max. zulässige Reifenbreite – Karkassen- oder Stollenbreite ausschlaggebend?

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Laut ETRTO-Tabelle gibt es einen Zusammenhang zwischen Felgen-Maulweite und maximal zulässiger Reifenbreite (Bsp. 52 mm bei 17c), so weit so bekannt. Nun stellt sich aber die Frage, ob dabei lediglich die Karkassen-Breite gemeint ist oder sich die Angabe auf das Maß über Stollen bezieht (Bsp. 50 mm Karkasse, 54 mm Außenstollen). Eigentlich sollte lediglich die Karkassen-Breite relevant sein, finde zu diesem Thema aber nichts Konkretes. Kann das hier jemand bestätigen und evtl. kurz technisch erklären? Danke für erhellende Ausführungen.
 
Wer entscheidet denn über Zulässigkeit? Die EU mittels Euronorm? Oder eine Hersteller-Eigenzertifizierung des Reifenherstellers? Oder des Felgenherstellers?



Oder vielleicht doch der Anwender?
 
Damits nicht am Rahmen (=Kettenstrebe) z.b. am Hinterrad schleift ist jedenfalls bei den meisten Reifen die Stollenbreite entscheidend, sofern das halt logischerweise die breiteste Stelle des Reifens ist.
Ansonsten würde ich mal behaupten: eine zur Felgenbreite passende Karkassenbreite ist nicht verkehrt um offroad durch stabilen, durchschlagfreien und hinsichtlich Grip + Traktion möglichst niedrigen Luftdruck fahren zu können.
 
Wer entscheidet denn über Zulässigkeit? Die EU mittels Euronorm? Oder eine Hersteller-Eigenzertifizierung des Reifenherstellers? Oder des Felgenherstellers?

Die bereits erwähnte ETRTO, und mitunter auch der Felgen-Hersteller, im konkreten Fall Mavic.

Damits nicht am Rahmen (=Kettenstrebe) z.b. am Hinterrad schleift ist jedenfalls bei den meisten Reifen die Stollenbreite entscheidend, sofern das halt logischerweise die breiteste Stelle des Reifens ist.

Das ist soweit klar und im vorliegenden Fall auch nicht das Problem.

Die eigentliche Frage ist damit leider noch unbeantwortet, ob nun die Stollen- oder die Karkassenbreite das limitierende Element ist (vermute letzteres, kann's aber nicht schlüssig begründen).
 
Bei den ETRTO Empfehlungen geht es darum, daß die Reifen auf den Felgen halten sollen. Wenn du einen Reifen mit 20mm Nennbreite auf eine Felge mit 35 mm Maulweite ziehst, sieht jeder ein, daß es da Probleme mit der Haltbarkeit des Verbundes im praktischen Fahrbetrieb geben könnte. Wenn das tatsächlich eine Zeit lang halten sollte, fährt man in Kurven auf dem dünnen Teil der Reifen, der vom Hersteller mal als Reifenflanke gedacht war und der vergleichsweise empfindlich gegen Schnitte ist. Ob auf der Lauffläche Stollen sind oder negatives Profil oder ob es sich um Slicks handelt, spielt dabei keine Rolle, ansonsten wäre das in der Tabelle ja angegeben.

Bei der genannten Nennbreite handelt es sich eigentl. nicht um die Karkassenbreite sondern eher um die Breite der Lauffläche. Die Karkassenbreite wäre meiner Meinung nach das, was man sieht, wenn man einen Faltreifen platt auf dem Tisch auslegt. Die ist natürlich viel breiter, als die Lauffläche.

Das Problem mit ETRTO ist, daß die lediglich das Abbilden, was sowieso am Markt schon vorhanden ist. Es scheint so, als würde hinter diesen Empfehlungen gar keine physikalisch/technische Argumentation stehen. Anders ist nicht zu erklären, daß nachdem die MTB-Reifen dicker geworden sind, die ETRTO irgendwann nachgezogen hatte und dann dicke Reifen auch auf schmalen Felgen zugelassen hat. Spaßigerweise haben dann die Felgenhersteller nachgezogen und ebenfalls breitere Felgen hergestellt, so daß jetzt offenkundig wird, das die von ETRTO jetzt erlaubten Reifen-Felgenkombinationen im Fahrbetrieb deutliche Nachteile haben. Die breiten Reifen fallen nicht von der schmalen Felge, aber sie fahren sich besser auf Felgen mit adäquater Breite.

