Moin Dani,
so, da bin ich wieder, diesmal mit Kurven.
Dani schrieb:
Ich unterscheide das begrifflich möglicherweise anders als andere: Die High Speed Druckstufen
dämpfung dient dazu, das Öl bei hohen Geschwindigkeiten zu
bremsen, damit die Gabel nicht durchschlägt. Das setzt natürlich voraus, dass das Öl bei hoher Geschwindigkeit auch dort durchfliesst. Es ist auch klar, dass bei hohen Geschwindigkeiten mehr Öl durchfliesst als bei kleinen Geschwindigkeiten, ABER in der HSD ist die Dämpfungskraft bei hoher Geschwindigkeit auch grösser als bei kleiner Geschwindigkeit, es sei denn, es ist zusätzlich ein Blow Off Ventil eingebaut, das sich ab einem bestimmten Öldruck öffnet.
Wichtig finde ich hier aber immer wieder zu erwähnen, daß die Dämpferkraft bei einer Erhöhung der Geschwindigkeit IMMER größer wird. Das trifft auf die LSD, HSD und auch auf ein BlowOff-Ventil zu. Es kann nur dann anders sein, wenn die Ventilierung Reibungsbehaftet ist. Das trifft zum Beispiel auf das SPV zu, da kann es grundsätzlich der Fall sein, daß die Dämpferkraft bei einer sehr geringen Geschwindigkeitserhöhung geringer wird, wenn durch diese Geschwindigkeitserhöhung das Venil ruckweise ein Stückchen weiter öffnet. Das liegt dann am StickSlip der Dichtungsreibung des Ventils. In der Regel ist Reibung im Ventil aber unerwünscht, deshalb sind die shims ja so beliebt, weil die kaum Reibung haben.
Dani schrieb:
Ich wollte damit nur veranschaulichen, dass die grosse Durchlassöffnung allein noch keine High Speed Druckstufendämpfung ist, es sei denn, die Öffnung ist zu klein gehalten...
Die HSD Dämpfung erfolgt erst durch den Shimstack, der die Öffnungen der Bohrung verschliesst und dem Öl einen Widerstand entgegenstellt, der mit der Ölgeschwindigkeit anwächst.
Dani schrieb:
Ich habe aber schon Dämpfungssysteme gesehen, die ein vollständig offen haben, da die Shims nach einer gewissen Öffnungsweite an einer konvexen Fläche anliegen, damit sie nicht mit der Zeit brechen. Die Frage ist natürlich, ob bei relevanten Ölgeschwindigkeiten die vollständige Öffnung erreicht wird.
Eine konvexe Anlagefläche wird oft verwendet, um die shims gleichmäßiger zu belasten und die Lebensdauer zu erhöhen. Sonst würde der innere Bereich über Gebühr beansprucht. Es sollte aber nicht so sein, daß sich der shim komplett anlegt, dazu aber mehr bei meinen Kurven.
Dani schrieb:
Bei diesen Kurven ist zusätzlich ein Blow Off Ventil im System drin, das die Kurven bei hohen Geschwindigkeiten abflachen lässt (steht im Text), zudem geht ja bei den Kurven wahrscheinlich nur die unterste komplett durch den Shimstack und alle andern zum Teil durch einen regelbaren Bypass, wie sonst ist die Druckstufe sonst von aussen einstellbar?
Ein übliches Verfahren, um die HSD von außen einstellbar zu machen, ist zB, den shimstack zusätzlich durch eine Druckfeder zu belasten. Diese Druckfeder ist dann wiederum von außen in ihrer Vorspannung einstellbar.
Wodurch sich das BlowOff Ventil anders verhalten soll als andere federbelastete Ventile (also auch shimstacks oder SPV), entzieht sich hier meiner Kenntnis. Eventuell wird ein zusätzliches Ventil eingebaut, daß die shimstacks vor Überbelastung schützen soll. Letztendlich verhält sich dieses zusätzliche Ventil dann aber genau so wie die anderen, außer es ist irgendwann vollständig geöffnet. Dann herrscht das Prinzip Bohrung...
