Hallo,
ich möchte kurz zusammen gefasst mein G16 Jahr Revue passieren lassen. Zum Fahren werde ich heuer sowieso nicht mehr kommen, wegen COVID seit Nikolaus. Insofern: 365 Tage und was man so erlebt:
Jawohl, das G16 ist noch immer mein einziges Bike. Ich habe zwar immer wieder überlegt, auf ein G1 um zu steigen, war letztens auch mit Nicolai wegen eines Tailor Made Rahmens im Gespräch, was aber im Sand verlaufen ist. Gegangen wäre es da um ein G1 mit 200 mm vo und hi in 650B/29" mit sehr ähnlicher Geometrie wie es das aktuelle Serien-G1 hat. 250/75 Dämpfer und 590 mm Gabeleinbaulänge.
Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich kein Problem mit zu niedrigem Stack, sondern mit zu hohem. Das, seit ich den Arma fahre. Der lässt sehr sehr viel Sag zu bzw. sagt ja EXT, dass das so gut ist. Ist schon lustig. Vor vielen Jahren wollte uns ein Hersteller davon überzeugen, dass ein MTB überhaupt keinen Sag braucht. Bei unserem Gelände (steil) ist der Arma der erste Dämpfer, der das Hinterrad wirklich gut am Boden hält. Aktuell fahre ich hinten 33 bis 35% Sag und an der Gabel 20%. Früher, als ich noch den CCDB gefahren bin, hatte ich einen Lenker mit 35 mm Rise montiert. Seit der Arma drin ist, ist es einer mit 15 mm Rise. Bei 599 mm Stack am G16 kann sich jeder ausrechnen, was da mit einer 29" 200 mm Gabel los wäre. Nicht so einfach, das für mich fahrbar hin zu bekommen. Generell ist das Bike selbst das mit Abstand geringste Problem, das ich habe. Hätte ich mir zwar auch nicht vorstellen können, dass es mal so sein wird, aber was mir heute fehlt, ist einfach Zeit am Bike. Drei Ausfahrten pro Woche brauche ich, um mein (sehr mittelmäßiges) Niveau zu halten.
Der Arma hatte übrigens von einem Tag auf den anderen einen zu weichen Druckstufen Shimstack. Ich habe dann viel herum probiert. Hat alles nicht substantiell geholfen. Letztlich hab ich dann beim Dämpfer-Service den Shimstack anpassen lassen; was eine mittlere oder besser gesagt größere Katastrophe war. Unser EXT Vertrieb war nicht in der Lage, in diese Richtung etwas auf die Beine zu stellen. Letztlich habe ich auf gut Glück eine Änderung vor gegeben und das hat dann auch insofern funktioniert, als ich jetzt mit der 300er Feder den selben dynamischen Sag fahren kann, wie vorher mit einer 350er Feder. Zum Durchschlag, besser gesagt zur vollen Federwegsausnutzung habe ich ihn noch nicht gebracht, liegt aber auch daran, dass ich seit der Änderung nicht mehr intensiv fahren konnte (liegt an meiner Patella Sehne). Insofern muss das noch etwas genauer unter die Lupe genommen werden.
Die Änderung sieht übrigens so aus:
15 - 0,4
15 - 0,4
14 - 0,3
18 - 0,15
19 - 0,15
20 - 0,15 (neu)
22 - 0,15
24 - 0,15
26 - 0,15
Grundsätzlich ein Tipp an alle EXT Fahrer, zumindest an die, die den Storia oder Arma fahren: Die beiden Shimstacks sind für die Funktion den Dämpfers essentiell. Vergesst die LSC und LSR Einstellung. Die haben beide marginale Wirkung und dienen wirklich nur dem Fein(st)-Tuning. Ich habe das auch mal EXT geschrieben, dass ihr Geschäftsmodell so nicht funktionieren kann. Im Grunde müsste man den Kunden zb drei Test-Dämpfer mit unterschiedlichen Tunes zur Verfügung stellen und der Kunde könnte dann wählen. Halt irgendwas in diese Richtung. Geometron macht das ja auch so, oder? Noch besser wär's, man könnte als Kunde selbst den Shimstack umbauen. Dazu bräuchte man nur die paar nötigen Dichtungen, die aber EXT nicht raus gibt. Wenigstens gibt es einen ukrainischen Shop, der passende Dichtungen anbietet. Für rein aus dem Bauch raus umbauen ist das aktuelle System zu teuer. Service plus Shimstack ändern kostet 180 Euro oder so.
