Der Folding*Star: Ein Zerlege-Rad oder Was erlauben Prof. Dauerbruch ?
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EmilEmil » Do 24. Sep 2020, 13:59 im Faltradforum.
Schöne Bilder von unterwegs.
Hier nur einige Bilder und die schlechte sowie die gute Nachricht: Hauptrohrbruch an der Schweißnaht zur hinteren Gelenkplatte während der Fahrt bei 30 [km/h] am 23.09.2020 . Glück im Unglück: Es war ein Foto-Apparat mitgeführt worden und dem Radler (EmilEmil) ist kaum etwas passiert: Geringfügige Prellungen und kleinere Hautabschürfungen an der linken Körperseite. Die Strumpfhose hat ein paar Löcher in der linken Knie-Gegend und das Radl ist außer dem Bruch nahezu unbeschädigt.
Der Bruch geschah, als die Bordsteinkante einer Radweg-Absenkung passiert wurde. Dieser Gewaltbruch ist der Restbruch eines Risses, der wahrscheinlich von der Zugseite der Biegemoment-Belastung (Unterseite des Rohres) ausgegangen ist (Dauerbruch !) Mit besten Grüßén vom gleichnamigen Professor !
Das letzte Bild zeigt den Folding*Star im Zerlege-Modus (Aber nicht wiederholbar !). Den Transport vom Unfallort (Zwischen Detmold und Horn) zum Bhf. Detmold besorgte ein freundlicher und hilfsbereiter Radl-Kamerad aus Horn. Nochmal von hier ein Herzliches Dankeschön, Frank.
Zuhause in meiner Hütte habe ich einigen Sekt auf meine Lampe gegossen. Warum ? Habe ich leider vergessen.
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So 27. Sep 2020, 11:33
Schneller als vermutet, ist die Ursache für den Bruch gefunden:
Eine liederliche Schweißnaht, die auf ca. 40 % ihrer Länge gar keine Bindung vom Rohr des Rahmens zur Schweißnaht (Warum schreibe ich zuerst immer "Scheißnaht" ?) hat.
Bild1:
Bild2:
Bild3:
In Bild1 (Blick auf die Schweißnaht von hinten) sieht man, daß der linke Teil der Schweißnaht gar keine Verbindung zu dem Rahmenrohr aufgebaut hat. Das Rohr steckte da nur lose in der Schweißnaht-Kontur. Die Feuchtigkeit der Luft konnte da schon leichten Rost aufbauen. Dieser ist um den unteren Scheitel der Schweißnaht-Ellipse am stärksten ausgeprägt. Da hat die Schweißnaht wegen Anfang und Ende eine Überlappung. Das ist auch der Bereich der größten Zugspannung durch die Biegebelastung durch Rahmen-Eigengewicht plus Radler-Gewicht (Statisch 1:1, dynamisch wirken größere Belastungen (Stichwort Last-Vielfache ! Darunter auch negative Belastungen).
Die leichten Spuren von Rost im Rahmen (ca. 45 Jahre alt, aber nur ca. < 20 000 [km] !) zeigen, daß man sich deswegen keine besonderen Sorgen machen muß, sofern das Rad gut gepflegt wird. Unter meiner Regie war das Rad niemals größeren Regengüssen ausgesetzt (Schönwetter-Fahrer ! Und immer in der trockenen Hütte untergestellt !). Für den (Die ?) Vorbesitzer kann man das auch postulieren.
Bild3 (Seitlicher Blick auf das Rohr) bestätigt die Folgerungen aus der Analyse von Bild1. Man sieht Links den leichten Rost am unteren Scheitel sowie die nicht "verbundene" Kontur des Rahmenrohrs im Vordergrund. Am oberen Scheitel gibt es eine gezackte Kontur, das war vermutlich die letzte Verbindung von Gelenkplatte und Rohr, die dann zerrissen wurde.
Bild2 (Blick nach hinten auf das abgetrennte Rohr) zeigt die Ovalisierung des Rohrs, die einmal durch einen elliptischen Querschnitt des Rohrquerschnitts (36.0 /43.0 für die Durchmesser) und zusätzlich zum anderen durch den schrägen Schnitt entsprechend der Lage der Gelenkplatten hervorgerufen wird. In der Mitte des Schnitts kann die Wanddicke gemessen werden. Für den rechten ("Unverbundenen") Teil im Bild (In Fahrtrichtung Links !) mißt man 2,5 [mm] , für den linken Teil im Bild nur 1,9 [mm], was mich einigermaßen überrascht.
Denn gezogene Rohre haben über den Umfang Unterschiede in der Wanddicke, aber 31,5 % Differenz ist da schon eine Menge Holz (Zuviel !) ! Die Frage ist, ob da Absicht dahinter steckt ?
Möglicherweise gibt es (nur) an der Innenseite des verschweißten Umfangs-Bereichs eine Einschnürung ? Das wäre für meine bisher gesammelten Kenntnisse (Erfahrungen !) absolutes Neuland ! Hat jemand eine andere (bessere ?) Idee, was da los ist ?
Wie dem auch sei, die Seiten-Biegesteifigkeit (Bezug: Hochachse) würde das vermutlich verkraften, die (wesentliche) Biegesteifigkeit bzgl. der Querachse wäre gar nicht tangiert (Bei korrekter Verschweißung !). Es gibt in diesem Fall eine geringfügige Verschiebung der Schwerachse.
Aber wenn ausgerechnet nur der "dünnere" Teil der Querschnittswände verbunden ist, muß man sich über das Ergebnis erst recht nicht wundern. Rastlinien eines Dauerbruchs kann ich auf dem Querschnitt nicht entdecken, nur eine körnige Fläche die üblicherweise den Restbruch (Gewaltbruch !) kennzeichnet.
Diese oben genannte Wanddicken-Variation läßt natürlich die Frage aufkommen, ob man diesen Unsinn bei der Reparatur mitnimmt oder ob es nicht sinnvoller ist, das ganze hintere Stück des Hauptrohrs zu ersetzen (So wie ich es für richtig halte; im Gegensatz zu einem Konstrukteurs-Klau mit merkwürdigen Ideen ?).
Was zuerst eine Dauerbruch Vermutung bei mir war, ist nun bei näherem Hinsehen ein eingebauter (System-) "Dauerbruch".
Für die Reparatur werde ich mir bestimmt Zeit lassen, denn : Einmal auf die Fresse geflogen, reicht. Glück kann auch überstrapaziert werden. Die Reparatur wird erst in 2021 erfolgen. So weit fürs Erste.
MfG EmilEmil