Dani schrieb:
Das mit den Turbulenzen habe ich zum Teil falsch formuliert, ich meinte, dass Turbulenzen, die am Rand der Shims entstehen, eine Dämpfung zur Folge haben, die mehr als quadratisch zur Geschwindigkeit zunimmt. Ich habe dabei nicht explizit erwähnt, dass der grössere Teil der Dämpfung durch das "Aufbiegen" der Shims zustande kommt. Ich habe keine Ahnung, wie gross der Anteil der Turbulenzen am Shimrand bei welcher Ölgeschwindigkeit sein könnte. Da spielt wahrscheinlich der Platz zwischen Shimrand und Zylinderinnenwand eine viel grössere Rolle, ist der Spalt gross genug, sind möglicherweise bei "normalen" Geschwindigkeiten die Turbulenzen vernachlässigbar.
Ich kenne aber eine Gabel, die auf Wunsch mit einem "Turbulenzerzeuger" in der Druckstufe versehen wurde, was mir aber wegen der hohen Potenz in der Geschwindigkeitsabhängigkeit nicht einleuchten wollte (theoretisch).
Die Gabel kenne ich natürlich nicht, auf jeden Fall wäre mir nicht bekannt, daß jemand diese Turbulenzen freiwillig erzeugt. In der Regel sucht man die ja zu vermeiden.
Dani schrieb:
Das stimmt auch wieder.
Ich möchte aber noch einmal darauf hinweisen, worum es mir zu Beginn der High Speed Druckstufendiskussion eigentlich ging:
Wir haben zwei Systeme, eines mit einer HSD mit grosser Öffnung und einem Shimstack dahinter (ohne Blow Off Ventil und ohne TPC Plus mit zweiter, verzögerter ZusatzDruckstufe) und dann ein anderes (optimal eingestelltes SPV System), das hauptsächlich eine positionsabhängige Druckstufendämpfung hat mit einer HSD, die schwächer ausfällt als im ersten Fall.
Man stelle beide Systeme so ein, dass bei einem sehr grossen Schlag beide gerade nicht durchschlagen und etwa denselben Federweg ausnutzen.
Ich behauptete, dass sich das zweite System (SPV System) komfortabler anfühlt, da der Schlag kontinuierlich stärker abgebremst wird im Gegensatz zum ersten System, wo der Schlag bei der grössten Geschwindigkeit am stärksten abgebremst wird, also zu Beginn des Einfederns, was man als kleinen Schlag im Handgelenk spürt.
Um mich da äußern zu können, kenne ich mich bei Manitou zu wenig aus... Ich kann nur beim Grundsätzlichen mitspielen

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Dani schrieb:
Alles andere waren eher Grundsatz- und Definitionsdiskussionen.
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Das Problem ist oft, dass ich nicht viel Zeit zum Antworten habe...
Wem geht das nicht so

. Insofern sollte da jeder Verständis haben...
Dani schrieb:
Das wäre grundsätzlich gut, wie auch schon gesagt, ist aber bei den Kurven ein Blow Off Ventil eingebaut, welches die Kurven nicht zu stark nach unten absinken lässt. Mich würde die Kurve einer reinen ShimstackHSD ohne Bypass und Blow Off interessieren...
Gibt es weiter unten...
Dani schrieb:
Ich würde das nicht herstellerabhängig sehen, sondern anordnungsabhängig: Mit einem Verstellrad stellt man die LSD ein, mit einem andern die HSD. Natürlich haben beide Stufen für sich eigene Verhalten im HSbereich und LSbereich, aber die Regelung wirkt sich bei der einen Stufe hauptsächlich auf kleine und bei der andern auf grosse Geschwindigkeiten aus (vorausgesetzt, man kann getrennt verstellen)
Gruss
Dani
Letztendlich ist es herstellerabhängig, weil jeder Hersteller selbst entscheiden muß, welche Geschwindigkeit die Grenze zwischen beiden Systemen darstellt. In der Handhabung für den Benutzer hast Du natürlich Recht. Wobei es für viele Benutzer nicht so einfach einzustellen ist, sollten sie wirklich zwei Druckstufen einzustellen haben...
