Info, Stand März 2019, von einem Nationalpark-Ranger, mit dem wir uns länger (sehr freundlich) unterhalten haben:
- es gibt keinerlei Toleranz mehr für das Befahren der Ostkante-Route. Selbige war schon immer illegal, da sie abschnittsweise in den NP rein geht. Nun gibt es verstärkte Kontrollen und empfindliche Strafen, die auch bereits gegen ein paar Leute verhängt wuden.
- ebenfalls verboten ist es nun auch, zum Pico Nieves hoch zu gehen und von dort in die 3er Abfahrt einzusteigen. Selbiges gilt auch, wenn man nicht bis ganz zum Gipfel geht oder die Fahrräder vorher liegen lässt (eigentlich sind nur die obersten 20 Meter des Nieves Gipfels innerhalb des NP). Erlaubt ist der 3er nur unterhalb der Straße. Er begründet das damit, dass er ja nicht wissen könne wie weit man mit dem Fahrrad hochgegangen wäre, wenn er jemanden auf dem Trail oberhalb der Straße fahren sieht.
- alles an der Nord/Ostseite (8,9,5,4,3 und Varianten davon) ist unterhalb der Straße ok. Oberhalb nichts. Zu beachten ist, das dies keine explizite Fahrerlaubnis darstellt, sondern dass es nur üblicherweise toleriert ist, da es kein gesetzliches Nutzungsrecht für Fahrräder auf Pfaden gibt. Selbiges gilt für alle Trails, die nicht explizit als Bikestrecke ausgewiesen und erlaubt sind. Im Einzelfall kann also die Toleranz aufgehoben werden, das liegt im Ermessen des jeweiligen Forstbeamten oder Polizisten.
- Helitrail und davon abzweigende Trails sind grau. Es gibt ein Fahrverbots-Schild am Anfang, selbiges ist aber kein offizielles Schild des NP. Große Gruppen, explizit Gruppen von kommerziellen Anbietern, die keine Guides mit spanischer Lizenz haben, sind unerwünscht. Kleine private Gruppen, die außerhalb von Stoßzeiten fahren werden nicht weiter geahndet, solange keine Probleme auftreten.
- Westkante geht an einer Stelle kurz in den NP rein und war somit schon immer illegal. Auch hier gibt es ein Fahrverbots-Schild, selbiges ist offiziell aufgrund des NP. Bei großen Gruppen, wiederholter Befahrung, und/oder Meldungen über Fehlverhalten oder sonstiger Probleme wird geahndet und es können empfindliche Strafen ausgesprochen werden, was auch bereits passiert ist.
- das untere Stück der Westkante ab Torre del Time ist aufgrund hoher Wanderer-Frequentation grau und insbesondere bei großen Gruppen eher unerwünscht.
- wegen Vulkanroute haben wir garnicht weiter nachgefragt und er fand es wohl auch nicht nötig, dazu etwas zu sagen. Das war ja schon immer hochgradig illegal und unerwünscht, und ich gehe nicht davon aus, dass sich daran was geändert hat.
Im Allgemeinen meinte der Ranger, dass Mountainbike-Touristen auf der Insel gerne gesehen sind und es den Behörden daran gelegen ist, diesen Tourismus-Zweig aufrecht zu erhalten. Allerdings gab es in der Vergangenheit ein paar Probleme durch Fehlverhalten einiger Gruppen, die restriktiveres Vorgehen besonders in den Schutzzonen nötig gemacht haben.
Besonders schien er sich an manchen großen Gruppen und kommerziellen Anbietern zu stören. Insbesondere Reiseanbieter, die keinen festen Sitz auf der Insel haben, und/oder deren Guides keine spanische Lizenz haben, erwähnte er mehrfach sehr negativ. Er meinte, dass diese Gruppen viele Probleme und Schäden verursachen und das Geld dann ins Ausland abfließt. Aus diesem Grund versuchen die Ranger dagegen besonders hart vorzugehen. Seiner Meinung nach sind ihm kleine private Gruppen, die sich verständig zeigen und Stoßzeiten meiden, am liebsten, und er würde in Grauzonen ein Auge zudrücken (nicht jedoch, das betonte er, auf der Ostkante). Ebenfalls gut und gerne gesehen wären kommerzielle Anbieter mit festem Sitz und Steuerpflicht auf der Insel, die sich mit den offiziellen Stellen absprechen. Namen nannte er generell keine. Dass wir mit einem lokalen Taxifahrer ungeguidet unterwegs waren, lobte er und meinte, diese Art von Tourismus wäre gut für die Insel.
Am Ende des Gesprächs gab es noch ein "have fun".
In Summe fand ich das Gespräch sehr positiv. Klar ist, dass ein NP-Ranger sich im Wesentlichen halt um Dinge des NPs kümmert und alles andere außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs liegt, verlässliche Aussagen vor allem zu den Gebieten außerhalb des NP kann er schon deshalb nicht treffen. Ich habe aber mitgenommen, dass es keine generellen Vorbehalte gegen Biker gibt, sondern im Gegenteil, dass Biker nach wie vor willkommene Gäste sind und das auch so bleiben soll. Im Vergleich zu der Situation auf ein paar Nachbarinseln ist das (immer noch) eine sehr vielversprechende Lage, auch wenn die Toleranz auf ein paar wenigen Trails wohl nachgelassen hat.