Im Moment werden die Rennradfelgen immer dicker und es werden dort Felgen-Reifen Kombinationen gefahren, die laut ETRTO nicht funktionieren dürften. Sie funktionieren aber in der Praxis völlig unauffällig, bei verbessertem Fahrverhalten (besonders in Kurven). Ich bin gespannt, ob die ETRTO bald auch im Rennradbereich ihre Empfehlungen an das anpasst, was in der Praxis funktioniert und von vielen Felgenherstellern heute schon empfohlen wird.

Lange Rede kurzer Sinn: Vergiss die ETRTO, was die sagen ist unbrauchbar.
 
Danke für die ausführliche Abhandlung. Mal die ETRTO außen vor, bliebe dann immer noch die Beschränkung des Felgenherstellers, z.B. gibt Mavic eine maximale Reifenbreite von 52 mm für 17c-Felgen an. Aber (und damit zurück zur Ausgangsfrage) welche Breite meinen die damit, Karkasse (A) oder über Stollen (B)?

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Danke für die ausführliche Abhandlung. Mal die ETRTO außen vor, bliebe dann immer noch die Beschränkung des Felgenherstellers, z.B. gibt Mavic eine maximale Reifenbreite von 52 mm für 17c-Felgen an. Aber (und damit zurück zur Ausgangsfrage) welche Breite meinen die damit, Karkasse (A) oder über Stollen (B)?
Es kann sich nur um die Nennbreite des Reifens handeln der lautet (nach ETRTO) eben 622x52 oder 559x2" oder sowas. Das ist die Breite, die an der Seite des Reifens i.d.R. aufgedruckt ist.
Das was du Breite der Karkasse nennst, ändert sich mit der Breite der Felge.
 
Was sind denn die Konsequenzen, wenn man einen unzulässig breiten Reifen montiert? Kommt dann jemand von der ETRTO und konfiskiert das Rad? Natürlich nicht. Der einzig limitierende Faktor für die Reifenbreite ist der Reifendruck, den das Felgenbett verkraftet. Wenn jemand unbedingt mit einem 3" Reifen auf einer 17C Felge rumeiern will, ist das doch sein Problem.
Optimaler Weise erlaubt die Felgenbreite den Druck im Reifen soweit abzusenken, dass man keine Durchschläge hat und der Reifen stabil genung auf der Felge sitzt. Das ist neben der Felgenbreite auch von der Stabilität der Karkasse abhängig. Wenn es dafür eine eindeutige Formel gibt, hat sie bisher noch niemand veröffentlicht.
 
Das habe ich weiter oben auch versucht auszudrücken. Aber es geht ja hier nicht um die Fahrpraxis sondern die Theorie dieser Normtabellen.
Nach heutigen Erkenntnissen müsste man die Tabelle teilweise einstampfen und ersetzen, aber dennoch würden genug alte Revisionen überall herumgeistern und die Leute wären genauso verwirrt wie mit der aktuellen "verkehrten" ETRTO Tabelle.
 
ich verstehe dein problem nicht...die stollen sind teil des gesamtsystems "reifen" somit ist die einzige logische schlussfolgerung das die breite über die stollen zu messen ist. denn dort ist die breiteste stelle des reifens (im normalfall). punkt.

was soll den passieren wenn du einen reifen aufziehst der 54mm breit baut, oder gar mehr???
 
Im ungünstigsten Fall könnte es den Reifen von der Felge ziehen. Aber die Ausgangsfrage nach der zugrunde liegenden Meßmethode ist ja mittlerweile beantwortet, für mich ist die Sache somit erledigt.
 
Beim Reifenbreite/Maulweite-Verhältnis geht es letztlich doch darum, ob ein Reifen noch richtig vom Felgenhorn gestützt wird. Die Kraftübertragung zum Untergrund findet normalerweise durch das Profil statt und nicht durch die Karkasse/Seitenwand. Der Hebel vom Auflagepunkt des Reifens am Boden zum Felgenhorn ist ausschlaggebend. Insofern kann eigentlich nur das Profil die kritische Breite des Reifens darstellen.
 
Das sieht Mavic offensichtlich etwas anders (siehe #7), und da die das Zeug herstellen sowie dafür haftbar sind, würde ich ihnen diesbezüglich auch eine gewisse Kompetenz unterstellen.
 
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