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Zwock

hannES Kröger
Registriert
8. März 2002
Reaktionspunkte
1
Ort
EisenSK-Nord
Eine Heimfahrt der besonderen Art

Sonntag 08:00 ich wache auf und mein Kopf ist wider Erwarten klar und schmerzfrei. Die Party gestern abend war super und ich habe dem Verlangen nach einer Zigarette widerstehen können obwohl ich zum Ende immer unruhiger wurde. Nachdem ich die Morgentoilette hinter mich gebracht habe setze ich mich draußen an den Pool und genieße die Morgensonne in malerischer Natur. Um zehn wird zum Frühstück gerufen und die Meute drängelt sich in den Speisesaal. Käsebrötchen, Müsli und ein Ei müssen die Energieversorgung für die Heimfahrt gewährleisten, sollte der Nährstoffgehalt aber ähnlich sein wie der Koffeingehalt des Kaffees, sehe ich für den weiteren Verlauf des Tages schwarz, werde ich sicherlich schon beim zusammenpacken meiner siebensachen einen Schwächeanfall erleiden. G-Punkt verweigert aufgrund der Aussicht auf eine Widerholung des gestriegen Tages die Teilnahme an der Rückfahrt und bettelt um einen Sitzplatz mit Fhrrad-Transportmöglichkeit in einem der Zurückfahrenden Autos.

Der Aufbruch rückt näher, Acke muß noch schnell einen Reifenschaden beheben und auch der Rest der gestriegen Partyteilnehmer scharrt schon mit den Hufen. gegen 11:30 fällt dann für uns der Startschuß und wir rollen uns langsam ein. Das erste Stück des Weges führt uns durch das malersiche "Museumsdorf" Glashütte, Fachwerkhäuser säumen die Dorfstraße und Touristen werden hier sicherlich Busweise angekarrt. Wir stechen nach rechts in den Wald, den wir allerdings schon nach ca. 50 Metern wieder verlassen um auf einem Beton-Plattenweg gen Norden zu fahren. Der Wind bläst uns ins Gesicht und läßt bei mir ein ungutes Gefühl aufkommen da die Konstelation von Zuckersand mit Gegenwind unangenehme Erinnerungen in mir weckt. Ich ducke mich in den Windschatten von Rifli und bin bemüht dem hohen Tempo zu folgen. Wir kreuzen die Straße, die uns gestern nach Glashütte gebracht hat und nutzen kurz den ein wenig durch Bäume geschützten Radweg. Schon bald erreichen wir die Schneise im Wald die unsere weitere Route in Richtung Heimat darstellen soll, die legendäre "Trasse". Der erste Eindruck war nicht besonders beängstigend, beste Forstautobahn entlang einer schier endlos erscheinenden Lichtung, die bis zum Horizont reicht, doch der erste Eindruck täuscht. Immer wieder geraten wir in Sandlöcher die das Fahren teilweise unmöglich machen. Es ist eine Gratwanderung zwischen driften, fahren und umfallen, wer schon jemals versucht hat auf einem Strand mit feinem Pudersand mit dem Fahrrad zu fahren weiß was ich meine. Hier ein paar Eindrücke von der Strecke:
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Die Trasse

Wenn man mit dem Pedalieren aufhört bleiben die Räder einfach stehen:
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Ghostrider

Das liegt bereits hinter uns:
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Die Vergangenheit

Das haben wir noch vor uns:
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Die Zukunft

So verrinnen die Kilometer sehr Zäh und zwischendrin bin ich fast am Ende meiner Kräfte. An einem Kornfeld verlieren wir das erste und einzige mal den rechten Weg und nach einem kleinen Umweg geht es zurück auf die Zuckersand-Autobahn. Nachdem wir uns dann an der A 13 einen Zuckersand-Anstieg hochgequält haben wird der Beschluß gefasst dem Sand den Rücken zuzudrehen und so verlassen wir denn Wald auf dem schnellstmöglichen Weg. Es geht weiter über Motzen in Richtung Gallun und Acke und Rifli halten vorne im Wind die Fahne hoch. Ich mache mich ganz klein und mehr als einmal kann ich das hohe Tempo nicht halten aber irgendeiner fährt mich immer wieder in die schützende Gruppe zurück.

