°C und du kannst es vor ort testen...

 

[Goldkettle]

Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie sich das anfühlt, in so einem Glutofen unerwarteter Weise auf eine klare, kühle Quelle zu treffen.
Muss sich doch anfühlen, als wäre man der König der Welt.

Klares kühles Wasser ist großartig! Wie oft habe ich schon gedacht, ich hätte jetzt lieber ein Bier. Aber in der Hitze hier auf einen kleinen Fluss zu stoßen, ist wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.

Die Amerikaner sind oft entsetzt, dass wir das Wasser trinken. "But it wasn't tested!" Klar könnte im Wasser was drin sein, und im Zweifel schmeissen wir auch eine Tablette rein. Aber immer besser als das gechlorte Leitungswasser hier. Und Probleme hatten wir bisher nicht.

 

[Tourer-Kiel]

Ihr müsst ja Kuhmägen haben. Ich habe schon in den Alpen Probleme.

 

[Deleted 118538]

Wurde in Utah nicht auch sehr viel Uran abgebaut und damit das Wasser in vielen Landstrichen verunreinigt?

 

[Goldkettle]

Das Solarpanel (und die Steckdose in Hite) hat genug Strom erzeugt, dass ich den Film zum zweiten Teil unseres Trips fertigstellen konnte. Von St. George zum schönen Navajo Lake. Diesmal mit mehr Singletrails und weniger Wüste... Viel Spaß!

 

[Tourer-Kiel]

Das Video ist zum Träumen. Klasse!
Aber wo bekommt Stuntzi bloß seine ganze Energie her?! Die Tabletten möchte ich auch haben, die er nimmt!

 

[hasardeur]

Mir wurde schon beim Zuschauen schwindelig. Durch die bewegten Bilder wird halt alles deutlich nachfühlbarer. Danke!

 

[c_hh]

Sehr schönes Video!

weiter so.

Die Fotos sind natürlich auch sehr schön.

 

[tricycle]

grossartige Bilder, Bericht und Video einfach super Unterhaltung! soviel interessanter als die Tour de France. ihr solltet auf ESPN sein statts baseball, boxen oder was auch immer.