Diese restriktive Entwicklung überrascht mich nicht. Die deutsche Fahrradbranche hat letztes Jahr 215.000 + 360.000 Geländefahrräder (MTB) ohne und mit Motor verkauft [
hier, Bild 19]. Dieses Jahr waren es sicherlich noch mehr. Selbst wenn nur 10% davon artgerecht bewegt werden – die Konflikte nehmen Jahr für Jahr zu. Gelände und Trails wachsen nicht mit.
Das aktuelle Corona-Jahr hat die Entwicklung verschärft. Wenn man die meisten anderen Freizeitaktivitäten verbietet, drängen mehr Menschen in die ‚freie Natur‘; das kann niemanden überraschen und geht über die Konflikte auf den Trails hinaus:
Kanu- und Schlauchboottouren in
Naturschutzgebieten,
Skitouren in Wildschutzzonen,
Wildzelten,
Toilettenproblematik, … Die Isar-Trails südlich von München wurden dieses Jahr kaputt gefahren– das habe ich so noch nie erlebt, schaut jetzt stellenweise aus wie am Gardasee.
In Teilen des oberbayrischen Alpenraums halte ich die gemeinsame Trailnutzung von Bikern und Fußgängern inzwischen für außerordentlich schwierig. Wenn man alle fünf Minuten eine Begegnung oder Überholung moderieren muss, nervt das alle Beteiligte – auch bei den besten Vorsätzen. Und je mehr Trails gesperrt werden, desto stärker verlagern sich die Konflikte auf die verbleibenden Strecken und Forstautobahnen, bis auch dort nichts mehr geht. Im Tagestouren-Einzugsbereich von München habe ich das MTB inzwischen fast aufgegeben und fahre nur noch Rennrad.
In Graubünden, Südtirol, Lombardei, Piemont klappt die gemeinsame Trailnutzung – abgesehen von einigen Hotspots, wie Gardasee – noch leidlich, einfach weil die Nutzungsdichte nicht so hoch ist. In unseren bevölkerungsreichen Ballungsräumen wären – analog zu Kletterhallen – angelegte Trailcenter wünschenswert, um die Nachfrage der Geländefahrer zu kanalisieren und von den Fußgängern zu trennen. Leider erwarte ich – mit Ausnahme der Gravity-Fraktion – wenig Zahlungsbereitschaft und deshalb kein Geschäftsmodell für kommerzielle Angebote. Öffentliche Angebote scheitern an den Kosten und Haftungsfragen, siehe die endlose
Diskussion um einen Träger für ‚offizielle‘ MTB-Trails im Isartal.