In Mittenwalde entdeckt PDa einen Bäcker der auch noch geöffnet hat und so machen wir einen kurzen Zwischenstopp für Kaffee und Kuchen. SOlchermaßen gestärkt geht es bald weiter, meine Beine haben langsam die Konsistenz von Gelee und etwas wackelig auf den Beinen eier ich die ersten Meter mehr schlecht als recht hinter den anderen her. Zwischen Feldern geht es an einem Kanal entlang nach Ragow und noch immer schneidet Rifli gnadenlos mit der ihm typischen Aero-Haltung wie ein Messer durch den Wind. Ich hocke langsam am Ende meiner Kräfte angekommen völlig zusammengekauert im Windschatten und sehe zu die mir verbliebenen Reserven so gut es geht einzuteilen, jede kleine Kuppe muß ich mit einem kurzen Abriß quittieren um mich anschließend von Acke wieder ranfahren zu lassen. Wir unterqueren den Berliner Ring und als nächste Wegpunkte stehen Karlshof und Kiekebusch auf dem Plan mir fällt es immer schwerer an den Anderen dranzubleiben und ich bin über jeden noch so kurzen Halt dankbar. Endlich erreichen wir die 96a und eine Ende liegt in greifbarer Nähe, noch ein, zwei rechts links Kombinationen und wir erreichen die im Bau befindliche Verlängerung der A113. Nach einer kurzen Klettereinlage stehen wir auf dem gigantischen Betonband welches die Stadt durschneidet und haben einen Blick, wie er sich uns so wohl nie wieder bieten wird.

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Acke auf der BAB

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Pinkelpause

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Steilkurve

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Steilkurve


An der Zukünftigen Ausfahrt Johannisthaler Chaussee verlassen wir die BAB und hier trenne sich unsere Wege, da ich mich nach westen bewegen muß. Ich kurbel die verbliebenen Restkilometer jetzt mit wesentlich weniger km/h gen Heimat wo ich dann um kurz nach vier eintreffe. Lautes Miauen begrüßt mich schon im Flur und nachdem ich die Tiger gefüttert habe falle erschöpft aber glücklich auf das Sofa um mir die Fortsetzung des gestriegen Disasters anzusehen.

Eine schöne aber für mich grenzwertige Tour, die ich so ohne die Anderen nicht überstanden hätte.
 
Wie schon auf ueberheblichewichser.de geschrieben, finde ich es ja besonders toll, wenn die Kollegen vom ESK durch meine Heimat kurbeln. Wie ich diese Bilder liebe. Fahrraeder bleiben einfach stehen, wenn man absteigt. Die Sonne knallt auf den trockenen Sand. Die stickige, drueckende Hitze der Kiefernwaelder schnuert einem die Kehle zu. Der aufgewirbelte Staub macht das zusaetzlich noch unertraeglicher. Klasse!

Ich selbst war am WE bei meinen Eltern und habe mich am Samstag von Erkner auf den Weg gemacht. Ueber das Loecknitztal, Kuechengestell, Grosse Traenke ging es ueber die Rauener Berge, Kolpin, Rieplos, Alt-Stahnsdorf, Wolzig, Klein Eichholz, Prieros, Gussow nach Bestensee. Alles in allem dann 85 teilweise auch seeeeehr sandige Kilometer (man erinnere sich an das Sandloch auf dem Kuechengestell sowie etliche weitere fiese Passagen) bei feinstem Wetter. Und rechtzeitig zu Grill und Weissbier zu Hause.

Zwocki, hast du Kilometerzahlen fuer Hin- und Rueckfahrt parat? Magst du noch Overlays fuer beide Touren zeichnen?
 

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hier noch die tour-daten
050717_Glash_tte_Berlin.jpg



73,27 Kilometer in 03:18; 157 hm; ø 22,4 km/h
 

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sehr schöne berichte, herr zwock! hier scheint ein vergessen geglaubtes stück unserer vergangenheit in ungetrübter härte aufzublitzen. wenn ich diese leichten hardtails von pda und acke sehe, ja - dann spüre ich das verlangen mein altes rocky mal wieder vom haken zu nehmen... menis
 
raymund schrieb:
Hmm..das Höhenprofil hättest Du auch weglassen können.
10hm auf zuckersand entsprechen 50hm auf gut zu fahrendem schotter von der anstregung her. also nimm das hoehenprofil mit einer ueberhoehung um den faktor 5 und schon siehts ansprechender aus fuer leute die nur dreidimensional denken.

greetz, rb
 
rob schrieb:
10hm auf zuckersand entsprechen 50hm auf gut zu fahrendem schotter von der anstregung her. also nimm das hoehenprofil mit einer ueberhoehung um den faktor 5 und schon siehts ansprechender aus fuer leute die nur dreidimensional denken.

greetz, rb

Das sollte auch keine Geringschätzung der erbrachten und, wie immer, sehr schön beschriebenen Leistung sein.
Ich wollte eher darauf hinweisen, daß die reine Höhenangabe zur Tourbeschreibung nicht taugt. Für solche Gefilde braucht man schon eine Drehmomentabnahme an der Kurbel, um die Leistung elektronisch zu erfassen.

Gruß
Raymund
 
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