So, sorry, dass es so lange gedauert hat, aber nun mal meine bisherigen Erfahrungen mit der Mezzer. Dafür mach ich es jetzt ausführlich.
Wie schon erwähnt, alles noch nicht ganz abschließend: Erst hat es noch eine Weile gedauert, bis das Bike aufgebaut war, dann hatte ich keine Zeit, dann scheiß Wetter und dann jetzt halt das Virus...
Aber es hat zumindest gereicht, dass die Abstimmung aus heutiger Sicht fertig ist und ich sagen kann, wie sich das Ding auf den Hometrails verhält. Was halt fehlt sind Erfahrungen auf harten, gebauten Trails und größeren Jumps oder Drops.
Das Bike hatte ich ja schon mal gepostet:
Jetzt kann auch gemezzert werden.
Also, Transition Patrol Carbon in Größe L, DPX2, MT7, Pirope, GX Eagle/Decendant Carbon, Revive, Gobi M1,
Syntace,
Race Face, ... . Bereifung ist Kaiser Projekt 2.4 Protection hinten, Assegai DD 3C Maxx Grip vorne. Die Karre wiegt so wie es da steht 14,3kg.
Mezzer 27,5 mit 37mm Offset.
Zu den Fragen von Plauderpete:
Da wäre Fahrer gewicht: 75Kg bei 1,80m
Federweg: 170mm vorne, 160mm hinten
Komplettes Setup:
Da will ich etwas mehr ausholen. Ich weiß, dass meine
Dämpferpumpe gut funktioniert und ich damit genau einstellen kann, allerdings sind die Absolutwerte mit Vorsicht zu genießen. Ich weiß, dass sie zu wenig Druck anzeigt (quer gecheckt mit anderen Pumpen). Ich vermute, in Realtität sind etwa 3-5 PSI mehr drin sind, als meine
Pumpe sagt.
Also Drücke (laut meiner
Pumpe): Hauptkammer 50 PSI, IRT-Kammer: 73 PSI
Dämpfung: (alles wie im Manitou setup-guide,
von komplett geschlossen)
Zugstufe 6 Klicks (von 10)
Lowspeed Druckstufe 5 Klicks (von 10)
Highspeed Druckstufe 2 Klicks (von 4)
Lenkwinkel: gemessene 63,75°
Heck mitte oder frontlastige Fahrweise: Würde sagen Mitte. Fahre ausschließlich Flats, komme von old school hecklastiger Fahrweise, habe mich aber beim letzten Bike, das je nach Setup teilweise stark untersteuerte, deutlich nach vorne umgewöhnt. Fahre heute am liebsten mittig, kann in Kurven aber auch mal vorne drauf pushen.
Hauptsächlich gefahrenes Terrain Flowig flacher, steil technisch:
Gemischt. Ist einiges an flacher dabei, da dann von flowig bis steinig. Aber es gibt auch gut steile Dinger, die ich am meisten liebe, besonders wenn man da das Tempo trotzdem hoch halten kann. Steiler und eng mit klassischem Hinterrad umsetzen gibt´s aber auch.
Nach welcher Systematik haben denn hier die anderen zufriedenen Fahrer ihr setup eingestellt?
Ich fahre nun schon ein paar Jährchen und kenne meine Setup-vorlieben und habe diese dann mit dem Setup-Guide von Manitou abgeglichen. Dann erste Testfahrten, einmal Nachbessern und dann war ich eigentlich auch schon fertig. Habe dann noch etwas an der Dämpfung aus Interesse gespielt, bin aber wieder zurück gegangen, weil es schon gepasst hatte.
Ich mag meine Gabel härter als den Hinterbau. Das heißt, der Hinterbau soll anfänglich ruhig schön alles wegflubbern um keine Hänger zu erzeugen und gut zu überrollen (auch mit 27,5ern). Dafür muss er dann halt eine gute Progression mitbringen für härtere Sache. Das Tranny macht das nach meinem Geschmack schon ganz gut. Die Gabel mag ich mit viel Gegenhalt, ich hasse es wenn sie zu leicht weg sinkt. Besonders in steilerem Gelände, oder wenn man Last drauf bringt. Gleichzeitig soll die Gabel aber dennoch sensibel arbeiten, Traktion bringen, kontrolliert sein und nicht zu anstrengend werden. Daraus folgt: Ich mag ein gewisses Maß an Dämpfung (also keine Gabeln die nur "auf der Feder fahren", finde ich eher unkontrolliert), aber auch nicht zu viel, da es sonst zu anstrengend wird, oder die Sensibilität leidet.
Da ich also viel Gegenhalt am Anfang und in der Mitte mag, muss die Federkennlinie passen (keine Durchhänger in der Mitte) und das Grundsetup ist etwas härter als es manch anderer mag. Dafür darf hinten raus nicht zu viel Progression kommen, sonst bekomme ich den Federweg nicht mehr gut genutzt. Ich mag also hier ein lineareres Setup als am Hinterbau. Grundsätzlich komme ich mit Coil-gabel mit HBO gut klar. Aber ich wollte anpassen können (auch für Kindersitz) und mal ein einigermaßen leichtes Rad. So, Schluss der grauen Theorie, so bin ich vorgegangen:
Empfehlung von Manitou ist 20-25% negativfederweg. Ganz am Anfang hab ich mal aus Spaß für 10 Minuten um den Block auf gut 23% (zentral stehend) eingestellt und gleich gemerkt, das ist mir zu weich.