An der Selva fahre ich mittlerweile die neue Staubabstreifring-Generation. Die lohnt sich wirklich. Nach wie vor verstehe ich nicht, warum das Öl in den Standrohren möglichst zähflüssig sein soll. Ich fülle welches mit niedriger Viskosität ein und das funktioniert nach wie vor sehr gut. Vielleicht liegt das daran, dass ich mehr Öl einfülle, als vor geschrieben. Formula gibt für beide Seiten von Füllvolumen von 15 ml an. Ich bin aktuell bei 30 ml und werde beim nächsten mal noch deutlich mehr einfüllen. Ich erwarte mir dadurch ein wenig mehr End-Progression, die mir derzeit fehlt. Ist nicht extrem, aber wenn man optimieren kann... In Wirklichkeit fehlt mir aber sowieso eine Coil Gabel mit hydraulischem Durchschlagschutz. Wobei mir richtig viel Öl in der Federseite das vielleicht eh einen ähnlichen Effekt erzeugt. Optimistisch bin ich aber nicht, dass sowas noch kommen wird und schon gar nicht in 650B. Eher wird da noch die Selva endlich als DC Gabel kommen. Auf die warte ich jedenfalls; und auf einen 30 mm DM Vorbau.
Neue Lager hat das G16 heuer auch bekommen. Dazu habe ich das schöne Lager-Service-Kit von Nicolai gekauft. Falls das mal jemand leihen möchte, an Leute, die ich kenne, verleihe ich es natürlich.
Vielleicht noch ein paar Gedanken zum Nucleon 16:
Ich hoffe sehr, dass das mit dem Supre Schaltwerk und vor allem mit dem Kettenspanner hin haut. Der Kettenspanner ist bei diesem Konzept wirklich essentiell. Weiß jemand, wie das Schaltwerk ausgeführt wird? Eh alles in CNC? Wäre doch was: Rahmen in raw und das Schaltwerk dann in rot/blau Eloxal wie damals das von Paul. Preislich ist Supre natürlich wild. 1.200 Euro mit XT Komponenten. Als Kunde hätte ich mir XX1 erwartet. Mit dem Nucleon hat sich nun auch Nicolai mit den Geo Vorstellungen anderer Hersteller getroffen. Kein extremer Reach, kein extremer Lenkwinkel. Beides bleibt scheinbar dem G1 vorbehalten. Mich stört am Nucleon ein wenig das durchbrochene Sitzrohr. Die Einstecktiefe der Sattelstütze und die Sitzrohrlänge werden damit für mich problematisch. Ist euch auch aufgefallen, dass das Nucleon eine unglaublich lange Schwinge hat. Die müsste noch länger als die der Orange Bikes sein. Die Abstützung erfolgt dann noch mal über die Dämpferanlenkung. Gut, so richtig steif muss ein Nicolai Hinterbau sowieso nicht sein.

Durch die lange Schwinge sollte das Nucleon jedenfalls eine sehr schöne Raderhebungskurve haben.
Wie es wohl mit Nicolai weiter gehen wird? Die Fülle an Modellen, die Nicolai derzeit im Portfolio hat, ist für eine so kleine Firma schon beachtlich. Dabei gibt's eine große Lücke bei den E-Bikes, weil Bosch scheinbar nichts in Richtung Light-E-Bike bringt.
Karl-Heinz Nicolai meldet nach wie vor Patente an. Heuer kam ein elektrisch/mechanisch leistungsverzweigtes Getriebe zur Anmeldung und noch ein rein mechanisches mit drei Wellen. Ich glaube aber, dass Nicolai die Ressourcen fehlt, um sowas dann auch selbst um zu setzen. Aber vielleicht will ja jemand lizenzieren.
So, das wär's auch schon wieder. 2022 war kein gutes, aber auch kein übles Jahr. Schön finde ich, dass man heute ein Bike aus 2017 fahren kann, das noch immer kaum Wünsche offen lässt.