So, jetzt aber mal zu meinen Kurven:
Am Anfang zwei Kurven von Druckstufen mit reinen shimstacks.
Eine Gabel:
und ein Dämpfer:
Beide Kurven sehen erstmal sehr unterschiedlich aus, sind es aber eingentlich gar nicht.
Am ehesten scheint die Druckstufe des Dämpfers einem shimstack zu entsprechen. Die Kraft steigt degressiv mit der Geschwindigkeit, dadurch wird bei schnellen Stößen ein sog. spiken, also Verhärten verhindert. Vergleicht man die Achsenbeschriftungen mit denen der Gabeldruckstufe, fällt auf, daß die Dämpferkräfte erheblich höher sind, die Geschwindigkeiten erheblich kleiner. Das macht Sinn, wenn man sich in Erinnerung ruft, daß der Dämpfer hinten ja in der Regel übersetzt eingebaut wird, sich also zB drei mal langsamer bewegt als die Hinterradnabe. Der Dämpfer der Gabel bewegt sich dagegen ja immer genau so schnell wie die Vorderradnabe.
Die Kurve der Gabel sieht erstmal komisch aus: Bei sehr geringen Geschwindigkeiten ist ein Zacken und bei hohen Geschwindigkeiten wird die Kurve progressiv, nachdem sie im mittleren Bereich degressiv war. Dafür gibt es natürlich Gründe

. Der komische Zacken, der die Dämpfung vermeintlich erstmal sinken läßt, liegt an der relativ hohen Dichtungsreibung des Dämpfers. Einfedergeschwindigkeiten von unter 30mm/s liegen im StickSlip Bereich der Dichtungen.
Die Progressivität im Bereich der hohen Geschwindigkeiten hat einen einfachen Grund: Der Dämpfer wird schneller bewegt, als sein Einsatzbereich ist, die shims können tatsächlich nicht weiter öffnen. Realistisch sollte die Kurve bei 500mm/s aufhören, und bis dahin ist sie auch schon degressiv, wie es einem shimstack gebührt. Wer übrigens in das link von Dani ein paar postings vorher geschaut hat, weiß, daß die Kurven bei Autos in der Regel auch bei 500mm/s aufhören.
Nun noch zwei Kurven von Zugstufen, es sind wieder dieselbe Gabel und derselbe Dämpfer:
Die Zugstufe der Gabel:
Die Zugstufe des Dämpfers:
Auch hier bei der Gabel wieder die Reibung, deutlich zu sehen in der sinkenden Dämpferkraft bei kleinen Geschwindigkeiten.
Bei beiden Kurven ist zu sehen, daß die Dämpferkräfte erheblich höher liegen als beim Einfedern. Aber Vorsicht: Beim Ausfedern sind die Geschwindigkeiten erheblich geringer als beim ausfedern, maximal die Federkraft sorgt ja für eine Bewegung. Beim Dämpfer zB beträgt die maximale Geschwindigkeit beim Ausfedern rund 100mm/s. Das hängt natürlich von Luftdruck bzw. Federvorspannung ab.
Schön zu sehen, ist, daß die Dämpferkraft bei der Gabel über einen weiten Bereich relativ schwach steigt, die Dämpferkraft beim Dämpfer aber über den gesamten Weg einen deutlich progressiven Verlauf nimmt. Der Grund liegt darin, daß die Gabel auch in der Zugstufe ein shimstack aufweist, während der Dämpfer lediglich über eine Bohrung gedämpft wird. Potentiell kann der Dämpfer bei mehreren aufeinanderfolgenden Schlägen also eher verhärten als die Gabel.
So, daß war es für heute.
Viele Grüße von der
Edelziege