Also, habe ich den Negativfederweg über die Hauptkammer auf 20% gestellt. Den IRT Druck analog zu dem Druck in der Hauptkammer dann einfach in die Mitte der Angabe aus dem Setup-Guide.
Dämpfungseinstellungen gemäß meinen strafferen Vorlieben, aber nicht brutal zugeknallt, alle in den Überschneidungsbereich zwischen "Downhill" und "Enduro" laut Guide gedreht. Fertig.
Damit ging es auf den Trail. Das hat sich auch auf Anhieb verdammt gut angefühlt. Ich habe dann noch 2 Klicks LSC raus genommen, weil die Gabel echt geil im Federweg stand und ein Klick mehr Zugstufe für minimal mehr Kontrolle. Das war alles schon recht geil, nur in ein paar Situationen, kam plötzlich ein Schlag etwas härter durch, als man sich das so vorstellt. Beispielsweise Kurve mit Last gefahren mit Laub, wo man nicht so genau weiß, was drunter ist, oder grobe Wurzelpassage. Unten den O-Ring gecheckt. 12,5cm Federweg genutzt. Das ist für die Abfahrt zu wenig. Zwar ist sie nicht so hart, dass man da 17cm nutzen sollte (zwecks Reserven für härtere), aber mit meiner alten mit 17cm habe ich da schon so 14,5-15cm genutzt. Daher habe ich den Druck im IRT reduziert.
Achtung: Die Gabel ist mit Druckänderungen recht sensibel. Man sollte nich einfach mal 10 PSI ändern, eher so 3 PSI. Gilt für beide Kammern. Ergebnis: Gabel verhält sich wie vorher, nutzt aber wie gewünscht mehr Hub und die Spitzen waren weg. 1 Klick LSC habe ich nochmal mehr drauf gedreht. Insgesamt schnelles, gut machbares Setup.
In manchen Tests stand, die Dämpfungseinstellung würde nicht viel unterschied machen. Kann ich nicht bestätigen. Der Bereich ist einfach sinnvoll und "sinnlose Extreme" sind weggelassen. Man merkt auch auf dem Parkplatz tatsächlich nicht viel Unterschied, aber auf dem Trail. Kennt man von Fox oder RS so weniger, ich kannte das aber z.B. auch von Bos.
So, Performance:
Ich bin letztes Jahr einen Tag, bzw. einen guten halben Tag Fox 36 Grip2 und Lyrik Ultimate gefahren. Das sind keine tiefgreifenden Testerfahrungen, reicht aber denke ich für einen groben Vergleich. Teilweise aktualisierte
Pike von meiner Frau wäre auch noch ein guter Vergleich. Meine eigenen Gabeln sind leicht getunte 26 Lyrik DH und ebenfalls getunte, aber auch betagte Fox 40 RC2 mit Titanfeder und HBO. Zurück zum aktuelleren Vergleich: Die 36 hat mir besser gefallen als die Lyrik, da sie besser im Federweg steht. Lyrik war dynamischer auf flachen Trails, hängt mir aber einfach zu tief, oder ich habe sie so hart gemacht, dass ich den Federweg nicht genutzt bekommen habe, auch ohne Spacer (und hart war sie dann auch).
Von der Sensibilität ist die Mezzer auf Lyrik Niveau, also eher minimal besser als die 36. Gleichzeitig steht die Mezzer aber besser im Federweg als beide anderen Gabeln. Die 36 bekommt man auf ähnliches Niveau, dann ist sie aber deutlich stärker gedämpft und wird dann auch anstrengender. Das Verhältnis aus Gegenhalt und Komfort ist einfach super bei der Mezzer. Auch Gegenhalt und Federwegsnutzung ist halt mit dem 3 Kammersystem gut abstimmbar, mit anderen bekomme ich das so gar nicht hin, Tokens hin oder her. Etwas Reserven für hartes gibt es noch und zu not ist da noch der HBO.
Überhaupt ist die große Stärke der Mezzer, dass man sie komplett unterschiedlich in alle Richtungen abstimmen kann. Fluffig bis straff von der Federung her, offen bis gut gedämpft, alles in sinnvollem Bereich.
Ich fand sie auch nicht schwer abstimmbar.
Abschließend ein Satz zur Steifigkeit (großes Thema wegen der 38 derzeit):
Ja, die Mezzer fühlt sich sehr steif an. Unangenehm konnte ich nicht feststellen. Großen Vorteil auch noch nicht, bis auf einmal, als ich aus einer Rinne einfach rausgelenkt habe, was mit manch anderer Gabel so easy bestimmt nicht gegangen wäre. Aber da fehlt mir auch noch die Erfahrung auf harten Strecken mit dem Gerät. Ich mag die Kombi aus steifer Gabel und Rahmen und vergebenden Laufrädern. Die Pirope nehmen halt unangenehme Spitzen komplett weg, daher bin ich mir sicher, dass ich von der hohen Steifigkeit der Mezzer nichts Nachteiliges spüren werde. Auch Traktionsabriss ist bei dem Rad überhaupt gar kein Thema. Ich bekomme das Rad mit den
Reifen und den Laufrädern selbst mit Absicht kaum ausgebrochen, schon gar nicht vorne. Also Untersteuern ist trotz langem Reach, kurzem Vorbau, flachem Lenkwinkel und kurzem Hinterbau überhaupt kein Thema. Ich tendiere gerad zu bessere rollenden
Reifen vorne, das war in der Hinsicht schon sehr auf Sicherheit ausgelegt.
Mal sehen wie sie sich weiter macht. Buchsenspiel ist bislang kein Thema, Montage war bei mir alles gut.